Was die Tiere im Park erlebten
doch zu mir.«
Weit war der Alte Hirsch nicht gelaufen. Er versuchte, sein Rudel nach der Flucht wieder zusammenzusuchen. »Ich schulde dir Dank«, sagte er sofort, als der Fuchs auftauchte. »Nur ein Hirsch wurde getötet. Wir haben die Menschen nicht gewittert. Es hätte viel mehr von uns treffen können.« Aus Bescheidenheit vermied er es, zu sagen, daß die Jäger vor allem ihn hatten abschießen wollen.
»Wir müssen uns etwas einfallen lassen, wie wir weitere Verluste verhindern können«, sagte der Fuchs ernst. »Darüber grüble ich jede wache Minute nach«, antwortete der Alte Hirsch. »Tatsache ist, daß wir ohne unser Heu mehr Tiere durch Verhungern verlieren als durch die Menschen.«
»Ich glaube schon, daß es für die Alten und Schwächeren in deinem Rudel sehr schwer ist«, gab ihm der Fuchs recht. »Aber ich bin sicher, die schlimmste Zeit haben wir hinter uns. Viel ernster ist jetzt meiner Ansicht nach die Gefahr, die uns von den Menschen droht.«
»Du sprichst weise«, antwortete der Hirsch. »Ich weiß, du bist der kluge Anführer, der im vergangenen Sommer seine Freunde über eine große Entfernung hierhergeführt hat. Aber für so große Tiere wie wir mußtest du nicht sorgen. Ich fürchte, es ist völlig unmöglich, uns zu schützen.«
»Du sagst fast wortwörtlich das, was ich auch schon dem Fuchs gesagt habe«, bemerkte die Füchsin. »Obwohl wir mit euch fühlen, können wir euch doch nicht helfen.«
Der Alte Hirsch schüttelte sein mächtiges Haupt. »Wenn der Wildhüter nicht zurückkommt, dann bleibt uns nur ein allerletzter Ausweg.«
»Ich glaube, ich weiß, was du meinst«, sagte der Fuchs ruhig, »denn darauf bin ich auch schon gekommen.«
»Wir werden den Park verlassen müssen«, erklärte der Alte Hirsch.
»Ja. Das habe ich erwartet. Aber draußen geht ihr doch das gleiche Risiko ein.«
»Wir könnten uns aber in einem größeren Gebiet besser zerstreuen.«
Der Fuchs schwieg eine Weile. »Nein«, sagte er abschließend in dem entschiedenen Ton, den die Füchsin inzwischen so gut kannte. »Dazu muß es nicht kommen. So schnell gebe ich mich nicht geschlagen. Ich habe da so eine Idee. Aber dazu brauche ich einen Tag oder auch mehr.«
»Mein lieber Freund«, sagte der Alte Hirsch gerührt, »du mußt gar nichts für uns tun. Du hast an deinen eigenen Problemen zu tragen. Natürlich lasse ich dir soviel Zeit, wie du willst. Ich beabsichtige nicht, noch in dieser Sekunde unsere Heimat zu verlassen.«
»Die Männer kommen sicher nicht jede Nacht«, sagte die Füchsin. »Für den Augenblick seid ihr sicher.«
Der Fuchs war tief in Gedanken versunken. »Ich muß das durchdenken«, sagte er dann. Er wandte sich an den Alten Hirsch. »Wir verlassen dich jetzt. Aber ich komme wieder und erkläre dir dann meinen Plan.«
»Du bist ein edles und weises Geschöpf«, erwiderte der König des Hirschparkes. »Ich werde voller Ungeduld auf deine Rückkehr warten.«
Man sagte sich auf Wiedersehen, und als der Fuchs und die Füchsin weitertrabten, fragte sie: »Ich wüßte zu gern, was du vorhast?«
»Wenn es soweit ist, sage ich es dir. Der Teich — ja, das ist es! Der Teich ist der Schlüssel zum Ganzen.«
Am folgenden Nachmittag stürmten wieder Scharen von Jungen, die meisten bis zum Kinn gegen die Kälte eingemummt, in den Park zum Schlittschuhlaufen. Seit Monaten war das Revier der Eßbaren Frösche nun schon zugefroren, aber es gab Anzeichen dafür, daß die Temperatur ein wenig angestiegen war. An ein paar Stellen glitzerten kleine Wasserpfützen auf dem Teich. Aber die Jungen störte das nicht, sie schnallten sich die Schlittschuhe an, nachdem sie das Eis gründlich untersucht hatten, und dann vergnügten sie sich.
Aus einem schneebedeckten Binsengestrüpp beobachtete der Fuchs ihr Treiben sehr genau. Er mußte lachen, als ihm einfiel, wie oft hier die Kreuzotter im Sommer am Wasserrand gelauert und den Eßbaren Fröschen bei ihren Wasserspielen geduldig zugesehen hatte. Sein Lauern jetzt hatte ganz andere Gründe.
Nach etwa einer Stunde hatte er alles gesehen, was er sehen wollte. Vorsichtig, damit ihn nicht ein Paar scharfer junger Augen entdeckten, schlich er zurück zum Bau. Die Füchsin erwachte bei seinem Eintritt. Sie blickte ihn fragend an. »Noch nichts.« Mehr sagte er nicht.
Während der nächsten Tage wurde das Wetter merkbar milder, die Sonne kämpfte sich zeitweise durch die Wolkenbänke, die so lange den Himmel verhüllt hatten. Jeden Tag lag der
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