Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Was die Seele krank macht und was sie heilt

Was die Seele krank macht und was sie heilt

Titel: Was die Seele krank macht und was sie heilt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Schäfer
Vom Netzwerk:
hat.
    Noch eine andere Voraussetzung ist für das Gedeihen der Kinder nötig: Was den Eltern in ihrer Beziehung »an Achtung und Liebe gegenüber dem Partner gelingt, das gelingt ihnen auch gegenüber dem Kind«. Was ihnen dem Partner gegenüber mißlingt, muß ihnen auch beim Kind mißlingen. Was die Partner aneinander stört, das wird sie auch am Kind stören. (MFL: 150 f.)
    Daß die Beziehung von Mann und Frau auf die Kinder ausgerichtet ist, klingt für viele Ohren wahrscheinlich hausbacken und konservativ. Dennoch richtet sich der Verlauf einer Paarbeziehung entscheidend danach, wie mit diesem Thema umgegangen wird.
    Ein Mann, Anfang 40, klagte mir gegenüber, daß die Beziehung zu seiner gleichaltrigen Freundin, mit der er schon über 20 Jahre zusammenlebte, nicht mehr stimme. Sie waren sich gleichgültig geworden und lebten nur noch aus Gewohnheit zusammen. Dieses Paar hatte einige Dinge versäumt, als noch Zeit dazu war. Einen Trauring fürchten manche Menschen wie der Teufel das Weihwasser, doch ist er Ausdruck dafür, daß sich die Partner ihrer Zusammengehörigkeit bewußt sind und nach außen hin zu ihrer Verbindung stehen. Eine Ehe ist eine Initiation, durch sie wird eine Paarbeziehung verbindlich.
    Partnerschaften sind nichts Statisches, und in bestimmten Rhythmen gelangt das Paar an Wendepunkte. Oft spürt das Paar, daß der Zeitpunkt für die Eheschließung oder Kinder gekommen ist, doch es weicht dem aus. Geht man an einer solchen wichtigen Station achtlos vorbei, kann dadurch der Tod der Beziehung besiegelt werden. Der verweigerten Eheschließung liegt meist eine mangelnde Abnabelung vom Elternhaus zugrunde. Er oder sie will den Kindstatus einfach noch nicht verlassen. Wer die Verbindlichkeit einer Ehe von vornherein ausschließt, sagt letztlich nicht ja zur Paarbeziehung, denn er relativiert sie dadurch. Die Paarbeziehung erreicht nicht mehr den großen Stellenwert, der ihr in der menschlichen Entwicklung und Reifung zukommt. 23 Ein anderer »Scheidepunkt«, an dem dieses Paar achtlos vorüberging, ist die Kinderfrage. »Eigentlich«, so sagte der Mann, »hätte ich mir Kinder durchaus vorstellen können. Doch in all der Zeit haben wir nie darüber geredet.« Jetzt war es zu spät. Das bewußte Ringen für oder gegen ein Kind war ihnen entgangen, und somit stagnierte ihre Beziehung. Die beiden hatten nicht verstanden, daß Liebe kein Zustand ist, sondern auf Wachstum angelegt ist. Werden das Wachstum und die damit verbundenen Schritte verweigert, gerät das Fundament der Partnerschaft ins Wanken. Was aber ist angeraten, wenn medizinische Gründe bei Mann oder Frau eine Schwangerschaft verhindern und der Partner Kinder haben will? In einem solchen Fall, so Hellinger, hat der andere das Recht zu gehen. Bleibt er dennoch, muß der Partner den Verzicht auf Kinder würdigen. Kann beispielsweise ein Mann, wie Hellinger es nennt, »die Liebe nicht vollziehen«, darf die Frau ihn verlassen und sich einen anderen Mann suchen. Das alles mag hart erscheinen, doch ist diese Denkweise nur folgerichtig, wenn die Beziehung von Mann und Frau auf Kinder ausgerichtet sein soll. »Hart« und folgerichtig ist auch der Rat, den Hellinger einer Frau gab, bei der nicht nicht medizinische Gründe Schwangerschaft verhinderten, sondern die Abneigung gegen ein eigenes Kind:
    »Wenn dein Mann ein Kind will, du aber nicht, heißt das, daß die Beziehung zu Ende geht. Du mußt das als die Konsequenz deines Entschlusses in Betracht ziehen, sonst täuschst du dich. Wenn dein Mann sich dennoch entscheiden würde, bei dir zu bleiben, mußt du es eigens würdigen.« (OL.: 52)
    Früher war Mutterschaft die selbstverständlichste Sache der Welt. Frauen fanden ihre Erfüllung darin, viele Kinder zu haben, und sie waren als »Hausfrau« und »Nur-Mutter« geachtet. Heute verzichten viele Frauen zugunsten der Karriere auf die Mutterschaft und merken nicht einmal, daß ihnen damit ein entscheidendes Erlebnis in der weiblichen Entwicklung fehlt. Wenn eine Frau zu dem Schluß kommt, daß für sie eine erfüllte Mutterschaft nicht möglich ist, rät Hellinger ihr, um diesen Verlust zu trauern, »denn es macht ihr anderes Tun reich. Wenn sie mit diesem Wissen einen Beruf ausübt, ist sie in ihm anders erfüllt, als wenn sie verächtlich sagt: >Ach, was sollen Kinder, Kirche, Küche.< Oder wenn sie als Fortschritt ansieht, was doch zugleich Verlust ist.« (AWI: 186)
    Solche Sätze haben Hellinger in den Ruf des Konservativen gebracht. Doch es

Weitere Kostenlose Bücher