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Was die Seele krank macht und was sie heilt

Was die Seele krank macht und was sie heilt

Titel: Was die Seele krank macht und was sie heilt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Schäfer
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Verlust, indem es selber verliert.« Dieses »Verlieren« kann die unterschiedlichsten Formen annehmen: Scheitern im Berufsleben, in der Partnerschaft oder es kann auch eine Krankheit bedeuten.
    Ich erinnere mich an eine Klientin, die ihr Leben dem Scheitern der früheren Ehen von Vater und Mutter verdankte. Aus beiden Ehen gab es zwei Kinder, so daß sie ihr Leben auf Kosten von sechs anderen Menschen hatte. Ihre Stellvertreterin stand in der Aufstellung an einem einsamen
    Platz und wagte kaum den Kopf zu heben. Sie fühlte eine große Trauer und sagte: »Ich fühle mich zutiefst schuldig. Eigentlich sollte es mich gar nicht geben.« Ich stellte die Klientin an den Platz ihrer Stellvertreterin und ließ sie zu den Früheren einzeln sagen: »Ich bin die zuletzt Geborene, und ich würdige, daß du vor mir da warst.« Daraufhin waren alle sechs früheren Familienmitglieder der Reihe nach bereit, ihr zu versichern: »Auch du darfst einen guten Platz haben.« Die Klientin war davon tief betroffen und mochte es kaum glauben. Die Tatsache, daß ihre Eltern ihre jeweiligen Familien verlassen und die Klientin als Wunschkind geplant hatten, veränderte an den hier dargestellten Zusammenhängen nicht das geringste.
    Anders liegt der Fall, wenn jemand das letzte Kind einer langen Geschwisterreihe ist und alle von denselben Eltern stammen; das hat eine ganz andere Qualität.
    Was Hellinger in bezug auf frühere Partner der Eltern und die Kinder aus späteren Verbindungen festgestellt hat, war auch in früheren Zeiten bekannt - zumindest in der Wirkung auf die Kinder. Die christliche Mystikerin Hildegard von Bingen war der Ansicht, daß Kinder aus späteren Verbindungen es schwer haben. In ihrer urtümlichen und bildreichen Sprache formulierte sie es so:
    »Wenn ein Mann und eine Frau ihre rechtmäßige Verbindung vergessen und sich in brennender Leidenschaft einer anderen Verbindung zuwenden, so daß sie in einer nicht rechtmäßigen Verbindung mit einem anderen Partner verkehren, dann vermischt der Mann sein Blut, das das Blut seiner rechtmäßigen Ehefrau ist, mir einein anderen Weib, und auch auf ähnliche Weise das Weib sein Blut, das das Blut seines rechtmäßigen Ehemannes ist, mit einem fremden Mann. Daher werden die Kinder, die von solchen rechtmäßigen sowie unrechtmäßigen Gatten oder von recht-mäßigen sowie unrechtmäßigen Gattinnen stammen, sehr oft unglücklich sein, weil sie väterlicherseits und mütterlicherseits einer Empfängnis entsprungen sind, wobei die Gesittung und das Blut verschieden waren. Daher heißen solche Eltern vor Gott Übertreter der rechten Ordnung.« 22 Wie Hellinger spricht auch Hildegard von einer Ordnung, die verletzt worden ist. Doch bei Hildegard wird die Ordnung religiös begründet, während Hellinger sich nicht um Religion kümmert, sondern nach dem richtet, was die Familienaufstellungen zeigen. Hier erkennt man, daß die Seele der Kinder mit den früheren Partnern der Eltern solidarisch ist.
    Das sich vermischende »Blut«, von dem Hildegard spricht, wurde man aus heutiger Sicht mit »Seele« in Verbindung bringen. Genau davon ist bei Hellinger die Rede! Die Seele dessen, der sein Leben auf Kosten vieler anderer hat, tut sich angesichts der vor ihm Rangierenden schwer, das Leben unbeschwert zu nehmen. Im Gegensatz zu Hildegard bietet Hellinger eine irdische Lösung an. Der Klient kann im Angesicht all der anderen den Satz sagen: »Ich habe das Leben auf Kosten von euch allen. Ich achte das. Es soll nicht umsonst gewesen sein.« Leicht ist es allerdings nicht.

Die Kunst, sich richtig zu trennen

    Wie schon erwähnt, ist es bei einer Trennung erstrebenswert, daß sich beide beim Abschied versichern, das gemeinsam erlebte Gute und Schöne mit in die Zukunft zu nehmen. Wenn man mit seinem Partner vor einem Scherbenhaufen steht, sieht man verständlicherweise nicht in erster Linie das Schöne, sondern die zermürbende Zeit, die zur Trennung geführt hat. Oft fragt man sich: »Hat es da überhaupt etwas Gutes gegeben? Wie konnte ich so blind sein?« Es ist heilsam, sich gerade beim Abschied an die Anfangszeit zu erinnern, in der meist die schönsten Erlebnisse zu finden sind.
    Es gibt viele Paare, die das beim Abschied nicht tun. Wer jedoch im Haß auseinandergeht, wird nicht offen sein können für eine neue Partnerschaft. Wenn sich die beiden aber versichern, daß sie das Schöne als Geschenk mit in die Zukunft nehmen, wird es noch einmal sehr weh tun. Gerade deswegen wird dies so

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