Was die Nacht verheißt
einfach nur geschäftliches Geschick meinerseits.«
Marcus widerstand einem Drang, ihn zu schlagen. »Heute wurde bestätigt, dass bis zu dem Zeitpunkt, als die Hawksmoor Schifffahrtsgesellschaft ihre Verträge einbüßte, deine Gesellschaft in extrem schlechten Verhältnissen war.«
»Das beweist nicht, dass ich irgendetwas mit deinen Schwierigkeiten zu tun hatte.«
»Nein, unglücklicherweise nicht. Aber ich sage dir eines ganz klar: Wenn noch einmal irgendwelche >Unfälle< auf meinen Schiffen Vorkommen, werde ich nicht auf Beweise warten. Dann werde ich dir auf die Pelle rücken - und zwar höchstpersönlich. Ich werde dich fordern, Reese. Als wir noch Jungs waren, war ich immer ein besserer Schütze als du. Jetzt bin ich auch noch besser.«
Reese’ Kinn spannte sich an, sein Gesicht wurde bleich.
»Und ich will kein einziges Wort mehr gegen Brianne Winters hören. Du verletzt sie und mich damit - verstanden? Und wenn doch, werden die Folgen dieselben sein. Du wirst sterben und meine Schwierigkeiten damit beenden.«
»Du bist wahnsinnig«, erwiderte Reese, aber Marcus hatte die Angst in seinem Gesicht deutlich erkannt. Marcus war sicherer denn je, dass Palmer hinter den Unfällen steckte, die ihn beinah seine Beine gekostet hatten.
Mit einem letzten harten Blick ging er davon und ließ Palmer Reese stehen, der hinter ihm herstarrte. Der Mann war zweifellos schuldig, aber es gab keine Möglichkeit, das zu beweisen. Er dachte an sein Treffen mit den Detektiven aus der Bow Street, die er vor nun beinah einem Jahr engagiert hatte. Reynolds und Kelly waren sicher, dass Reese der Mann hinter Marcus’ Schwierigkeiten sein musste. Sie hatten sogar den Verdacht, dass er den Mann beseitigt hatte, der ihm dabei geholfen hatte, nämlich Cain Dalton, den ehemaligen Kapitän der Fairwind.
Man hatte Dalton in einer Gasse nicht weit von Reese’ Büro gefunden, die Kehle aufgeschlitzt von einem Ohr zum anderen. Das Gerücht ging um, dass ein Mann ziemlich gut dafür bezahlt worden war, die Sache zu erledigen, und Reese’ Name war dabei häufiger gefallen. Doch es gab keine Beweise, besonders nicht von der Art, die irgendein Gerichtshof akzeptieren würde.
Es hatte eine Zeit gegeben, da war Marcus beinah besessen gewesen von dem Gedanken, den Mann zu finden, der verantwortlich war für die Ereignisse damals an Bord der Seehabicht. Jetzt wollte er seltsamerweise nur noch sichergehen, dass seine Schiffe und seine Männer in Sicherheit waren. Doch die Drohung, die er Palmer gegenüber ausgesprochen hatte, war wirklich so gemeint gewesen. Wenn Reese versuchen würde, ihm oder seinen Schiffen irgendetwas zu tun, dann würde Marcus ihn töten.
Und genauso würde es sein, wenn Reese weiterhin versuchte, Brianne Winters schlecht zu machen.
24
Brandy musste fort. Sie konnte nicht einen Tag länger in London bleiben. Sie hatte am Morgen mit Richard darüber gesprochen, ihn angefleht, sie zu verstehen, und ihn gebeten, die öffentliche Bekanntmachung ihrer Verlobung zu verschieben.
»Dies geht mir einfach alles zu schnell«, hatte sie gesagt. »Du weißt, wie gern ich dich habe, Richard, aber ich brauche Zeit zum Nachdenken, damit ich klarer sehe.«
»Es ist wegen Hawksmoor, stimmt’s? Bis zu seiner Rückkehr warst du zufrieden. Du hast dich sogar auf unsere Ehe gefreut.«
Brandy nahm seine Hand und hauchte einen Kuss auf seine glatten, wohlgeformten Knöchel. »Du hast die Freude zurück in mein Leben gebracht, Richard. Du hast mich aus der Dunkelheit geführt, die mich beinah zerstört hätte. Dafür werde ich dir immer dankbar sein. Aber ich brauche Zeit. Ich möchte, dass es stimmt zwischen uns. Ich möchte, dass alle Schatten verschwinden.«
»Ich will dich heiraten, Brianne. Ich würde alles für dich tun - was auch immer es sein möge.«
Sie lächelte ihn weich an. »Das weiß ich. Ich bitte dich nicht, für immer zu warten. Nur so lange, bis ich meine Gedanken geordnet habe.«
Richards Augen schlossen sich für einen Moment, dann seufzte er. »Wohin wirst du gehen?«
Brandy schaute zum Fenster zu einem Himmel, der eher grau als blau und von einer dünnen Rußwolke verfärbt war. »Zurück zu meinem Häuschen, dorthin, wo die Luft klar und süß ist und ich mir überlegen kann, was das Beste für uns beide ist.«
»Ich weiß, was das Beste ist«, sagte Richard fest. »Ich kann dich glücklich machen, Brianne, wenn du es nur zulässt.«
Sie drückte seinen Handrücken an ihre Wange. »Du und deine Familie sind
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