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Was du liebst, gehört dir nicht - Doughty, L: Was du liebst, gehört dir nicht - Whatever You Love

Was du liebst, gehört dir nicht - Doughty, L: Was du liebst, gehört dir nicht - Whatever You Love

Titel: Was du liebst, gehört dir nicht - Doughty, L: Was du liebst, gehört dir nicht - Whatever You Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Doughty
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wieder an. Als ich auf die Straße einbiege, kommt ein Auto hinter mir um die Ecke, zu schnell, und hupt wütend, während es mir ausweicht; das lang gezogene Geheul verklingt allmählich.
    Meine Gratis-Lokalzeitung, die wöchentliche, erwartet mich auf der Fußmatte, als ich nach Hause komme. Direkt nach dem Unfall, als andere Leute in meinem Haus waren, verschwand diese Zeitung immer sofort nach der Auslieferung – mir wird jetzt klar, dass man mich vor Artikeln über Betty und Willow beschützt hat. Eine Gemeinderatssitzung zur Parkraumbewirtschaftung hat stattgefunden; in der Schrankfabrik Witchard’s gab es einen Ausverkauf; das Zulassungsverfahren der weiterführenden Schulen wird überprüft. Erstaunlich, wovon man sich angegriffen fühlen, wie unglaublich viel man persönlich nehmen kann.
    Ich schlage sie auf und blättere rasch die Seiten um, während ich mich auf einen Stuhl am Küchentisch fallen lasse. Die Spannungen in der Stadt sind offenbar nicht abgeklungen. Vergangenen Mittwoch wurde eine junge Frau aus dem Chinaimbiss am Clifton Rise von drei oder vier Jugendlichen verfolgt, die sie wegen ihres Akzents verhöhnten. Als sie sie verscheuchen wollte, riss ihr ein Jugendlicher die Schachtel mit Essen zum Mitnehmen aus der Hand, klappte sie auf und kippte ihr den heißen Inhalt in Gesicht und Haar. Ein Stadtrat wird mit den Worten zitiert, Neuankömmlinge müssten verstehen, dass die Einheimischen wegen der hohen Arbeitslosigkeit enorm aufgebracht seien. Ich frage mich, ob diese junge Frau zu denen gehört, die ich früher am Tag in der Lagerhalle gesehen habe, wie sie lächelnd die Reißverschlüsse oder Lederstücke sortierten, im Gefühl der Geborgenheit unter ihren Freundinnen und Kolleginnen, bis eine fremde Frau vorbeiging, sie anstarrte und daran erinnerte, dass es immer tausenderlei Gründe gibt, sich unbehaglich zu fühlen, zu wissen, dass man nicht sicher ist. Ich schüttele den Kopf. Ich darf nicht anfangen zu denken, alles hinge miteinander zusammen. Sonst werde ich noch verrückt.
    Draußen ist es dunkel. Ich beschließe, mir den Abend freizunehmen. Ich öffne eine Flasche Wein, gehe zu dem Geschirrschrank, in dem die vornehmen Gläser stehen, die wir nie benutzt haben, und suche mir das teuerste davon aus, einen bauchigen Ballon mit hauchdünnem geriffeltem Stiel – die Sorte Glas, die Leute in Restaurants hochhalten und im Licht hin- und herdrehen, um die wahre Farbe des Weins zu betrachten. Ich stelle beides auf ein Tablett, und dann fällt mir ein – als ginge eine Glühbirne an –, dass ich eine rauchen könnte – in meinem eigenen Haus, noch so ein anstößiger Gedanke. Offenbar unterlaufen die mir in letzter Zeit häufiger. Rees ist weg. Niemand braucht je davon zu erfahren. Ich habe zwei Zigaretten in einem Zehnerpack ganz hinten in der Schublade, wo ich die alten Gebrauchsanweisungen längst entsorgter Elektrogeräte aufbewahre. Endlich finde ich das Päckchen, etwas zerknittert, hinter der Garantie eines elektrischen Sandwichtoasters. Die Glimmstängel darin sind uralt und vertrocknet. Auch wenn ich es David gegenüber vortäuschte, war ich nie eine richtige Raucherin, genauso wenig wie ich je eine richtige Trinkerin war. Es war bloß eine rebellische Geste.
    Ich stelle die Weinflasche, das teure Glas, die Zigaretten und einen Gasanzünder auf ein Tablett, mit dem ich ins Wohnzimmer gehe. Ich drehe das Gasfeuer voll auf, mache den Fernseher an, stelle den Ton laut, trinke meinen Wein und rauche meine Kippen, zu schnell, eine nach der anderen, klopfe die Asche auf das Tablett ab, meine Füße, obwohl noch in Schuhen, auf dem Sofa hochgelegt.
    Irgendwann später werde ich ruckartig wach und bekleckere mich dabei mit Wein. Ich bin bei plärrendem Fernseher eingeschlafen, mit zwei Zigarettenkippen auf dem Tablett, das teure Weinglas zwischen den Fingern auf meiner Brust abgestellt. Geweckt hat mich, dass es umgekippt ist – zum Glück war nicht mehr viel drin. Desorientiert setze ich mich auf. Die Weinflasche ist zu zwei Dritteln geleert. Im Zimmer riecht es nach den Zigaretten – scheußlich, denke ich. Im Fernsehen sitzt eine Menschengruppe auf einem knallgelben Sofa und kreischt hyänenhaft. Ich taste nach der Fernbedienung und schalte das Gerät aus. Mit einem Mal bin ich wieder in meinem Haus, im Halbdunkel, allein, inmitten von allem, was passiert ist. Ich möchte erneut abtauchen, zwinge mich jedoch aufzustehen, schwankend, stelle mein Weinglas auf das Tablett zurück,

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