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Was der Winter verschwieg (German Edition)

Was der Winter verschwieg (German Edition)

Titel: Was der Winter verschwieg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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und mehr Stunden arbeitete, als der Tag hatte – so kam es ihr zumindest manchmal vor.
    In diesem Augenblick erhob sich ein Murmeln im Saal. Das Mädchen sah besorgt aus, aber Sophie hörte jemanden flüstern, dass es schneite.
    „Komm.“ Sophie nahm Fatou bei der Hand. „Schau mal aus dem Fenster.“ Sie ging mit ihr zu einem der hohen Fenster und schob die samtenen Vorhänge beiseite. „Sieh nur“, sagte sie.
    Fatou beugte sich vor und drückte ihre Nase an die Scheibe. Der Schnee fiel in dicken, schweren Flocken und verwandelte die Palastgärten in eine Märchenlandschaft, die von dem weichen gelben Licht der Laternen beschienen wurde.
    „So etwas habe ich noch nie gesehen“, sagte Fatou. „Das ist ein Wunder,
madame
.“
    Draußen auf dem schmalen Kopfsteinpflasterweg flackerten Schatten über die schnell weiß werdende Erde. Sophie beugte sich ebenfalls vor, um besser sehen zu können. Der Innenhof lag leer und friedlich da. Sie wünschte, Max und Daisy könnten das sehen – die Pracht und Schönheit dieses Abends. Sie war froh, dass sie diesen Moment wenigstens mit dem freundlichen Mädchen an ihrer Seite teilen konnte. Lächelnd wandte sie sich zu Fatou um.
    Das Mädchen bemerkte es nicht, sondern schaute weiter aus dem Fenster, wie hypnotisiert vom fallenden Schnee.

3. KAPITEL
    N achdem alle über den Schnee gestaunt hatten, gingen die Vorführungen weiter. Sophie schlenderte zu dem langen Buffettisch, um sich das Angebot anzusehen. Wie die Musik repräsentierte auch das Essen die verschiedenen Nationen, die sich an diesem Tag hier versammelt hatten. Ein Tablett mit buttrigen Gougères, goldbraun gebackenen Käseküchlein, ließ ihr das Wasser im Mund zusammenlaufen, doch sie unterdrückte den Drang, sie zu probieren. Sie konnte sich nicht erlauben, etwas zu essen. Für ihre Präsentation musste sie so gut wie möglich aussehen, dazu passten weder Krümel im Mundwinkel noch ein verwischter Lippenstift.
    Zu ihrer Überraschung wirkte das sonst immer so sorgfältig aufgebaute Buffet an diesem Abend etwas chaotisch. Das Essen und die Blumen waren lieblos und ohne jedes Feingefühl einfach so hingestellt worden. Der Oberkellner, ein blonder Mann mit kräftigem Knochenbau, schnippte mit den Fingern und sprach einen Befehl in das Mikrofon seines Headsets. Als er den Arm ausstreckte, um die Shrimps nachzufüllen, brach er ein Stück von einer Eisskulptur ab. Sophie hätte schwören können, ihn unterdrückt fluchen zu hören. Genieß den Abend, dachte sie und nahm sich ein Glas Champagner von der Bar. Das würde bestimmt sein letzter Auftritt sein. Hier, am mächtigsten Gericht der Welt, musste das Catering untadelig sein. Eine falsche Bewegung, und der Caterer war Geschichte.
    Sie schlenderte zu der Gruppe, die sich um Momoh Sanni Momoh versammelt hatte. In seiner Robe aus safrangelber Seide und dem hohen, kunstvoll gebundenen Turban sah der Premierminister von Umoja äußert beeindruckend aus. Während sie darauf wartete, ihn zu begrüßen, traf sie auf ihre Kollegin Bibi Lateef. Als Bürgerin von Umoja trug Mme Lateef heute auch ihre Nationaltracht, die ein krasser Gegensatz zu ihrer üblichen nüchternen Gerichtsrobe war.
    „Sie starren mich an,
madame“
, sagte sie zu Sophie und lächelte breit. Freude über den Sieg spiegelte sich in ihren Augen.
    Die Frauen umarmten einander, dann trat Sophie einen Schritt zurück, um ihre Kollegin anzuschauen. „Ich bin geblendet. Dieser Look steht Ihnen fabelhaft.“
    „Freut mich zu hören“, erwiderte Mme Lateef, „denn ich werde meine Robe nicht länger benötigen.“
    Sophie strahlte vor Stolz. Ihre Kollegin war ebenso gut ausgebildet wie alle Juristen am Gericht. Sie würde in der neuen Regierung ihres Landes einen hohen Posten einnehmen.
    „Wissen Sie schon, welchen Posten Sie bekleiden werden? Dürfen Sie das bereits verraten?“
    „Wie gefällt Ihnen ‚Ministerin für Sozialfürsorge‘?“, sagte Mme Lateef.
    Sophie nahm ihre Hand. Bibi Lateef hatte im Krieg viele Mitglieder ihrer Familie verloren. Ihr Kampf war sehr persönlicher Natur gewesen. Nun in ihr Heimatland zurückzukehren, musste eine bittersüße Erfahrung für sie sein. „Das klingt perfekt“, sagte Sophie. „Herzlichen Glückwunsch. Ich werde Sie allerdings vermissen. Niemand wollte diesen Fall dringender zu einem Abschluss bringen als ich, aber die Zusammenarbeit mit Ihnen wird mir fehlen.“
    „Es gibt noch viel zu tun. Familien, die auseinandergerissen wurden, verwaiste

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