Was die Seele krank macht und was sie heilt
und achte das. Du bist der erste und ich bin der zweite. Jetzt nehme ich sie als meine Frau.« Falls in der zweiten Ehe Kinder kommen, kann man den früheren Partner innerlich bitten, wohlwollend auf die Kinder zu schauen.
In der Regel geschieht all das nicht, da diese Zusammenhänge nicht bekannt sind. Die Folgen tragen auch die Kinder, denn sie vertreten in einem solchen Fall den nicht gewürdigten früheren Partner. Unbewußt übernehmen sie dessen Gefühle und können recht aufsässig werden, wenn der frühere Partner zum Beispiel noch Groll in sich trägt. Üblicherweise wird ein früherer Mann von einem Sohn aus der zweiten Verbindung vertreten. Falls jedoch nur Mädchen geboren worden sind, wird es ein Mädchen tun. Dieses Mädchen wird deshalb große Schwierigkeiten haben, ganz Frau zu werden. Umgekehrt gilt: Eine frühere Partnerin wird von einem Mädchen vertreten, doch wenn nur Jungen vorhanden sind, wird es ein Junge übernehmen und entsprechende Probleme mit seiner Geschlechtsrolle haben. Homosexualität kann zuweilen diesen Hintergrund haben. Dazu ein Beispiel: Eine Frau war verheiratet und hatte zwei Söhne. Der Mann war vor der Ehe fast zwei Jahrzehnte mit einer anderen Frau zusammen und verließ sie. In einer Aufstellung mit Symbolen zeigte sich, daß der jüngste Sohn mit der ersten Frau des Vaters identifiziert war. Ich fragte die Mutter, ob sie schon einmal befürchtet habe, daß der Junge homosexuell werden könnte. Tatsächlich hatte sie diese Angst immer wieder gehabt.
Eine gegengeschlechtliche Identifizierung ist schwer auszuhalten. Wie sich weiter herausstellte, war das Kind schon seit längerer Zeit wegen Verhaltensstörungen in kinderpsychiatrischer Behandlung. In der Aufstellung würdigte die Mutter die erste Frau, auf deren Kosten sie den Mann bekommen hatte. Zu ihrem jüngsten Sohn sagte sie: »Mit der früheren Freundin deines Vaters hast du nichts zu tun, ich bin deine Mutter!« Ich hielt die Frau an, diesen Satz dem Kind innerlich immer wieder zu sagen. Nach einigen Wochen berichtete sie, daß es dem Kind immer bessergehe und die Verhaltensstörungen wie Krusten von ihm abfielen.
In einem anderen Fall hatte eine Klientin mehrere Töchter, wovon eine an Neurodermitis litt. In der Familienaufstellung war dieses Kind weder auf Vater noch Mutter, sondern ganz auf einen früheren Partner der Klientin ausgerichtet. Das Kind war solidarisch mit ihm, denn die Frau hatte vor vielen Jahren gegen den Willen des Mannes eine Abtreibung vorgenommen und ihn leichtfertig verlassen. Den Schmerz dieses Mannes hatte jetzt das Kind. Die Frau hatte bis zur Aufstellung gar nicht bemerkt, daß sie an dem Mann schuldig geworden war. Ich riet ihr, sich bei ihm zu melden und ihm zu sagen, daß sie ihm unrecht getan habe und daß es ihr leid tue. Der Mann wohnte im fernen Ausland, und es gelang ihr nicht, seine Adresse herauszufinden. Innerlich aber setzte sie sich mit diesen schon lange zurückliegenden Ereignissen auseinander. Ein Jahr später berichtete die Mutter, daß die Neurodermitis des Kindes ausgeheilt sei.
Als Erwachsene könnte man das Mädchen in der Aufstellung zu ihrem Vater den Satz sagen lassen: »Mit dem Mann (auf den früheren Partner der Mutter zeigend) habe ich nichts zu tun, du bist mein Vater.« Dieser Satz bewirkt auch, daß der Vater wieder ein natürliches Verhältnis zur Tochter bekommen kann. Vertritt ein Sohn einen früheren Partner der Mutter, sieht der Vater in dem Sohn unbewußt einen Rivalen. Ohne diesen Satz bzw. die lösende Haltung wird es kaum zu einer entspannten Vater-Sohn-Beziehung kommen können. Zur Mutter käme in diesem Fall der Sohn in die Rolle eines Partners, was ihm ebenfalls nicht guttäte. In dem Beispiel des Mädchens würde ein zweiter Satz, an die Mutter gerichtet, lauten: »Mit ihm (auf den Mann zeigend) habe ich nichts zu tun, mein Vater steht dort (zum Vater schauend).« In der damaligen Aufstellung habe ich die Mutter zum Kind sagen lassen: »Ab jetzt mache ich es. Du hast damit nichts zu tun.« Frühere Partnerschaften der Eltern gehen ein Kind nämlich nichts an. Trotzdem übernehmen die Kinder aus Liebe solche unerledigten Aufgaben ihrer Eltern, auch wenn ihnen das selbstverständlich nicht bewußt ist.
Kinder, die ihr Leben auf Kosten von vielen Partnern der Eltern erhalten, haben es nach Hellinger um einiges schwerer als die meisten von uns: »In solch einer Situation sucht das Kind, um sie alle zu würdigen, den Ausgleich von Gewinn und
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