Was die Tiere im Park erlebten
nun zur Todesfälle.
Die anderen Tiere im Park, die hier vor Menschen sicher gewesen waren — ein Schutz, den sie eigentlich der Existenz des Rudels der Weißen Hirsche verdankten — , vergaßen ihre Dankbarkeit. Sie freuten sich, daß nicht sie es waren, die gejagt wurden. Aber die Tiere aus dem Farthing-Wald — die Neuankömmlinge — dachten da anders. Wenn sie auch in der alten Heimat nur ihrer Art treu gewesen waren, so hatte ihr langer Marsch über Land sie zu einer Einheit zusammengeschmiedet. In dieser Zeit hatten sie gelernt, daß das Beste für den einzelnen meistens auch das Beste für alle war. Jetzt war der Park für sie ebenso wie für die Weißen Hirsche die Heimat, und sie alle fühlten sich verantwortlich für ihre Mitbewohner und wollten ihren gemeinsamen Feind bekämpfen. Aber keiner von ihnen hatte eine Idee, wie man die Wilddiebe verjagen könnte.
Der Fuchs und die Füchsin waren gerade auf Jagd, als die Menschen mit den Gewehren wiederkamen. Dieses Mal verbargen sie sich an einer Stelle, von wo sie alles beobachten konnten. Das Rudel der Weißen Hirsche stand wie gewöhnlich auf einer Lichtung im Park. Nach dem Verschwinden des Wildhüters gab es auch für sie kein Heu mehr, und nun mußten sie mit ihren Hufen den Schnee wegkratzen, so gut es eben ging, um an das darunter befindliche Gras und das Moos heranzukommen. Von einem nahen Wäldchen gedeckt, schlichen sich zwei Männer heimlich an.
Der Alte Hirsch mit seiner mächtigen Gestalt überragte alle und bot ein wunderbares Ziel. Der Fuchs sah, wie die Männer die Waffe anlegten. Ohne lange zu überlegen, fing er zu bellen an, und das so plötzlich, daß er die ohnedies schon nervösen Hirsche erschreckte. Sie liefen durcheinander; jetzt spürten auch sie die Gefahr. Dann fiel die Füchsin in das Gebell ein, und der Fuchs raste, immer noch laut bellend, auf das Rudel zu. Er hoffte, sie würden die Warnung verstehen und fliehen. Es klappte tatsächlich. Die ängstlichen Hirsche stürmten davon, das wiederum erschreckte die übrigen, und bald rasten sie in alle Richtungen auseinander. Sogar der Alte Hirsch lief, warf aber dem Fuchs über die Schulter noch einen Blick zu. Obwohl der Fuchs den König des Tierparks gerettet hatte, beschleunigte er dadurch, ohne daß er es wußte, das Ende eines anderen Tieres. Einige Hirsche rasten direkt auf das Versteck der Männer zu und ihnen genau vor die Flinte. Einen traf der Schuß, die anderen drehten ab. Dann stürmte das ganze aufgeschreckte Rudel in Panik davon. Die Männer waren jedoch zufrieden mit dem Ergebnis ihrer Pirsch, und der zweite Weiße Hirsch wurde aus dem Hirschpark getragen.
»Ich hoffe nur, daß man meine Absichten nicht mißversteht«, sagte der Fuchs traurig zur Füchsin. »Es muß ja so ausgesehen haben, als ob ich mit den Mördern gemeinsame Sache machte.«
»Unsinn«, entgegnete sie. »Das glaubt niemand. Du bist doch kein Haustier, sondern ein Tier der Wildnis. Du hast den Alten Hirsch gerettet, und das weiß er.«
»Aber es ist trotzdem Blut geflossen. Das Rudel hat wieder ein Mitglied verloren.«
»Was haben wir der Klugheit der Menschen entgegenzusetzen?« fragte die Füchsin. »Wenn sie beschlossen haben, jedes Tier im Park zu töten, können wir sie nicht davon abhalten.«
»So schwarz sehe ich die Dinge nicht«, meinte der Fuchs. »Alles, was wir tun müssen, ist, sie davon abzuhalten, den Hirschpark zu betreten.«
»Ganz unmöglich«, erwiderte sie rundweg. »Wie sollten wir das wohl schaffen?«
»Weiß ich auch nicht. Vielleicht könnten wir wenigstens ein Warnsystem einrichten, so daß sie uns nicht finden, wenn sie kommen.«
»Und was willst du mit den Weißen Hirschen machen? Sie alle in deinem unterirdischen Bau verstecken?«
»Schon gut«, sagte der Fuchs bedrückt. »War wohl nur Wunschdenken, aber es muß etwas getan werden, damit sie nicht so leicht abzuschießen sind.«
»Ach, ich kenne dich, wenn du in dieser Stimmung bist.«
Die Füchsin blickte ihn an, und ihre Augen leuchteten liebevoll. »Du gibst jetzt keine Ruhe mehr. Aber sich auszudenken, wie sich eine Gruppe von kleinen Tieren versteckt, das ist etwas ganz anderes, als ein Rudel von Hirschen verschwinden lassen.«
»Ich werde den Alten Hirsch aufsuchen und mich mit ihm unterhalten«, erwiderte der Fuchs.
»Dann geh du nur«, meinte die Füchsin. »Du willst mich sicher nicht dabeihaben.«
»Ganz im Gegenteil, meine geliebte Gefährtin«, sagte er. »Du mußt mit mir kommen. Du gehörst
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