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Was du liebst, gehört dir nicht - Doughty, L: Was du liebst, gehört dir nicht - Whatever You Love

Was du liebst, gehört dir nicht - Doughty, L: Was du liebst, gehört dir nicht - Whatever You Love

Titel: Was du liebst, gehört dir nicht - Doughty, L: Was du liebst, gehört dir nicht - Whatever You Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Doughty
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auf uns zugeprescht und zeigte uns einen Flachmann mit Wodka, den er aus der Tasche seiner Schlabberhose gezogen hatte – weniger, um uns etwas davon anzubieten, als vielmehr, um uns mit den unaussprechlichen Folgen der Tatsache zu bedrohen, dass er das Zeug trank. Irgendwann brach die unvermeidliche Schlägerei aus, und Jenny und ich gingen nach draußen, wo ihre Mutter im Auto bei laufendem Radio mit Bleistift im Mund auf uns wartete, während sie sich durch ein dickes Kreuzworträtselheft arbeitete.
    Häuser wie das Upton Centre gehen mit der Zeit. Heute ist es ein städtisches Beratungszentrum für Asylanten und Migranten. Es hat sich selbst die Bezeichnung »One-Stop-Shop« verliehen. Die meisten Mitarbeiter hier haben sich gerade mal eine Woche lang zum Thema Flüchtlingsproblematik ausbilden lassen, was sie aber nicht davon abhält, uns anzurufen und eine bessere Behandlung für ihre »Mandanten« zu verlangen, auch wenn die schon jahrelang bei uns in Behandlung sind – auf unserer Station betrachten wir Überweisungen des Upton Centre mit Misstrauen. Einmal hatte ich mit einer zu tun, bei der uns die Beraterin einen Bericht des Inhalts geschickt hatte, ihre »Mandantin« leide aufgrund der »psychologischen Folgen ihrer Vertreibung« unter chronischen Rückenschmerzen. Als ich die Patientin befragte und untersuchte – Marina, eine schüchterne Frau um die fünfzig aus dem Kosovo –, dachte ich mir, sie könnte einen Bandscheibenvorfall haben, und setzte sie auf Diclofenac, bis ich ihre Überweisung überprüfen konnte. Marina litt wirklich unter den psychischen Folgen ihrer Vertreibung. Außerdem litt sie unter Schlaflosigkeit, weil sie sich verzweifelt um ihre großen Kinder sorgte, die sie in Priština zurückgelassen hatte; aber sie hatte auch einen Bandscheibenvorfall.
    Mr. A. kommt aus derselben Gruppe, ethnisch überwiegend Albaner aus dem Kosovo, aber auch einige Bosnier darunter, soweit ich weiß. Diese Gruppe hatte sehr viel mit dem Upton Centre zu tun, wenn auch hauptsächlich in rechtlichen, nicht in medizinischen Belangen, weil zwar die meisten, aber nicht alle, aus ihrem erweiterten Familienverband legale Einwanderer sind. Wie immer in sozial unterprivilegierten Schichten gab es außerdem Gesundheitsprobleme. Eine der anderen Frauen hat regelmäßig unsere Station aufgesucht, und so kam Mr. A.s Name überhaupt in unser System. Damals erfolgte die Überweisung, auch wegen chronischer Rückenschmerzen, durch den praktischen Arzt. Mr. A. war als nächster Angehöriger angegeben, auch wenn unklar war, in welchem Verwandtschaftsverhältnis er – wenn überhaupt – zu der Frau stand. Offenbar ist er der Wortführer der Gruppe, es könnte also einfach nur das sein.
    Das Gewerbegebiet in Eastley ist meine erste Anlaufstelle. Ich muss vorsichtig sein, weil es nicht weit von Hennett’s liegt, wo David und Chloe arbeiten, obschon er zurzeit kaum hingeht und Chloe noch offiziell in Elternzeit ist. Vorbei am Upton Centre, das von der Hauptstraße zurückgesetzt liegt, dann an Hennett’s vorbei, erreiche ich das Industriegelände, dessen Belegschaft hauptsächlich aus Migranten besteht. Die grauen Metalltore stehen offen, und es gibt kein Pförtner- oder Wächterhäuschen. Ich fahre ganz bis ans andere Ende, vorbei an den lang gestreckten, dunklen Lagerhallen mit riesigen Türen, wie offene Mäuler, und gedrungenen, fensterlosen Backsteinbauten mit Flachdach. In diesen Bauchhöhlen unser aller Leben sind die Plätze versteckt, an denen Waren montiert, gelagert und versendet werden. Hier gibt es weder Ladennamen noch Plakatwände; keine bunten Schilder, keine wie auch immer gearteten Anpreisungen. Keine Passanten, die reinzulocken wären. Hierher kommt man nicht ohne guten Grund.
    Ich stelle meinen Wagen auf dem verlassenen, überdimensionierten Parkplatz ab und bemerke beim Aussteigen als Allererstes den Gestank nach Fischabfällen von der Katzenfutterfabrik nebenan, dann, als ich gegen den Wind daran vorbeigehe, diesen seltsamen Geruch aus meiner Jugendzeit nach verbrannten Reifen, der schwelende Geruch unerwünschter Dinge. Mitten im Gewerbegebiet liegt ein kleines Rondell, bepflanzt mit schlaffen Tulpen. Es gibt sogar zwei Bänke in der Mitte, mit den Rückenlehnen zueinander aufgestellt. Ich frage mich, ob im Sommer Arbeiter rauskommen, um sich hierhinzusetzen und einander den Rücken kehrend auf die Lagerhallen zu schauen. Sonst gibt es keine Stelle, wo man seine Brote essen könnte, so viel steht

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