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Was die Tiere im Park erlebten

Was die Tiere im Park erlebten

Titel: Was die Tiere im Park erlebten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dann
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Fähigkeiten des anderen ab. Der Fuchs entschied sich erst einmal für die Defensive, und der erste Angriff des Narbigen ließ ihm genug Zeit, nach der Seite auszuweichen. Dann stürzte sich der Narbige erneut auf ihn. Der Fuchs ließ sich flach auf den Bauch fallen, und die Zähne des Narbigen kriegten nur Luft zu fassen. Aber der alte Krieger drehte sich blitzschnell um und schnappte wild nach dem Genick des Fuchses. Der entwand sich ihm, und der Narbige stand mit dem Maul voller Haare da. Schweigend beobachteten die anderen Füchse, wie ihr Anführer eine Pause machte, bevor er wieder angriff, und sein Gegner erneut geschickt auswich.
    Der Narbige sprang jetzt mit einem riesigen Satz den Fuchs an und drückte ihn so zu Boden, daß ihm die Luft wegblieb. Er rang nach Atem, der Narbige bellte triumphierend und wollte mit gefletschten Zähnen nach seiner Kehle fassen. Aber gerade noch rechtzeitig konnte der Fuchs sich befreien und kam mit keuchenden Flanken hoch, seine Lungen wollten schier bersten. Aus den Augenwinkeln sah er die Köpfe der Füchsin, des Dachses und des Kühnen im Eingang zum Bau, die besorgt den Kampf mitverfolgten. Und wieder stürzte der Narbige sich auf ihn, biß mit seinen fürchterlichen Zähnen nach rechts und links, während sich der Fuchs immer weiter zurückzog. Er spürte den Biß des Feindes und wußte, daß der Narbige Blut geleckt hatte. Sie kamen zu einem Stück unebenem Boden, und der Fuchs stolperte, weil er mit den Hinterbeinen in eine Kuhle geraten war. Der Narbige bekam ihn an der Schnauze zu fassen, hielt und biß fest zu. Aber der Fuchs trat mit seinen Vorderläufen wild um sich, warf ihn zurück auf die Hinterläufe und griff dann blitzschnell seine Vorderläufe an.
    Der Narbige stieß einen lauten Schmerzensschrei aus, als der Fuchs tief in seinen einen Vorderlauf biß, und versuchte verzweifelt, ihn abzuschütteln. Aber der Fuchs hielt fest, drückte ihn zu Boden, und als der Narbige auf den Rücken fiel und dabei versuchte, sich zu befreien, da hatte der Fuchs ihn an der Kehle. Töten wollte er ihn nicht, aber ihn so schwächen, daß er lange Zeit keine Lust mehr auf einen Kampf haben würde. Jetzt war ihm der Narbige ganz ausgeliefert, aber genau in diesem Augenblick stieß der Turmfalke herab und schrie: »Der Wildhüter kommt!«
    Der Fuchs hielt den Narbigen noch eine Weile fest, dann lockerte er seinen Biß. Der Narbige lag ganz still, sein Atem kam in mühsamen Stößen. Der Fuchs sah die näher kommende menschliche Gestalt und rannte in den Dachsbau. Stromer und das übrige Fuchsrudel waren bereits verschwunden. Der Wildhüter sah den verletzten Fuchs und bückte sich, um ihm zu helfen. Da schnappte der Fuchs matt nach der ausgestreckten Hand, drehte sich um, kam auf die Beine und humpelte mit eingekniffenem Schwanz davon.
    Im Bau wurde der Fuchs wie ein Held gefeiert. Die meisten Tiere dachten, der Narbige wäre tot.
    »Ich habe ihn nicht getötet«, sagte der Fuchs, als er sich neben dem Dachs zu Boden fallen ließ, während die Füchsin sorgfältig und sanft seine Wunden leckte.
    »Warum nicht? Warum nicht?« rief die Oberste Wühlmaus. »Jetzt muß Schluß mit ihm sein!«
    »Der Wildhüter ist gekommen«, erklärte die Füchsin ruhig und unterbrach dabei ihre Arbeit einen Augenblick. »Aber der Narbige ist besiegt. Der kommt nicht wieder.«
    »Wenn er sich erholt hat, dann kommt er wieder«, sagte der Igel düster. »Er ist genauso rachsüchtig wie eine Hauskatze.«
    »Wenn er wiederkommt, dann allein«, sagte der Fuchs erschöpft. »Sein Rudel ist an dem Streit nicht interessiert.« Er wandte sich an die Schöne. »Dafür hat Stromer, glaube ich, schon gesorgt«, fügte er mit einem Lächeln hinzu.
    »Allein traut er sich nicht wieder hierher«, meinte der Dachs. »Heute ist er auf einen Stärkeren getroffen.«
    »Und er hat noch ein paar Narben mehr in seiner Sammlung«, sagte der Kühne stolz. »Vater, du warst einfach toll.«
    »Wieder einmal hat deine Tapferkeit uns alle gerettet«, sagte das Wiesel. »Schade, daß du deine Aufgabe nicht zu Ende bringen konntest.«
    »Der Fuchs ist eben nicht einer, der gerne tötet«, sagte die Oberste Wühlmaus bitter. »Aber die Kreuzotter hätte er es ruhig tun lassen.«
    »Vielleicht gut für uns kleinere Tiere, daß er es nicht getan hat. Vielleicht säßen wir jetzt nicht so gemütlich beisammen«, sagte die Oberste Feldmaus.
    Stirnrunzelnd sah die Oberste Wühlmaus sie an, mußte aber akzeptieren, was sie

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