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Was Die Liebe Naehrt

Was Die Liebe Naehrt

Titel: Was Die Liebe Naehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anselm Gruen
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wo ich in der Zuschauerrolle bleiben darf. Allerdings ist es immer eine Gratwanderung zwischen diesen beiden Polen. Es gibt Menschen,
     die sich nicht abgrenzen können und alles sofort auf sich beziehen. Dann verwickeln sich die Partner in ihren Emotionen immer mehr. Es gibt aber auch
     Ehepartner, die sich zu sehr abgrenzen und die Not und die Sehnsucht des anderen, die in seinem Schreien und seinem Weinen zum Ausdruck kommen, gar nicht
     wahrnehmen. Sie ziehen sich so sehr auf sich selbst zurück, dass sie dem anderen vermitteln: Dein Weinen, deine Unzufriedenheit ist allein dein
     Problem. Doch dieses Sich-Abgrenzen wird dann zum Nicht-wahrhaben-Wollen. Es verletzt den anderen zutiefst. Der andere hat das Gefühl, dass er den Partner
     gar nicht mehr erreicht. Selbst auf Weinen und Verzweiflung, selbst auf Krankheit reagiert der andere nicht mehr. Er hat sich in sich selbst
     verschlossen. Manchmal wird das sogar noch spirituell erhöht. Der andere vermittelt dem Partner, dass er so sehr in seiner Mitte ist, dass er auch durch
     die Probleme des anderen nicht aus seiner Mitte herausfällt. Er interpretiert seine mangelnde Anteilnahme noch als spirituelle Reife. So etwas macht den
     Partner zurecht wütend. Denn über diese Grenze kann ich kaum noch schreiten. Durch die spirituelle Ideologisierung ist sie so hoch geworden, dass ich den
     anderen in seiner Person gar nicht mehr wahrnehmen kann.
Resonanz geben
    Daher braucht es einen anderen Weg, damit die Partnerschaft gelingen kann: Resonanz. Das, was mein Partner mir sagt, braucht
     Resonanz. Wenn ich überhaupt nicht reagiere, dann fühlt sich der andere allein gelassen. Resonanz heißt nicht immer, dass ich genauso aggressiv
     reagiere. Aber dennoch reagiere ich. Ich zeige dem anderen, was sein Vorwurf, sein verletzendes Wort in mir auslöst. Oft sind es die Frauen, die dem Mann
     sagen, wie es ihnen mit ihm ergeht, dass sie sich nicht verstanden fühlen, dass sie nicht wissen, woran sie bei ihm sind, weil er nicht reagiert. Männer
     entziehen sich dann oft dem Gespräch. Sie sagen gar nichts. Sie geben keine Resonanz. Das verunsichert die Frauen. Auch wenn ich auf einer sachlichen
     Ebene reagiere und nicht emotional, ist das hilfreicher, als gar keine Reaktion zu zeigen. Allerdings misslingt die Kommunikation zwischen Mann und Frau
     oft, weil sich in das Gespräch oft vorwurfsvolle Töne oder aber bewertende, bedrängende oder verurteilende Signale mischen. Damit ein Gespräch gelingt,
     braucht es daher immer die spirituelle Haltung des Glaubens, dass ich dem anderen zutraue, dass er mich versteht und dass er seine Gedanken
     ausdrückt. Wenn der Mann sich zu sehr bedrängt fühlt, dann zieht er sich zurück. Dann antwortet er entweder gar nicht oder er meint, er sehe überhaupt
     kein Problem, nur sie würde alles so problematisieren. Doch mit solchen gegenseitigen Zuweisungen von Rollen wird ein Gespräch blockiert. Wenn der andere
     aus meinen Worten einen Vorwurf heraushört, beginnt er sich sofort zu verteidigen.Und so ist kein offenes Gespräch möglich. Die
     Kommunikation braucht daher eine spirituelle Grundlage, die Grundlage des Vertrauens und Zutrauens, der Hoffnung, dass sich im anderen etwas bewegt, und
     des Glaubens an den guten Kern in ihm.
Hingabe
    Noch eine spirituelle Haltung nährt die Beziehung zwischen Mann und Frau, auch wenn sie heute eher mit Argusaugen beobachtet wird: die
     Hingabe. Heute sind wir kritisch gegenüber Müttern, die sich völlig für die Familie aufopfern und dabei die eigenen Bedürfnisse überspringen. Manchmal
     kann hinter diesem Aufopfern auch ein Anspruch stehen: Ich gebe alles für euch. Aber dann müsst auch ihr mir etwas zurückgeben. Heute zählt die
     Selbstverwirklichung mehr als das Sich-Aufopfern. Aber dennoch kommt keine Beziehung ohne Hingabe aus. Wenn beide Partner nur darum kreisen, wie weit sie
     sich selbst verwirklichen können, wenn sie jeden Wunsch des Partners danach befragen, ob er mit den eigenen Bedürfnissen übereinstimmt, dann führt das –
     wie Hans Jellouschek in seinem Buch über »Die Kunst als Paar zu leben« ausgeführt hat – zur »Tyrannei der Authentizität«. Es ist heute wichtig, dass wir
     die beiden Pole der Selbstverwirklichung und Hingabe in ein gutes Gleichgewicht bringen. Wenn ein Pol absolut gesetzt wird, dann führt dies entweder zum
     Egoismus zu zweit oder aber zur Selbstaufgabe. Hingabe ist aber etwas anderes als Selbstaufgabe. Jellouscheksagt zurecht: »Der

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