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Was die Tiere im Park erlebten

Was die Tiere im Park erlebten

Titel: Was die Tiere im Park erlebten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dann
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Wenn man sich in solch einer Notlage befindet, muß man alle Moral vergessen.
    »Ich frage mich nur, wie sie die Hühner herausbekommen wollen?« murmelte der Dachs.
    »Los, das wollen wir uns ansehen«, sagte der Waldkauz. Sie folgten ihm die Straße entlang, die anderen Vögel immer hinterher. Der Kauz hockte sich auf den Zaun, den er ihnen beschrieben hatte.
    »Es riecht wirklich stark nach Fuchs«, witterte der Dachs. »Und auch nach Hühnern«, flüsterte der Fuchs.
    »Jetzt vorsichtig«, warnte der Waldkauz die beiden Tiere, während der Pfeifer und der Turmfalke zur Erde flatterten. Der Fuchs und der Dachs sahen sich den Zaun an. »Kannst du springen?« fragte der Dachs.
    »Wenn ich so kräftig wäre wie früher, kein Problem. Aber ich habe einfach keine Kraft mehr. Versuchen will ich es aber. Was ist mit dir?«
    »Ich kann nicht gut springen«, entgegnete der Dachs. »Mach du nur, ich laufe außen am Zaun entlang und suche mir einen anderen Einschlupf. Warte drinnen auf mich.«
    Er sah zu, wie der Fuchs zurücklief, einen Anlauf nahm und mit einem Sprung gerade noch über den Zaun kam. Er berührte dabei die Zaunspitzen, bevor er auf der anderen Seite landete. Nun war der Dachs allein auf der Straßenseite des Zaunes, watschelte daran entlang und sah sich nach einem geeigneten Loch um. Aber es schien keines zu geben. Das Tor auf halbem Weg war natürlich verschlossen. Er stand still und überlegte, ob er rufen sollte. Genau in diesem Augenblick brach ein fürchterlicher Lärm los. Einem lauten Krach folgte verängstigtes Gekreisch und Geflatter. Der Dachs vermutete, daß einer der Füchse versuchte, in den Hühnerstall einzubrechen. Der Lärm wurde geradezu ohrenbetäubend, und dann waren Gebell und menschliche Rufe zu hören.
    Der Dachs preßte sich an den Zaun. Sollte er nun weglaufen oder bleiben? Und schon sprangen zwei Füchse über den Zaun auf die Straße, jeder mit einem Huhn im Maul. Wie der Blitz waren sie fort und rasten, so schnell ihre Last es ihnen erlaubte, die Straße entlang. Plötzlich hörte er in schneller Folge Gewehrschüsse, und ein sehr verängstigter dritter Fuchs — sein Freund — sprang über den Zaun und fast auf ihn drauf.
    »Schnell!« keuchte er. »Hier entlang!« Und er raste nicht den beiden Dieben nach, sondern rannte in entgegengesetzter Richtung davon. So schnell er konnte, türmte auch der Dachs — und gerade noch im richtigen Augenblick. Aus dem Tor kam ein riesiger wütender Hund, zwei Männer folgten ihm, ein junger und ein älterer, beide mit Gewehren bewaffnet. Der Hund verfolgte instinktiv die Fährte der beiden Füchse mit den Hühnern. Diese waren durch ihre schwere Beute stark behindert, und so holte der Hund schnell auf, die Männer legten die Gewehre an. Einer rief dem Hund etwas zu, der unterbrach seinen ungestümen Angriff, dann knallten zwei weitere Schüsse. Die beiden Füchse fielen zu Boden und überkugelten sich im Schnee, während die zerfleischten Hühner hilflos im Graben mit den Flügeln schlugen.
    Die Männer gingen zu den toten Füchsen, untersuchten sie und schienen befriedigt. Der Jüngere erlöste die Hühner von ihrem Leiden und hob sie an den Füßen hoch. Um sie herum tanzte der Hund, mit heraushängender Zunge und wedelndem Schwanz.
    Der Dachs und der Fuchs beobachteten von ihrem Versteck unter einem geparkten Auto aus, wie die Männer und ihr Hund zurück zum Garten gingen. Das Herz schlug ihnen bis zum Hals. Erst als das Gartentor wieder zugemacht worden war, getrauten sie sich, sich zu bewegen.
    »Uff!« schnappte der Fuchs nach Luft, denn er hatte wirklich um sein Leben gefürchtet. »Das war für meinen Geschmack ein bißchen zu knapp.«
    »Ja«, sagte der Dachs. »Wie gut, daß nicht wir zuerst im Garten waren.«
    »Aber ich weiß nicht, ob auch ich das gewagt hätte, was diese armen Teufel gewagt haben«, gestand der Fuchs. »Solche Beutezüge liegen mir nicht.«
    »Vielleicht waren sie genauso verzweifelt wie wir«, meinte der Dachs.
    Der Fuchs überhörte die Anspielung. »Wo sind die Vögel?« fragte er.
    Der Waldkauz entdeckte sie als erster. »Das hast du nun davon, in einen Garten einbrechen zu wollen«, knurrte er den Dachs an. »Sie hätten uns alle töten können.«
    »Du hast uns doch von den Hühnern erzählt«, gab der Dachs zurück. »Meinen Vorschlag haben wir noch gar nicht geprüft.«
    »Ich glaube nicht, daß ich noch einmal zurückgehen kann«, meinte der Fuchs. »Ist die Luft jetzt rein, Waldkauz?«
    »Nein«, kam

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