Was die Nacht verheißt
die nettesten und großzügigsten Menschen, die ich je gekannt habe. Ich möchte weder dich noch sie verletzen. Gib mir Zeit, Richard. Ich verspreche dir, es wird sich alles klären.«
Mit einem Ausdruck von Resignation im Gesicht nickte Richard. »Ich werde eine Nachricht vorausschicken. Wann möchtest du abreisen?«
»Morgen, wenn du nichts dagegen hast.«
»Also gut, ich werde mich um die Vorbereitungen für deine Reise kümmern. Ich gebe dir ein paar Wochen, Brianne. Dann komme ich dich holen, und wir werden heiraten.«
Sie zögerte nur einen Augenblick, dann drückte sie ihre Lippen zu einem weichen, zärtlichen Kuss auf die seinen. Er hatte keine Ähnlichkeit mit den hitzigen, wilden Küssen, die sie mit Marcus geteilt hatte, aber Richard Lockhart war eben nicht wie Marcus Delaine. Vielleicht war das auch der Grund, weshalb sie sich zu ihm hingezogen fühlte und ihn heiraten wollte.
Ganz sicher würde sie, wenn sie erst einmal Zeit hatte, ihre Gefühle wieder unter Kontrolle zu bekommen, ihn und das Leben akzeptieren, das er ihr versprochen hatte. Bestimmt würde es ihr gelingen, ihre Erinnerungen an Marcus zu begraben.
Der Gedanke an ihre Rückkehr nach Cornwall erschien ihr wie ein heller Sonnenstrahl, der durch einen Gewitterhimmel dringt. Wenn sie erst einmal zu Hause war, würde sie Frieden finden. Sie musste nur dort hinkommen.
Rex Delaine hörte die Haustür des Stadthauses mit einem Krachen aufgehen, als sein Bruder hereinstürmte. Das Tacken seines Stockes auf dem Marmorboden am Eingang ging seiner Ankunft im Salon voraus.
»Also gut, wo ist sie? Die Zofe, die ich bezahlt habe, um mir zu sagen, was sie so macht, sagte, sie hätte gepackt und wäre in der Reisekutsche der Hallidays aufgebrochen.«
Rex, der neben dem Kamin stand, lehnte sich lässig an das Sims. »Deine Spionin wusste nicht, wohin sie wollte?«
»Offensichtlich nicht. Du jedoch scheinst sehr gut über die Bewegungen der Dame informiert zu sein.«
»Und du meinst, ich sollte Mitleid mit meinem älteren Bruder haben und ihm in seiner Not helfen.«
Marcus’ Stirnrunzeln verschwand, und seine Mundwinkel hoben sich langsam. »Ganz genau.«
»Das wird dich teuer zu stehen kommen.«
Marcus brummelte etwas vor sich hin. »Wie viel?«
»Da gibt es so einen Hengst, den ich schon länger bewundere. Ich habe ihn gestern Nachmittag bei Tattersalls gesehen.«
»Dir ist klar, dass das Erpressung ist.«
»Ja, und die hast du wahrlich verdient.«
Marcus zögerte keinen Augenblick. »Also gut. Einverstanden.«
Rex grinste. »Sie ist zurück nach Cornwall gefahren. Du hättest dir eine Menge Geld sparen können, wenn du dir etwas Zeit zum Nachdenken genommen hättest. Wo, zum Teufel, sollte sie sonst schon hingehen?«
Marcus grunzte nur. »Ich hatte gehofft, dass sie dorthin gefahren ist, aber ich musste sichergehen.« Er wandte sich wieder zur Tür, überquerte entschlossen und mit nur leichtem Hinken den Teppich. »Sie hat keine Verstecke mehr. Wenn sie erst wieder dort ist, betritt sie mein Territorium, und diesmal wird die Frau sich anhören, was ich ihr zu sagen habe.«
»Sage ihr einfach nur, dass du sie liebst, Marcus. Mehr brauchst du gar nicht zu tun.«
Marcus drehte sich um. »Mag dir vielleicht leicht erscheinen. Doch selbst wenn ich das tun würde, bin ich nicht sicher, ob das irgendetwas änderte.«
Es würde bestimmt helfen, dachte Rex. Aber vielleicht hatte sein Bruder Recht. Brianne vertraute ihm nicht mehr. Sie wollte sich nicht auf das Risiko einlassen, ihn noch einmal zu lieben. Sie wollte den Schmerz nicht riskieren, der ihr drohte, wenn Marcus sie verließ, wie er es schon zweimal getan hatte.
»Viel Glück, großer Bruder.«
»Danke«, rief er über eine breite Schulter zurück. »Ich fürchte, das werde ich brauchen.« Das ungleichmäßige Geräusch seiner Schritte verklang, als er hinaufging, um zu packen und sich für die Abreise vorzubereiten.
In gewisser Weise beneidete ihn Rex. Er hatte nie eine Frau geliebt, nicht wirklich. Lady Margaret war schön und intelligent, und er fühlte sich sehr von ihr angezogen. Sie würde eine gute Frau für ihn sein, und er dachte, dass es vielleicht an der Zeit war, über die Ehe nachzudenken.
Aber er liebte sie nicht. Er war sich nicht sicher, ob er das überhaupt wollte. Liebe war schmerzlich. Ein Blick auf Marcus machte ihm klar, dass es so war. Er hatte es nicht eilig zu heiraten. Er musste wohl noch darüber nachdenken. Im Augenblick war er einfach nur froh, dass
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