Was die Nacht verheißt
Den Fehler habe ich schon einmal gemacht.«
Rex grinste. »Ich hätte nicht gedacht, dass du noch darauf kommen würdest, bevor es zu spät ist.«
»Vielen Dank für den Ausdruck von Vertrauen.«
»Keine Ursache. Ich hoffe nur, dass du dir auch überlegt hast, wie du Brianne davon überzeugst.«
Dazu sagte Marcus nichts. Er war sich noch nicht ganz sicher, was er eigentlich tun sollte, nur Versagen war nicht vorgesehen. Er war vollständig, endgültig und verzweifelt in Brianne Winters verliebt. Auf die eine oder andere Art würde sie seine Frau werden.
Marcus saß während des ganzen Stückes ruhig da und machte sich dann auf den Weg nach draußen. Richard war gegangen, um seine Kutsche zu holen. Lord und Lady Halliday standen am Straßenrand, ins Gespräch vertieft. Er entdeckte Brianne, die auf sie zuging, und trat ihr in den Weg.
»Ich muss dich sehen, Brianne. Wir müssen einiges besprechen. Mir ist klar, dass du mir lieber weiter aus dem Weg gehst, aber das kann ich nicht zulassen. Wann können wir uns treffen?«
Sie hob den Kopf ein wenig höher. Er bemerkte, dass ihre Hände zitterten. »Was ... was meinst du damit?«
»Ich meine damit, dass ich unter vier Augen mit dir sprechen möchte. Ob du es glaubst oder nicht, ich bin wirklich nur deinetwegen nach London zurückgekehrt. Ich muss mit dir reden. Und wenn es auch nur wegen der Freundschaft ist, die uns einst verbunden hat, diesen einen Gefallen wirst du mir doch wohl tun.«
Sie schüttelte den Kopf. »Wir haben uns nichts zu sagen. Du hast dein Leben, ich habe meines. Was immer uns einst verband, ist vorüber.«
Er hob eine Hand zu ihrer Wange. Im Schimmer der Straßenlaterne war ihre Haut blass, fast völlig farblos. »Bist du da so sicher?«
Brandy schluckte und wandte den Blick ab, schaute hinüber zu den Theaterbesuchern, die vor dem Gebäude versammelt waren. »Und selbst wenn ich noch irgendwelche Gefühle für dich hätte, würde das auch nichts bedeuten. Ich habe ei-niges über mich herausgefunden während der Monate, die du fort warst, Marcus. Ich will Kinder. Daran wärest du nicht interessiert. Du könntest dich niemals so binden.«
»Du hast Unrecht«, sagte er sanft. »Das war vielleicht früher so, aber jetzt ist es nicht mehr wahr.«
Bernsteinfarbene Augen hoben sich zu Marcus’ Gesicht. Brianne erkannte den Schmerz darin. Er wollte sie in die Arme nehmen, um den Schmerz zu vertreiben.
»Geh fort, Marcus, ich flehe dich an. Geh fort und lass mich in Ruhe.« Sie drängte sich an ihm vorüber und durch die Menge in Richtung auf die Kutsche der Hallidays. Ein Lakai öffnete die Tür, und Richard half ihr beim Einsteigen, gefolgt von Lady Halliday und dem Rest ihrer Gruppe. Er konnte noch einmal den Schimmer ihres feurigen Haars durchs Fenster erkennen. Marcus sah das Fahrzeug um eine Ecke und im grauen Dunst dahinter verschwinden. Es war ihm eng in der Brust, und sein Herz pochte schmerzhaft. Er wünschte, er hätte die richtigen Worte gefunden und gewusst, wie er Brianne dazu hätte bewegen können, dass sie auf ihn hörte.
»Deine Miss Winters ist ja wirklich reizend.« Palmer Reese stand nur einige Schritte entfernt und schlug lässig ein Paar schwarze Lederhandschuhe gegen seine Handfläche.
Bei seinem Anblick erstarrte Marcus. »Was hast du mit Miss Winters zu schaffen?«
»Gar nichts, muss ich leider sagen, denn ich finde sie wirklich reizend. Sie ist eine geheimnisvolle Frau. Niemand scheint viel über sie zu wissen ... obwohl es ein paar kleine Gerüchte gibt, sie wäre einmal deine Mätresse gewesen.«
Ärger machte sich in ihm breit. Mit jedem Herzschlag schien seine Abneigung gegen Palmer Reese zu wachsen. In Marcus’ Wange zuckte ein Muskel. »Ist das auf deinem Mist gewachsen, Palmer, oder hast du das von einem deiner Henker erfahren, vielleicht demselben, den du bezahlt hast, um meine Schiffe zu sabotieren?«
Palmer hob eine Augenbraue. »Du willst mich doch wohl nicht irgendwelcher Missetaten beschuldigen? Wir sind seit unserer Kinderzeit Freunde.«
»Freunde? Glaube ich nicht. Genau genommen hatte ich heute ein Treffen mit den Männern, die ich engagiert habe, um die Anschläge zu erforschen, die unsere Schiffe getroffen haben. Vor ein paar Monaten haben sie eine Liste von Leuten angelegt, die von meinen Verlusten profitierten. Du, Palmer, standest am Kopf dieser Liste.«
Palmer Reese lächelte nur. »Nichts Persönliches. Du hast die Verträge verloren, Marcus. Irgendwer musste sie ja bekommen. Es war
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