Was die Tiere im Park erlebten
Der Hirsch hatte seinen Kopf abgewendet, so als ahnte er nichts von ihren Absichten. Schritt für Schritt bewegten sie sich vorsichtig über das tückische Eis. Dieses Mal sollte er ihnen nicht entkommen. Als sie aber die Gewehre hoben, bellte der Fuchs ein drittes Mal. Der Kopf des Alten Hirsches fuhr herum, er sah die Männer und sprang mit einem riesigen Satz ans Ufer. Jetzt waren die Wilddiebe blind für alles andere. Wieder wollte ihre Beute ihnen entwischen. Sie liefen weiter, wollten das fliehende Tier anvisieren, und da — platsch, rutschten ihre Füße plötzlich unter ihnen weg, und sie fielen tief, sehr tief ins eisige Wasser. Die Gewehre warfen sie fort, wollten sich retten, schlugen wild um sich und versuchten, sich an irgend etwas festzuklammern.
Am Rande der Eisfläche drehte der Alte Hirsch sich um und sah, wie die Waffen, die ihn töten sollten, in den schlammigen Tiefen des Teiches versanken, ihre Besitzer hatten sie weggeworfen, ohne einen weiteren Gedanken daran zu verschwenden. Jetzt war klar, daß der Plan des Fuchses tadellos geklappt hatte, und so legte er den Kopf zurück und röhrte seinen Triumph laut hinaus. Der Fuchs wurde von seinen begeisterten Freunden umringt — seinen alten Freunden und dem ganzen Hirschrudel. Der Alte Hirsch gesellte sich zu ihnen. »Das«, strahlte er, »war ein Meisterstück, das wahrscheinlich nie mehr übertroffen werden kann.«
Während die Tiere Freudentänze vollführten, kämpften sich die Männer ans Ufer zurück. Der Teich war nicht tief, ertrinken konnten sie nicht, waren nur einmal tüchtig eingetaucht und nun in Gefahr, eine böse Erkältung zu kriegen. Ihre Stimmen klangen jetzt eher besorgt als wütend, während sie frierend und tropfnaß aus dem Wasser stiegen. Einen Blick warfen sie noch auf die Tierschar, der sie diesen Reinfall verdankten, dann machten sie sich auf den ungemütlichen Heimweg. Ihr Ungemach hatte so schnell noch kein Ende, denn sie mußten durch den ganzen Park zurück und dann die matschige Straße entlang, bevor sie hoffen konnten, ins Trockene und Warme zu kommen. Mit jedem Schritt scheuerten ihre eiskalten und durchnäßten Kleider an ihrer Haut, nie hatten sie etwas so Unangenehmes erlebt.
»Ich glaube, die sehen wir nie wieder«, meinte der Hase. »Fuchs, das ist dein größter Tag. Sogar auf unserer langen Reise hast du so etwas nicht zustande gebracht.«
Der Fuchs fühlte, wie die Bewunderung der Tiere wie eine Flutwelle an ihm hochstieg, und war vor allem zufrieden, daß sein Plan reibungslos funktioniert hatte. Nur die Füchsin quälte trotz ihres Stolzes nagender Zweifel. Was würden wohl die beiden Männer tun, die von einem Fuchs derart erniedrigt worden waren?
Der Mut und die Schläue des Fuchses waren unter den Einwohnern des Hirschparkes nun allgemein bekannt. Für seine alten Freunde aus dem Farthing-Wald war es nichts Neues, aber jetzt galt er auch beim Hirschrudel als Held, sogar jene Tiere, die beim großen Ereignis am Teich nicht dabeigewesen waren, hatten die Geschichte mit Staunen vernommen. Nach seinen Erfolgen mit den Hühnern und den Wilddieben war er nun wieder voller Vertrauen in die Zukunft. Zweimal hatte er seinen Verstand mit dem menschlichen gemessen, und beide Male hatte er gesiegt. Er nahm jetzt unter den Tieren eine besondere Stellung ein, und obwohl ausgezehrt von den Entbehrungen dieses Winters, trug er den Kopf wieder hoch, sein Gang war locker, und seine Augen hatten den früheren Glanz. Das freute die Füchsin. »Du bist wieder der alte«, sagte sie. Und doch quälte sie weiter dieser Gedanke an die Männer.
In den nächsten Wochen war das Wetter wechselhaft. Auf wärmere Tage folgten kalte und dann wieder wärmere. Fast der ganze alte Schnee war weggeschmolzen, doch nachts fror es immer noch, und Neuschnee fiel, wenn auch nicht sehr viel. Aber der Park machte keinen verlassenen Eindruck mehr. Wenn sie sich sicher fühlten, kamen die Einwohner zum Vorschein, denn jeder spürte, daß der Frühling bevorstand. Alle Tiere fanden wieder Futter, und Gesundheit und Aussehen besserten sich.
An einem Tag Ende Februar traf der Pfeifer das Eichhörnchen, die Wühlmaus und die Feldmaus, die sich zusammen an ein paar Nüssen gütlich taten, die das Eichhörnchen aus dem weichen Boden ausgegraben hatte.
»Ich glaube, ihr braucht uns nicht mehr, oder?« fragte er und meinte damit die Versorgungsflüge zum Abfallhaufen.
»Eigentlich nicht«, antwortete das Eichhörnchen. »Aber wir sind
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