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Was die Tiere im Park erlebten

Was die Tiere im Park erlebten

Titel: Was die Tiere im Park erlebten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dann
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erproben, aber in einem fairen Streit. Ich werde ihn zum Zweikampf herausfordern.«
     

 
    Eine lebhafte Unterhaltung setzte ein, als der Fuchs durch den Gang zum Ausgang kroch und sich mit kräftigem Schütteln für den bevorstehenden Kampf locker machte. Besorgt folgte ihm die Füchsin.
    »Liebster, mußt du es wirklich tun?« fragte sie.
    »Es ist unsere einzige Chance«, erwiderte ihr Gefährte. »Wenn wir bleiben, werden wir entweder getötet oder müssen verhungern.«
    »Aber der Narbige ist voller Tücke«, warf die Füchsin ein. »Du kannst ihm nicht trauen. Selbst wenn er deine Herausforderung annimmt, hetzt er vielleicht die anderen auf dich, wenn er merkt, daß du gewinnst.«
    Liebevoll lächelte der Fuchs ihr zu. »Ich weiß, du machst dir um mich Sorgen, und wenn es nur um dich und mich ginge, wäre sicher alles anders. Aber ich muß das Risiko um der anderen willen auf mich nehmen.«
    »Immer die anderen«, flüsterte sie böse. Doch sie wußte genau, sie konnte den Fuchs nicht umstimmen.
    »Zuerst war es allein mein Krieg. Ich tue nur meine Pflicht.« Sie sah ihm nach, wie er nach draußen ging, ins helle Tageslicht.
    Als der Fuchs auftauchte, bellte der Narbige triumphierend. Aber niemand ging auf ihn zu. Nur der Waldkauz und der Pfeifer flogen näher heran, während über ihnen der Turmfalke in der Luft stand und sich bereit machte, sofort zuzustoßen, sollte es nötig werden.
    Fest blickte der Fuchs den Narbigen und die anderen an, die sich hinter ihrem Führer aufgestellt hatten und jetzt unruhig wurden. Stromer stand ganz hinten.
    »Ihr seid in voller Besetzung da, wie ich sehe«, sagte der Fuchs kühl. »Brauchst du so viele, um mich zu besiegen?«
    »Du hast doch auch Anhänger«, knurrte der Narbige. »Nein«, schüttelte der Fuchs den Kopf. »Keine Anhänger — nur Freunde.«
    »Ach richtig — deine kostbaren Freunde. Heute werden sie noch bedauern, daß sie deine Freunde geworden sind.«
    »Mit ihnen liegst du nicht im Streit«, sagte der Fuchs. »Du hast doch nur vor mir Angst.«
    Die Augen des Narbigen funkelten. »Angst?« bellte er. »Du sprichst mir von Angst? Diese Narben da habe ich nicht bekommen, weil ich Angst hatte. Ich habe vor gar nichts Angst!«
    »Reine Angeberei!« hetzte der Fuchs. »Und ich sage, du hast doch Angst vor mir; und Angst hat dich zu deinen Taten getrieben, seit ich im Park aufgetaucht bin.«
    Der Narbige machte sich bereit und wollte den Fuchs, der ihn so verspottete, anspringen. Der beobachtete ihn mit zusammengekniffenen Augen. Dann entspannte der Narbige sich wieder. »Du bist schlau«, sagte er. »Ich durchschaue dein Spielchen.«
    »Spielchen?« fragte der Fuchs. »Dies ist kein Spiel, sondern ein Kampf.«
    Die Füchse liefen alle durcheinander und flüsterten miteinander. Es war deutlich zu sehen, daß sie nicht so viel Selbstvertrauen hatten wie ihr Anführer.
    »Du bist sehr eingebildet«, sagte der Narbige mit einem Grinsen. »Willst du es mit einem ganzen Rudel aufnehmen?«
    »Ich nicht«, entgegnete der Fuchs. »Warum sollte ich mit ihnen kämpfen wollen? Nur du hast dich zu meinem Feind gemacht.«
    »Ach, dann willst du also nur mit mir kämpfen?« lachte der Narbige.
    »Damit diese Angelegenheit ein für allemal abgeschlossen ist — ja.«
    »Ganz schön kaltblütig, das muß ich sagen. Aber du siehst doch, es sieht schlecht für dich aus.«
    »Ich glaube, daß wir die gleichen Chancen haben«, erwiderte der Fuchs, »jedenfalls in einem fairen Kampf.«
    Der Narbige schwieg. Er war in eine Falle gelaufen. Wenn er den Kampf verweigerte, würde man ihn für einen Feigling halten. Grinsend blickte er den Fuchs an. »Warum bietest du dich als Opfer an?« fragte er.
    »Weil ich eine Bedingung dabei stelle«, antwortete der Fuchs. »Wenn ich siegen sollte, geschieht meinen Freunden nichts.«
    Der Narbige brach in ein heiseres Lachen aus. »Und das alles wegen ein paar Igel und Mäusen«, spottete er. Dann wurde sein Gesicht steinhart. »In Ordnung, wie du willst«, knurrte er. »Und wenn ich dich getötet habe, dann kämpfe ich mit deinen Kindern und töte auch sie, eins nach dem anderen.«
    Der Fuchs wußte, wie ernst es stand. Er hatte das erfahrenste und abgebrühteste Tier des Parkes zum Kampf herausgefordert. Er hatte nur den Vorteil, daß er jünger war als sein Gegner. Das war aber auch alles. Denn daß dieser ebenso stark wie gerissen war, darüber konnte es keinen Zweifel geben.
    Die beiden Tiere starrten einander an, jedes schätzte die

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