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Was du liebst, gehört dir nicht - Doughty, L: Was du liebst, gehört dir nicht - Whatever You Love

Was du liebst, gehört dir nicht - Doughty, L: Was du liebst, gehört dir nicht - Whatever You Love

Titel: Was du liebst, gehört dir nicht - Doughty, L: Was du liebst, gehört dir nicht - Whatever You Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Doughty
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meine Nase mit den Fingern ab. Links von mir wächst ein Gebüsch aus Dornensträuchern, Fetzen von Papiertaschentüchern stecken an den unteren Zweigen. In der allergrößten Not könnte ich einen Fetzen abzupfen, der groß genug wäre, um mir die Nase damit zu putzen, aber ich stelle mir lieber nicht vor, was diese Tücher zuvor abgewischt haben. Als ich das Gefühl habe, dass genügend Zeit verstrichen ist, stehe ich auf und gehe langsam zum Haupttor des Industriegeländes zurück; vorsorglich auf der anderen Straßenseite, während ich mich dem Rondell nähere, doch wie sich herausstellt, war diese Vorsicht übertrieben. Die Rolltür wurde heruntergelassen und mit einem Vorhängeschloss versperrt. Niemand ist zu sehen. Dennoch bin ich mir einer Sache sicher: Hier arbeiten die Frauen, nicht die Männer. Ich werde ihn hier nicht finden.
    Auf meinem Rückweg über die Schnellstraße gehe ich vom Gas, als ich an Hennett’s vorbeifahre. Ich frage mich, ob David heute hier ist oder zu Hause mit Chloe und den Jungs. »Die Jungs« … wie nett und gemütlich sich das anhört: zwei Jungen. Hennett’s hat eine gepflegte Kiesauffahrt und einen offenen Eingangsbereich mit lächelnder Empfangssekretärin. Ganz gleich, welche Kollegin Dienst hatte, wenn ich David in der Firma besuchte, sie schienen immer einen Verlobungsring zu tragen, so als steckten sich alle ein und denselben an den Finger, wenn sie auf dem Bürostuhl Platz nahmen, statt Uniform. Im Vorbeifahren stelle ich mir vor, wie Chloe an ihrem ersten Arbeitstag hier in die gepflegte Kiesauffahrt einbiegt – bestimmt hatte sie ein kleines Auto mit Heckklappe, riet ich, tadellos sauber, vielleicht lila. Ich stelle mir vor, wie sie hinter dem Gebäude parkt und dann mit abgezirkelten, flotten Schritten schwungvoll zum Empfang eilt. Ich sehe vor mir, wie sie die junge Empfangsdame anstrahlt und sagt: »Guten Tag, ich bin Chloe. Ich fange heute hier an. Ich möchte zu David Needham.« Vielleicht mit ausgestreckter Hand. Vielleicht mit einem Ausruf des Entzückens über den Verlobungsring der jungen Dame.
    Während ich durch die Stadt zurückfahre, höre ich das Handy in meiner Handtasche auf dem Beifahrersitz klingeln. Nach zwei Tönen hört es auf. Dann setzt es ein zweites und ein drittes Mal an, immer das Gleiche: zweimal Klingeln und Schluss. Beim vierten Versuch klingelt es sechsmal, bevor es auf die Mailbox umschaltet; kurz darauf der nervige Piepston, der mir verrät, dass jemand eine Nachricht hinterlassen hat. Ich fahre seitlich ran, parke kurz vor dem Verkehrsleitsystem auf der Grasböschung, fische das Handy aus der Tasche und schalte die Warnblinkanlage an. Ich erfahre, dass ich vier Anrufe in Abwesenheit von einer unterdrückten Nummer hatte, und frage mich, ob es Toni sein könnte – die Nummer ihres Polizeitelefons wird immer unterdrückt –, doch als ich mir die Mailboxnachricht anhöre, sagt niemand etwas. Es ist eine lange, stumme Aufnahme, die länger dauert, als ich mir das – und zwar minutenlang – anhöre. Irgendwann beende ich meinen Mailboxanruf und werfe das Handy oben auf meine Tasche, hebe es dann wieder auf und höre es mir noch mal an, die Hand über das andere Ohr gelegt, um das Gedröhn des vorbeifahrenden Verkehrs auszublenden. Es hört sich so an, als habe jemand versehentlich meine Nummer gewählt, während er eine Straße entlangging, das Handy in der Tasche. Ich höre gedämpfte Schritte und Hintergrundgeräusche, vorbeihuschende Autos und Stimmen, die verschwommene akustische Kulisse des öffentlichen Raums. Dann, gerade als ich mich selbst davon überzeugt habe, dass jemand mich versehentlich viermal angerufen hat, höre ich etwas, das mir beim ersten Mal entgangen ist – einen langen Seufzer, bei dem mir ein Schauer über den Rücken läuft. Es ist kein trauriges Seufzen, sondern ein boshaftes, Genugtuung verströmendes Seufzen. Und zwar so nahe an der Sprechmuschel, dass ich mich erschrecke, als hätte mir jemand in meinem Auto plötzlich an die Schulter gefasst. Das Handy befindet sich nicht in jemandes Tasche oder Handtasche, sondern in ihrer, oder seiner, Hand, dicht am Mund – diese Nähe –, ein Mund an meinem Gesicht.
    Nach dem Seufzen geht es mit den Hintergrundgeräuschen weiter, aber ich höre mir das nicht länger an. Heftig tippe ich mit dem Daumen auf den »Ende«-Knopf, ehe ich zu meiner Anrufaufzeichnung klicke und alle Einträge lösche. Ich pfeffere das Handy in meine Handtasche zurück und lasse den Motor

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