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Was du liebst, gehört dir nicht - Doughty, L: Was du liebst, gehört dir nicht - Whatever You Love

Was du liebst, gehört dir nicht - Doughty, L: Was du liebst, gehört dir nicht - Whatever You Love

Titel: Was du liebst, gehört dir nicht - Doughty, L: Was du liebst, gehört dir nicht - Whatever You Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Doughty
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die Woche bei ihr vorbeigeschaut.« Sie lächelt mir zu. »In den letzten paar Wochen haben wir die eine oder andere Tasse Tee miteinander getrunken, was?« Mit einer bangen Vorahnung lächele ich zurück. »Laura weiß, dass vorsätzliche Körperverletzung mit Todesfolge ein Schwerverbrechen ist, und sie weiß auch, dass wir aus diesem Grund Beweise für eine so gravierende Anklageerhebung erbringen müssen. Wir haben uns auch schon ein wenig über die Schwierigkeiten unterhalten, solche Anklagen zu erheben, die Beweislast und all so was.« Diese Toni gefällt mir nicht. Mir gefällt die, die heimlich mit mir im Garten eine geraucht hat.
    »Das Auto wurde beschlagnahmt, nicht?«, fragt Jane. Die beiden sind jetzt mitten in einem Polizistinnendialog, als nähmen sie an einer Trainingseinheit teil, was ich für gar nicht so unwahrscheinlich halte. Die Hierarchie zwischen ihnen liegt auf der Hand, man spürt, dass Jane die zweite Geige spielt und Toni das Sagen hat. Das ärgert mich. Es erinnert mich daran, dass auch meine Rolle in dem Stück festgelegt ist. Hallo, möchte ich sagen, wissen Sie noch, wer ich bin? Laura mein Name.
    »Ja, die Kleidung auch, und die Testergebnisse auf Alkohol und Drogen waren negativ.« Toni spricht zu mir: »Wissen Sie noch, wie ich erläutert habe, dass der Fahrer unter Auflagen entlassen wurde, während wir gegen ihn ermittelt haben?«
    Ich nicke.
    »Nun, das haben wir getan. Wir haben die Aussagen von Ranmali und ihrem Mann aufgenommen, was natürlich schon eine Weile her ist, und es gab Bremsspuren auf der Fahrbahn. Wir ließen das Fahrzeug untersuchen. Aber unser Problem ist, dass es keine anderen Zeugenaussagen gab. Außer Willow natürlich, aber sie war lange krank, und dann haben wir sie verloren. Das ist jetzt schwierig, doch wir sind zu dem Schluss gekommen, dass es keine unanfechtbaren Beweise für vorsätzliche Körperverletzung mit Todesfolge gibt.« Das schockiert mich nicht. Toni hat mich schon vor Wochen darauf hingewiesen, dass die Anklage auf fahrlässige Tötung herabgestuft werden könnte, mit milderem Strafmaß. »Er hat eine Aussage gemacht, und unter unserer neuen Familiencharta haben Sie das Recht auf Einsicht. Hier ist sie.« Ich schaue auf den Aktenordner auf dem Tisch. »Ich lasse sie Ihnen hier, wenn Sie möchten. Wenn Sie wollen, kann ich sie Ihnen jetzt vorlesen, oder ich überlasse sie Ihnen, und Sie können mich dann später anrufen, wenn Sie über alles reden wollen.«
    Beide sehen mich an. Jetzt verstehe ich die Förmlichkeit, warum sie in Begleitung gekommen ist. Ich habe Rechte. Ich könnte Widerspruch einlegen oder sie irgendwie verklagen. Vielleicht werde ich einen Anwalt einschalten. Ich bin allein , denke ich. Dies ist der Anfang vom Ende ihres Interesses an mir. Sie nabeln mich ab.
    Toni beobachtet mich. »Als Ergebnis unserer Ermittlungen wird die Anklage gegen ihn herabgestuft. Laura, ich hoffe, Sie verstehen das, es tut uns leid, aber diese Möglichkeit hat immer bestanden, und dazu kommt es in ähnlich gelagerten Fällen häufig. Viele Betroffene regen sich darüber auf, und ich weiß, dass es schwer nachzuvollziehen ist, wenn man einen geliebten Menschen verloren hat, aber es gibt wirklich …«
    Ich unterbreche sie. »Was wird ihm zur Last gelegt werden?«
    »Unerlaubtes Entfernen vom Unfallort.«
    »Und das heißt was?« Plötzlich hyperventiliere ich in großen, tiefen, hicksenden Atemzügen. »Was? Was passiert mit ihm? Was?«
    »Wahrscheinlich eine Geldstrafe von zweihundert Pfund und Punkte im Verkehrszentralregister.«
    Vorübergehend werde ich in den Abend zurückkatapultiert, als sie vorbeikam und mich zur Identifizierung von Bettys Leichnam ins Krankenhaus abholte, das unwirkliche Gefühl, das mich überkam, als ich die endlos fremden und zwangsweise vertrauten Gänge durchschritt – meine leise, aber hartnäckige Überzeugung, alles sei ein Traum.
    Beide sehen mich an. Langes Schweigen entsteht. Sie sind ihr Anliegen losgeworden. Es sind nette, um mich besorgte Menschen, die mir den Eindruck vermitteln wollen, dass sie zu meiner Hilfe und Beratung da sind, und zwar, wie sie mir mit ihrem Schweigen zu verstehen geben wollen, jederzeit, aber ihren Wunsch, hier wegzukommen, spüre ich so lang und breit wie den Tisch, an dem wir sitzen. Weil ich weiß, dass sie nicht aufstehen werden, bevor ich sie verabschiede, sage ich nach einer Weile ruhig: »Ich möchte, dass Sie beide jetzt gehen. Danke.«
    Sie erheben sich von ihren Stühlen

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