Was die Tiere im Park erlebten
zu halten, aber sie wußte, daß sie Stromer nicht benachrichtigen konnte, daß sie zu ihrer Verabredung nicht kommen würde.
»Könnte ich vielleicht morgen wachen?« fragte sie zögernd.
»Morgen bin ich an der Reihe«, sagte der Fuchs, »und deine Mutter und ich wollen heute nacht jagen. Macht das irgendeinen Unterschied?«
Die Schöne wollte sich nicht mit einer Weigerung verdächtig machen, also gab sie nach. »Gar keinen, Vater«, sagte sie leise.
Der Friedfertige hatte die Unterhaltung mit angehört und fragte sich, ob er Stromer treffen und ihm die Abwesenheit der Schwester erklären solle. Aber damit hätte er zugegeben, daß er von der Affäre wußte, und das konnte wiederum einiges nach sich ziehen. So entschied er sich dagegen.
Die Schöne machte es sich also diese Nacht an einem günstigen Aussichtspunkt bequem und fragte sich, was Stromer wohl denken mochte. In der Dunkelheit dehnte sich jede Minute zur Ewigkeit. Der Familienbau hinter ihr war leer. Der Fuchs und die Füchsin waren zusammen auf Jagd, und ihre beiden Brüder streiften auch irgendwo herum. Sie sehnte sich nach dem Morgen, dann war wenigstens jemand zur Unterhaltung da. Nirgendwo eine Bewegung, nur die Blätter raschelten müde in der Nachtluft. Die Wache zog sich in die Länge. Dann sah sie, wie der Waldkauz sich auf einem nahen Baum niederließ. Sie rief ihn an.
»Ach, du bist es, Schöne. Einen guten Abend wünsche ich«, sagte er in seiner etwas steifen Art. »Es sieht so aus, als ob du heute nacht unser Beschützer wärst.«
»Ja, zum ersten Mal«, erwiderte sie. »Aber es gibt keinen Anlaß, Alarm zu schlagen.«
»Ja, das ist auch langweilig, so herumzuhocken und auf etwas zu warten, was nie passiert«, meinte der Vogel. »Ich sehe nicht ein, warum diese Nachtwachen immer noch sein müssen.«
»Mein Vater glaubt, daß der Narbige nur darauf wartet, daß wir sie einstellen.«
»Aber er kann damit doch nicht bis in alle Ewigkeit weitermachen«, beharrte der Waldkauz. »Wir verlieren ja ganz unsere Freiheit.«
»Ich glaube, er steht auf dem Standpunkt, daß das besser ist, als das Leben zu verlieren«, sagte die Schöne.
»Hm, jaja«, murmelte der Kauz. »Aber ich finde, manchmal ist der Fuchs einfach zu vorsichtig.«
»Was würdest du denn tun?« fragte die junge Füchsin. »Ich? O ja, also ich würde mich einmal mit unserem Freund, dem Narbigen, unterhalten und versuchen, zu einer Übereinkunft zu kommen.«
»Klar, wir Füchse haben es auch nicht so gut, daß wir uns auf einen hohen Ast schwingen und von dort aus reden können«, sagte die Schöne spitz. »Wir müssen die Sache auf der Erde austragen.«
»Ehem — ja, ganz richtig!« sagte der Waldkauz kurz. »Aber ich bin immer bereit, bin immer bereit.« Und er stolzierte mit gefalteten Flügeln gravitätisch auf und ab.
»Der liebe alte Kauz. Hat immer so viele gute Ratschläge, aber führt keinen je aus«, sagte die Schöne zu sich selbst. Sie lächelte. Und laut fragte sie: »Soll ich Vater von deiner Idee erzählen? Aber das kannst du doch auch selbst tun, wenn du möchtest? Er ist sicher bald zurück.«
Der Waldkauz unterbrach seine Wanderung. »Ehem — nein, nein«, sagte er schnell. »Nicht nötig. Ich muß weiter. Er weiß ja, daß er immer auf mich zählen kann. Ehem — gute Nacht, mein Kind.« Er schwang sich in die Luft und war verschwunden.
Die Schöne mußte lachen. Ich hätte ihn nicht so ärgern dürfen, dachte sie. Er ist doch ein treuer Freund.
Das Lächeln erstarb ihr auf den Lippen, als sie in der Ferne eine wohlbekannte Gestalt erblickte, die nach allen Richtungen witterte. Es war Stromer, der sie suchte. Ihr Herz fing an zu hämmern, als ihr die Gefahr bewußt wurde, die ihm drohte, falls der Kühne oder ihre Eltern zurückkehren sollten. Sie mußte ihn warnen. Aber sie wagte auch nicht, ihren Posten zu verlassen.
Zögernd kam der junge Fuchs heran, hielt und witterte und schnüffelte dann wieder mit der Schnauze am Boden. Er hatte offenbar ihre Spur gefunden. Schließlich erhob sie sich, und Stromer erkannte sie. Schnell war er bei ihr.
»Wo bist du gewesen?« fragte er sofort. »Ich habe gewartet und gewartet. Dann habe ich mir Sorgen gemacht und deshalb...«
»Schsch!« unterbrach sie ihn. »Du darfst nicht hier bleiben. Du bist in Gefahr. Mein Vater und meine Brüder sind zur Jagd und können jeden Augenblick zurücksein. Du mußt weg.«
Ganz verwirrt sah Stromer sie an. »Aber warum bist du nicht gekommen?« fragte er. »Ich dachte,
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