Was die Seele krank macht und was sie heilt
gewesen.
Angesichts der Wucht dieses Schicksals kann man nachvollziehen, daß die junge Frau sich kaum traute, »normal« und glücklich zu sein. Indem es ihr selber schlechtging, zeigte sie ihre Form von Liebe zu jenen Familienmitgliedern, die psychisch auffällig waren. In der Familienaufstellung stellte ich sie neben ihre Mutter und forderte sie auf, sich vorzustellen, daß ihre Mutter sie an die Hand nehme und sich mit ihr gemeinsam vor der schizophrenen Tante verneige. Nach der Verneigung sagte sie der Tante zwei Sätze: »Ich gebe dir die Ehre. Dir zum Andenken mache ich etwas Gutes aus meinem Leben.« Die Klientin weinte und konnte deutlich die segnende Kraft der Tante spüren. Sie konnte auch wieder lächeln.
Nach der Aufstellung berichtete sie mir, daß sie diese Zusammenhänge immer geahnt habe. Schon als Kind habe sie sich intensiv mit der Tante und ihrem Schicksal verbunden gefühlt. Da sie noch ein Foto der Tante besaß, ermutigte ich sie, dieses Bild in der Wohnung aufzuhängen. Wenn die Tabuisierten des Familiensystems auf diese Weise wieder ins Blickfeld geraten, können sie zum Segen der Spätergeborenen werden.
Herzbeschwerden
Es sei hier noch einmal an die Aufstellung des Klienten mit den Herzschmerzen 26 erinnert. Die verdrängte Liebe zu dem 30 Jahre nicht gesehenen Sohn machte sich psychosomatisch am Herzen bemerkbar.
Bert Hellinger schrieb einem Klienten mit Herzschmerzen: »Herzschmerzen sind in der Regel Zeichen unterdrückter Zuwendung. Sobald die Zuwendung zum Ausdruck kommt, verschwinden sie wieder.« (FWW: 126) Oft wird die Zuwendung zurückgehalten, weil man befürchtet, sie würde zurückgewiesen oder käme nicht an. Von einer vollen Zuwendung kann man erst sprechen, wenn das Ankommen unwichtig wird: »Das Ankommen kann der Zuwendung nichts hinzufügen, und das Nichtankommen kann ihr nichts nehmen.« (FWW: 126)
Übelkeit
Nach Hellingers Erfahrung steht die Übelkeit oft für unterdrückte Gefühle, insbesondere Schimpfworte. Wenn die meist aus der Vergangenheit stammenden bösen Worte deutlich zum Ausdruck kommen und man sich dabei vorstellt, der Person direkt in die Augen zu sehen, verschwindet die Übelkeit. Übel wird einem auch bei fälliger Schuldzuweisung, vor der man aber ängstlich zurückweicht.
Rückenschmerzen
Abgesehen von somatischen Ursachen, wie zum Beispiel angeborener Wirbelsäulenverkrümmung, lassen sich Rückenschmerzen Hellinger zufolge manchmal einfach heilen. Mit Blick auf den Boden verbeuge man sich tief! Es gilt natürlich herauszufinden, vor wem. Sich verbeugen heißt »Ich gebe dir die Ehre«.
Die heute weitverbreitete Deutung von Rückenschmerzen geht in eine ganz andere Richtung: Jemand habe zu schwer zu tragen oder könne bestimmte Dinge kaum noch ertragen. Wer zuviel auf seine Schultern lade und sich dieses Zuviel nicht bewußtmache, der spüre diesen Druck im Körper als Rücken- oder Bandscheibenschmerz. In solchen Situationen helfe das Nachdenken darüber, was man sich alles aufgeladen habe und warum.
Hellinger teilt diese Sichtweise nicht. Wäre dies die richtige Interpretation, hätten bedeutend weniger Menschen Rückenschmerzen. Seiner Erfahrung nach können sich Rückenschmerzen bessern, wenn man sich vorstellt, daß man sich vor einer bestimmten Person verneigt. Diese Person ist oft der Vater oder die Mutter, manchmal sind es aber auch beide Eltern.
Kopfschmerzen und Migräne
Bei Migräne hilft die Vorstellung, daß man sich anderen Menschen zuwendet, besonders der Mutter. Der psychodynamische Hintergrund von Kopfschmerzen und Migräne ist eine »angestaute Liebe«.
Einer Klientin riet Hellinger, sie solle sich mit nach vorn ausgestreckten Armen der geliebten Person zuwenden »und der Liebe zustimmen mit allem, was dazugehört und was das Herz sich wünscht«. (FW: 125 f.)
In einem Seminar klagte eine Teilnehmerin über starke Kopfschmerzen. Hellinger gab der Frau einige praktische Tips, die der Leser gerne selbst ausprobieren kann.
»Weißt du, was Kopfschmerzen bedeuten? Angestaute Liebe. Wo muß sie denn hin, die Liebe? Ausatmen ist zum Beispiel schon ein Weg, sie abfließen zu lassen, und freundlich gucken ist auch ein Weg. Ja, schau mal freundlich her! Guten Morgen! (...) Ein anderer Weg ist, sie über die Hände abfließen zu lassen.« (ZG: 288)
Man kann die Hände nach vorne strecken, sie nach oben öffnen und sich vorstellen, wie die Liebe aus ihnen strömt. Im weiteren Gespräch sagte die Frau, daß sie oft das Gefühl
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