Was die Seele krank macht und was sie heilt
habe, ihren Mann nicht gut genug zu lieben. Wenn sie sich aber bewußt vorstelle, an seiner Seite zu stehen, verschwinde dieses Gefühl. Oft scheint die angestaute Liebe dem Partner zu gelten, doch verbirgt sich dahinter nicht selten eine nicht genommene Mutter oder ein nicht genommener Vater.
Neurodermitis
Die Neurodermitis ist eine besondere Form des Ekzems. Die Krankheit stellt sich meist im Kindesalter ein, kann aber auch in anderen Altersgruppen ausbrechen. Es bilden sich handtellergroße oder streifenförmige Herde, die manchmal von einer bräunlichen Zone umgeben sind. Oft sind Gesicht, Hais und Extremitäten betroffen. Der Kranke leidet insbesondere an Juckreiz, Schuppung und Nässen der Haut. In sozialer Hinsicht ist es für den Kranken schlimm, wenn sein Gesicht durch das Ekzem stark gerötet ist.
Bert Hellinger ist der Ansicht, daß der Neurodermitiker häufig den Segen eines früheren Partners von Vater oder Mutter benötigt. Ein Beispiel: Eine Frau war schon lange an Neurodermitis erkrankt. In der Aufstellung wurde sichtbar, daß sie mit der früheren Verlobten des Vaters identifiziert war. Der Vater hatte sich mit der Frau verlobt, ohne ihr zu sagen, daß er an einer langwierigen und lebensbedrohlichen Infektionskrankheit litt. Als es zufällig ans Licht kam, fühlte sich die Frau von dem Mann hintergangen. Der Mann überwand seine Krankheit später, doch die Frau trennte sich wegen des Vertrauensmißbrauchs von ihm. Ohne diese Trennung jedoch hätte der Mann nicht seine spätere Ehefrau kennengelernt, und es wäre auch nicht zur Geburt der Klientin gekommen. Sie hatte ihr Leben auf Kosten der früheren Verlobten. Durch die Identifizierung war sie für den Vater nie Tochter gewesen, sondern er sah in ihr die frühere Frau. Der Mutter gegenüber war die Klientin immer eine Rivalin gewesen, statt Kind sein zu können. Ein halbes Jahr nach der Aufstellung sah ich die Klientin wieder. Ihre Neurodermitis war verschwunden.
Neurodermitis kann natürlich verschiedene systemische Hintergründe haben. Nicht immer geht es um die Identifizierung mit einem früheren Partner der Eltern. Ein Beispiel: Eine Frau hatte ein an Neurodermitis erkranktes Kleinkind. Durch ihre intensive Beschäftigung mit der Krankheit des Kindes kam sie von selbst dahinter, daß die Neurodermitis in Zusammenhang mit ihrer Wut auf den Vater des Kindes stand. Sie hatte sich von dem Mann getrennt und war noch böse auf ihn. Je wütender sie auf den Mann war, desto schlechter ging es ihrem Kind. Als sie die unheilvolle Wirkung ihrer Wut erkannte und sich ihrem Teil der Schuld stellte, verschwand die Neurodermitis.
Auch innerhalb einer noch bestehenden Ehe oder Partnerschaft kann die Wut auf den Partner bei einem Kind zuweilen eine Neurodermitis auslösen.
VII SPIRITUALITÄT UND RELIGION
Meister Lin-Chi sagte:
S
ei ganz, wie du bist,
Und gib dich nicht als etwas Besonderes.
Iß deine Nahrung,
Erleichtere deine Eingeweide,
Gieß Wasser nach,
Zieh deine Kleider an.
Wenn du müde bist,
Leg dich hin.
Unwissende mögen über mich lachen.
Der Weise aber wird mich verstehen. 27
Friedrich Nietzsches Satz »Gott ist tot« ist für Hellinger keine Behauptung, sondern Nietzsches Beobachtung von etwas Realem. Gott hat sich von den Menschen zurückgezogen. Was früher als wirkende Kraft wahrgenommen werden konnte, ist heute nicht mehr vorhanden. Auch fromme Menschen haben die Erfahrung gemacht, daß Gott sich zurückgezogen hat.
Statt Gott wird eine Leere empfunden. Selbst in den Kirchen können viele seine Anwesenheit nicht mehr spüren. Nach Hellingers Auffassung müßte sich eine wirkliche religiöse Haltung darin bewähren, daß sie sich dem Einzug der Leere stellt. Das wäre der »tiefste vorstellbare religiöse Vollzug überhaupt«. (Podiumsgespräch mit Tilman Moser und Fritz Simon, Heidelberg 1996). Hierzu finden sich in Hellingers Buch »Verdichtetes« einige Aphorismen:
Der Blick zum Himmel geht ins Leere. (VS: 44)
Gott, so klagen wir,
hat sich aus der Welt zurückgezogen.
Er ist auch aus der Bibel ausgezogen. (VS: 46)
Zum Gott, der sich zurückgezogen hat,
dürfen wir nicht beten. (VS: 46)
Der traditionell religiöse Mensch ist für Hellinger jemand, dem die Abhängigkeit von Kräften bewußt ist, die er nicht lenken kann. Im Angesicht von Geburt und Tod nimmt er eine bestimmte Haltung ein. Bestenfalls, so Hellinger, ist es eine Haltung der Ehrfurcht oder Demut vor dem, was wir nicht verstehen.
Viele religiöse Menschen versuchen
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