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Was du liebst, gehört dir nicht - Doughty, L: Was du liebst, gehört dir nicht - Whatever You Love

Was du liebst, gehört dir nicht - Doughty, L: Was du liebst, gehört dir nicht - Whatever You Love

Titel: Was du liebst, gehört dir nicht - Doughty, L: Was du liebst, gehört dir nicht - Whatever You Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Doughty
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auf dem Bürgersteig stehen gelassen hatte, stolperte darüber und prallte mit der Stirn gegen eine niedrige Backsteinmauer. Er blutete stark am Kopf, als Mr. A. in Eile die Fulton Road entlangfuhr und um die Ecke bog. Genau da liefen zwei Mädchen auf die Straße. Es war keine Zeit, ihnen auszuweichen. Weder er noch sein Neffe waren angeschnallt. Mr. A. bremste und hielt an, sowie ihm das gefahrlos möglich war. Er wusste nicht, was er machen sollte. In seinem Rückspiegel sah er die Frau aus dem Laden laufen. Sein Neffe schrie, Blut lief ihm über das Gesicht. Mr. A. fuhr weiter. Weil er nicht wusste, was er machen sollte, fuhr er den Neffen ins Lager zurück, zu seiner Mutter, und die Frauen brachten ihn ins Krankenhaus; dann berief Mr. A. eine Unterredung mit den anderen Männern ein. So machten sie es immer. Wenn es ein Problem gab, versammelten sie sich, um zu besprechen, wie sich jeder am besten zu verhalten hatte. Später kam er zum Revier. An dieser Stelle geht der Polizist zum offiziellen Sprachgebrauch über: Später habe ich mich auf dem Polizeirevier gestellt, wo ich verhaftet wurde. Dieser Ausdruck kam mir immer merkwürdig vor, wenn in der Zeitung stand, dass Leute sich der Polizei stellen und sich demütig verhaften lassen, sich selbst auf einem Silbertablett präsentieren. Eine Verhaftung war in meiner Vorstellung immer mit physischer Gewalt verbunden – eine Autojagd oder eine eingetretene Tür, vielleicht ein Handgemenge.
    Jetzt, zu diesem Gedanken zwinge ich mich, jetzt ist der Moment gekommen. In diesem Augenblick weiß ich es: Den Neffen liebt er. Für einen Mann wie ihn muss es ungewöhnlich sein, an Erziehungsfragen beteiligt zu werden – die werden schließlich in so gut wie jeder Kultur als Frauenarbeit betrachtet. Vielleicht hat er mitgemacht, weil der Direktor von Bettys Schule ein Mann ist und er sich vorgestellt hat, er würde mit ihm von Mann zu Mann verhandeln, ohne zu wissen, dass die Aufnahmeprozedur nicht in den Zuständigkeitsbereich des Schuldirektors fällt. Aber ich glaube, es war mehr als das. Selbst auf dem Umweg über die Hilfe eines Dolmetschers und die Niederschrift durch einen Polizisten scheint Mr. A.s Zuneigung zu seinem Neffen durch. Der Neffe, dieser geliebte Neffe, ihrer aller Lebensmittelpunkt, war der Junge, den ich an jenem Abend in der Notaufnahme gesehen habe, als Toni und ihr Kollege mich auf den langen Marsch zur Identifizierung des Leichnams meiner Tochter brachten. Als ich an diesem Kind vorbeiging und mich beiläufig fragte, warum er wohl da war, hatte ich keine Ahnung, dass sein Tritt gegen einen Verkehrskegel direkt dazu geführt hatte, dass mir meine Tochter entrissen wurde. Ich frage mich, an welcher Stelle der Fulton Road die Mädchen waren, als der Junge gegen diesen Kegel trat – vielleicht auf halbem Wege? Ich frage mich, an welcher Stelle eine von beiden sagte: »Schnell, hier, ich hab ein bisschen Geld, komm, wir gehen noch eben in den Laden.« Vielleicht hat die andere gesagt: »Dann kommen wir zu spät.«
    Er, der Neffe, ist das, was er liebt. Zweihundert Pfund und Punkte im Verkehrsregister. Willow wurde von der Fahrbahn geschleudert. Meine Tochter flog senkrecht in die Luft. Wie ich höre, bist du ganz schön verrückt geworden.
    Mir bleibt nicht viel Zeit, das spüre ich zutiefst im Innern. Wenn in der Lokalzeitung steht, dass Mr. A. nur wegen unerlaubten Entfernens vom Unfallort belangt wird, tauchen diese weißen, pickligen Jugendlichen oben bei den Wohnwagen auf, kaum dass sie ein paar große Gläser starken Cider intus haben. Ich stehe vom Tisch auf.
    Später, viel später, nach meiner Verhaftung und allem, was danach kam, werde ich an diesen Augenblick denken. Ich werde mich immer wieder daran zurückerinnern. Wusste ich, was ich als Nächstes tun würde? Habe ich einen Vorsatz gefasst? Lief überhaupt irgendein bewusster gedanklicher Prozess ab, während ich von meinem Küchenstuhl aufstand? Mir fällt keiner ein. Nur eine eigentümliche Leere, während ich zu dem Messerblock ging, der neben der Küchenspüle steht. Tante Lorraine hatte uns das neue Messerset zur Hochzeit geschenkt, und in den Reden wurden witzige Anspielungen darauf gemacht. Alle schenkten uns Haushaltsgegenstände – wir hatten die am besten bestückte Küche der Südküste. Zwei Wochen nachdem ich erfahren hatte, dass ich mit Betty schwanger war, als ich nach dem Sechs-Wochen-Ultraschall nach Hause kam, stellte ich den Block mit den teuren Stahlmessern, alle mit

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