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Was die Tiere im Park erlebten

Was die Tiere im Park erlebten

Titel: Was die Tiere im Park erlebten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dann
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der Fuchs wieder einen Satz vorwärts machte, fand sie ein Loch und schlüpfte hinein. Aber sie war nicht schnell genug, die Zähne des Narbigen bekamen das Ende ihres Schwanzes zu packen und hielten sie fest. Jetzt begann ein schreckliches Hin- und Hergezerr. Die Kreuzotter versuchte verzweifelt, sich freizukämpfen, während der Narbige immer fester zubiß und dabei versuchte, die Schlange aus ihrem Loch zu ziehen. Während dieses Kampfes biß er den Schwanz durch und blieb überrascht mit dem Schwanzende im Maul stehen, während seine Beute verschwand.
    Tief unten im Loch leckte die Kreuzotter ihre Wunde. Sie war schwer, aber nicht tödlich. Als der Schmerz ein wenig nachließ, machte sie Bestandsaufnahme. Sie wußte, der Narbige würde draußen vor dem Loch auf ihr Wiederauftauchen warten. Wie lange, das konnte sie nicht abschätzen. Sie konnte aber fest damit rechnen, daß er hungrig wurde. Jetzt dachte sie an die Gefahren, die sie bei dem Versuch, ihren Freunden zu helfen, auf sich genommen hatte, und wurde traurig. Warum nur hatte sie sich in diesen Streit unter Füchsen, also unter Säugetieren, eingemischt? Hätte sie sie doch ihre schmutzige Arbeit selbst machen lassen. Auch wenn sie die Verletzung überlebte, würde ihr Körper doch für alle Zeit entstellt sein. Das war bitter. Nach einer Weile drehte sie sich unter Schmerzen im Loch herum und stellte mit Erleichterung fest, daß sie sich wenigstens noch bewegen konnte. Sie roch den Narbigen immer noch und wurde zornig. Langsam, denn es tat sehr weh, kroch sie näher zum Eingang.
    »Du kannst warten, bis du vor Hunger tot umfällst«, brachte sie mühsam hervor. »Ich bleibe, wenn es nötig ist, hier, bis ich sterbe.«
    »Du widerlicher, kriechender Wurm«, fauchte der Fuchs zurück. »Hast du dir eingebildet, du könntest mich so töten wie den anderen Fuchs?« Er brannte darauf herauszubekommen, ob er seinen echten Feind gefangen hatte.
    »Du verdienst einen gewaltsamen Tod«, zischte die Kreuzotter. »Und den stirbst du auch eines Tages, selbst wenn nicht ich es bin, die dich tötet.«
    Der Narbige hatte auf jedes ihrer Worte geachtet. Immer noch hatte die Schlange sich nicht verraten. »Einen Mord hast du ja schon begangen«, meinte er listig. »Mehr Morde wirst du nicht mehr begehen können.«
    Die Schlange schwieg. Sie wußte, jetzt durfte sie sich nicht verraten, denn wenn sie es tat, würde er nicht mehr von hier Weggehen. Schließlich sagte sie: »Du hast mich verwundet, aber ich bin dir entwischt. Du kannst nicht damit angeben, daß du mich getötet hast, und wenn du noch so lange vor diesem Loch hockst.«
    Dann sagte sie nichts mehr, und der Narbige wußte, daß er schließlich die Schlange in ihrem Loch werde zurücklassen müssen.
    Aber er wartete weiter, und während er wartete, kam er sich albern vor, denn er hatte nicht herausbekommen, wer diese Schlange war, und wenn die echte Fuchsmörderin noch immer frei herumlief, verschwendete er hier nur seine Zeit. Der Tag verging, und plötzlich machte er sich genauso geräuschlos, wie er gekommen war, auf den Rückweg. Die Kreuzotter blieb in ihrem Loch zurück.
    Die Wunde schmerzte, aber sie schmiedete bereits neue Pläne. Trotz ihrer Verbitterung über die Freunde, die nichts von ihrem Leiden wußten, formte sich in ihrem schlauen Kopf ein Plan. Sie hatte nun einen neuen und gewichtigeren Grund, Rache an ihrem Angreifer zu üben. Der Narbige hatte sie im wahrsten Sinne des Wortes überrumpelt. Aber wenn die Zeit gekommen war, würde sie den Spieß umdrehen und sich ein für alle Mal rächen.
     

 
    Stromer und die Schöne setzten ihre nächtlichen Treffen fort, aber nichts darüber drang zu den Ohren des Fuchses oder der Füchsin, und nur der Friedfertige hatte sie einmal gesehen, als er heimlich den Spuren seiner Schwester gefolgt war. Er hielt sein sich gegebenes Versprechen und verriet nichts. Die Schöne hatte keine Ahnung, daß er ihr gefolgt war. Dann bat der Fuchs eines Tages sie, die Nachtwache zu übernehmen.
    Bis jetzt hatte er sich geweigert, die Schöne daran zu beteiligen, obwohl die Füchsin ihn dazu gedrängt hatte. Nun war es ein paar Tage ruhig gewesen, also meinte er, daß heute wohl kaum die Gefahr eines Angriffs drohe. Möglich, daß der Narbige noch keinen Beweis für einen Zusammenhang zwischen dem Schlangenbiß und den Farthing-Wald-Tieren gefunden hat.
    Die Schöne schluckte erst einmal vor Schreck, als ihr Vater sie zur Wache einteilte. Sie hatte nichts dagegen, Wache

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