Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Was der Winter verschwieg (German Edition)

Was der Winter verschwieg (German Edition)

Titel: Was der Winter verschwieg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
Vom Netzwerk:
aus.
    Charlie stand, wie nicht anders zu erwarten, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Im Moment wurde er von Laura Tuttle, der Managerin der Bäckerei, auf dem Arm gehalten und von Philip Bellamy bewundert. Philip war Gregs Bruder.
    Reiß dich zusammen, warnte Sophie sich. Du weißt, dass das hier die Stadt der Bellamys ist. Gewöhn dich dran.
    Als Ältester der vier Bellamy-Geschwister war Philip ein gutes Dutzend Jahre älter als Greg. Sie sahen sich jedoch sehr ähnlich, hatten das gleiche adrette Aussehen und die angenehm selbstbewusste Ausstrahlung.
    Als Philip sie sah, stand er auf. „Sophie“, sagte er mit genau dem richtigen Maß Freundlichkeit in der Stimme. „Schön, dich zu sehen.“
    Oder auch nicht, dachte sie, als sie sich kurz umarmten und dann schnell jeder einen Schritt zurücktraten, bevor es unangenehm wurde.
    „Du erinnerst dich noch an Laura Tuttle? Sie ist die Managerin der Bäckerei und eine hervorragende Babyhalterin.“
    Laura hatte ein Lächeln, das einen ihren wenig schmeichelhaften Haarschnitt und die altmodischen Klamotten sofort vergessen ließ. „Ich habe gerade diesen unglaublichen kleinen Jungen bewundert.“
    Damit hatte sie genau das Richtige gesagt. Seit Charlies Geburt hatte Sophie eine universelle Wahrheit entdeckt: Alle Frauen waren völlig vernarrt in ihre Enkelkinder. Alles, was man tun musste, war, Komplimente über das Enkelkind zu machen, und sofort hatte man in Sophie einen Freund fürs Leben gefunden.
    Sie trat an den Tresen, um eine Tasse Tee zu bestellen, und erschrak, als mit einem Mal Philip neben ihr stand. „Dir geht es doch gut, oder?“
    „Ja, mir geht es gut“, versicherte sie ihm. „Versprochen.“
    Er grinste. „Warum habe ich nur den Eindruck, der neunundachtzigste Mensch zu sein, der dir heute diese Frage stellt?“
    Die Bedienung stellte die Tasse aus feinem weißen Porzellan vor sie ihn. Sophie gab einen halben Löffel Zucker hinein. „Nein, das bist du nicht. Ich bin es nur nicht gewohnt …“ Sie hielt inne. Was war sie nicht gewohnt? Dass Leute sich dafür interessierten, wie es ihr ging? Das war schlicht erbärmlich. „Mir geht es gut“, behauptete sie. „Ich habe ein Häuschen am See und werde mich bald nach einem eigenen Zuhause umsehen.“
    „Das heißt, du wirst hier als Anwältin arbeiten?“
    „Warum, brauchst du eine?“
    Zu ihrer Überraschung nickte er. „Es hat keine Eile, aber wie du weißt, haben sich meine Lebensumstände in den letzten Jahren ein wenig verändert.“
    Was eine ziemliche Untertreibung war. Quasi aus heiterem Himmel hatte Philip erfahren, dass er eine erwachsene Tochter hatte – Jenny Majesky, die Besitzerin der Bäckerei. Mariska, Philips Freundin aus Collegezeiten, hatte damals das Kind bekommen, ohne ihm davon zu erzählen.
    Sophie senkte die Stimme. „Ist alles in Ordnung?“
    „Oh ja. Aber meine Töchter – Olivia und Jenny – sind jetzt beide frisch verheiratet. Und auch ich werde mich diesem Club demnächst anschließen.“
    Sie warf einen Blick auf Laura Tuttle. „Philip!“
    Er grinste von einem Ohr zum anderen. „Ich ruf dich an, okay?“
    Sophie schaute sich Laura genauer an. Sie war ungefähr in Philips Alter, die Art Frau mit einem warmen Herzen, einem weichen Körper und einem steten Lächeln. Eine Frau, die sich in ihrer Haut vollkommen wohlzufühlen schien. Sophie nippte an ihrem Tee und fragte sich, ob es ihr irgendwann auch einmal so gehen würde. Sie kehrte noch nicht an ihren Tisch zurück, sondern beobachtete ihren Sohn und ihre Tochter, wie sie sich angeregt mit ihrem Onkel und ihrer zukünftigen Tante unterhielten. Sie schienen so eng miteinander verbunden zu sein, dass Sophie sich fragte, ob überhaupt genügend Platz vorhanden war, dass sie sich dazwischenquetschen konnte.
    Nachdenklich trank sie ihren Tee aus und zog die neue Jacke an. „Wir sollten uns langsam auf den Weg machen.“
    Max lehnte sich gegen den Tresen und verschlang heißhungrig ein Butterhörnchen mit Zuckerglasur.
    „Das wird dir den Appetit aufs Abendessen verderben“, bemerkte Sophie.
    „Keine Angst, das wird so schnell nicht passieren.“ Er grinste sie an.
    Sie gingen ins Apple Tree Inn zum Essen, einem Restaurant in einem umgebauten viktorianischen Haus am Fluss. Zu dieser Jahreszeit war der Schuyler River beinahe vollständig gefroren. Eine dicke Eisschicht überzog die Felsen und Steine im Flussbett, und nur in der Mitte floss noch ein kleines Rinnsal.
    „Ms Bellamy, willkommen zurück“,

Weitere Kostenlose Bücher