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Was die Tiere im Park erlebten

Was die Tiere im Park erlebten

Titel: Was die Tiere im Park erlebten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dann
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Fuchs am Teichufer auf der Lauer. In der zweiten Nacht kamen die Männer erneut, und wieder mußte ein Hirsch sterben. In dieser ganzen Zeit hatte der Alte Hirsch den Fuchs nicht zu Gesicht bekommen. Nun überlegte er doch, ob man nicht lieber das Naturschutzgebiet verlassen sollte.
    Aber am darauffolgenden Nachmittag sah der Fuchs das, worauf er gewartet hatte. Die Kinder kamen und stellten fest, daß ihre Schlittschuhbahn kleiner geworden war. Fast ein Drittel des Teiches war nicht mehr zu benutzen, und schon bald verließen sie das Eis, um Schlitten zu fahren. Dem Fuchs war klar, daß es jetzt an der Zeit war, dem Alten Hirsch einen Besuch abzustatten.
    Schweigend lauschte der König des Parks, als der Fuchs seinen Plan darlegte, dann hob er herausfordernd den Kopf: »Jetzt können sie kommen«, röhrte er. Der Fuchs wartete nicht länger. Es gab noch viel zu tun.
    Zuerst sollte auch die Füchsin dem Plan zustimmen. Während ihrer Wanderung zum Hirschpark hatte er sie oft um Rat gefragt und die Erfahrung gemacht, daß man sich auf ihr Urteil verlassen konnte. Sie hörte ruhig zu und schaute dann bewundernd zu ihm auf. Ihre Begeisterung brauchte sie gar nicht mehr in Worten auszudrücken. Nun holte der Fuchs all seine Freunde zusammen und entwarf seinen Plan. Alle waren damit einverstanden, einzig der Waldkauz nicht, aber das hatte man schon vorher gewußt. Er gab nur widerwillig seine Zustimmung.
    »Ich sehe überhaupt nicht ein, warum du dich soviel um das Hirschrudel sorgst«, krächzte er. »Solange die Menschen sie abknallen, sind wir nicht gefährdet.«
    »Aber noch weniger gefährdet, wenn sie überhaupt nichts zum Abknallen haben«, gab der Fuchs kühl zurück.
    »Sehr gut«, sagte der Dachs. »Jetzt müssen wir die Wachen aufstellen.«
    Sie arbeiteten ein System aus, wie sie die Grenze des Parks, da, wo man die Wilddiebe erwartete, bewachen wollten, damit sie bei deren Ankunft rechtzeitig Alarm geben konnten. Auf den Zaunpfählen kauerten in regelmäßigen Abständen der Waldkauz, der Turmfalke und der Pfeifer. Auf der Erde warteten das Wiesel, der Hase, der Dachs und die Füchsin. Auf halbem Weg zwischen der Parkgrenze und dem Teich hatte sich der Fuchs postiert, während am Teich selbst der Alte Hirsch darauf wartete, seine Rolle im Großen Plan zu spielen.
    So verging die erste Nacht, und bei Morgengrauen kehrten die Tiere nach Hause zurück, ohne daß sich etwas ereignet hatte. In der zweiten Nacht waren alle wieder auf ihrem Posten. Obwohl es noch kalt war, hatte der Wind seine Schärfe eingebüßt, die sonst wie ein Messer durch Fell und Federn geschnitten hatte. Der Schnee, der den Boden nun schon so lange bedeckte, war weicher und auf der Straße draußen vor dem Park von den Autos zu Schneematsch zerfahren worden. Das Geräusch quatschender Stiefel im Matsch war für die Tiere das erste Anzeichen, daß sich die Männer näherten.
    Die scharfen Ohren des Wiesels vernahmen sie zuerst. Weil es aber so klein war, konnte es die Straße nicht einsehen. Schnell lief es zu dem Zaunpfahl, auf dem der Waldkauz hockte. »Ich höre Schritte!« rief es. »Sind sie es?«
    »Ich sehe etwas kommen«, erwiderte der Waldkauz. »Warte
    - ja, zwei Gestalten... Ja! Ja! Schnell! Benachrichtige die anderen! Ich fliege zum Fuchs!« Und schon schwang er sich in einem weiten Bogen über die Baumkronen. Das Wiesel gab die Nachricht an die anderen weiter, und zusammen eilten sie durch den Park zurück. Der Fuchs sah, wie der Waldkauz auf ihn zusegelte, und machte sich bereit.
    »Zum Teich!« krächzte der Waldkauz. »Sie kommen!«
    In halsbrecherischem Tempo sprang der Fuchs über Stock und Stein, dabei die Atemluft in kleinen Dampfwolken ausstoßend. Als erste waren der Turmfalke und der Pfeifer in Sicherheit. Die Füchsin, das Wiesel und der Dachs hatten eine weite Strecke zu laufen, wenn sie immer vor den Männern bleiben wollten. Nur der Hase war auf dem Boden fast genauso schnell wie die Vögel in der Luft.
    Der Fuchs hatte sie angewiesen, sich zu verstecken, sobald er benachrichtigt sei. Im Versteck waren sie sicher vor den Gewehren der Wilddiebe. Die Männer waren hinter größerem Wild her. Aber es lag nicht in der Art der Tiere aus dem Farthing-Wald, ein solch bedeutendes Ereignis zu verpassen — noch dazu eines, bei dem sich ihr Anführer in Gefahr brachte. Daher hatten sich die langsameren Tiere selbst dazu verurteilt, eine ermüdend lange Strecke durch den Park zu laufen, um über die Vorgänge auf dem laufenden

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