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Was du liebst, gehört dir nicht - Doughty, L: Was du liebst, gehört dir nicht - Whatever You Love

Was du liebst, gehört dir nicht - Doughty, L: Was du liebst, gehört dir nicht - Whatever You Love

Titel: Was du liebst, gehört dir nicht - Doughty, L: Was du liebst, gehört dir nicht - Whatever You Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Doughty
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andauernd.«
    »Stimmt überhaupt nicht«, sagte ich, während ich verlegen meine Papiere nach dem Kuli durchwühlte.
    »O doch«, sagte er, »aber wenn Sie mir den Rücken rasieren, verzeihe ich Ihnen. Machen wir es doch bei Ihnen zu Hause. Vielleicht sollten wir jetzt gehen.«
    »Bei mir herrscht Chaos.«
    »Ich helfe Ihnen aufräumen.«
    Ich lehnte mich zurück und sah ihn an. Wie war es dazu gekommen?
    Wir sahen uns in die Augen, und dann sagte er: »Du bist so schmal. Wahrscheinlich knick ich dich mitten durch wie einen Zweig.«
    Sein Lächeln erstarb – er sah mich unverwandt an, dieser unmissverständliche feste Blick aus braunen Augen. Ich spürte, wie sich meine Lippen fast unmerklich öffneten. Ich schaute weg, lächelte die Wand an, begegnete erneut seinem Blick, und, ja natürlich, er lächelte auch, und ich war wie benommen vor Lust, wahnsinnig glücklich und wahnsinnig verwirrt. »Deine Schneidezähne sind ein Ideechen länger als deine Eckzähne«, stellte ich fest. »Hat dir das schon mal jemand gesagt?«
    »Ist das gut oder schlecht?«
    Endlich erspähte ich den Kuli, der es geschafft hatte, zwischen zwei Blätter Papier zu rutschen. Ich schrieb noch etwas auf, schloss seine Akte, sah ihn dann an und sagte etwas, das ich ihm sagen wollte, seit wir uns das erste Mal in diesem Pub begegnet waren, vor all den Jahren: »Ich heiße Laura.«

3
    Wir schliefen noch am selben Abend miteinander, im Stehen an einen Baum im Park gelehnt. Ich hatte es noch nie zuvor bei einem ersten Date gemacht. Ich hatte es noch auf diese Art gemacht – die Jungs, mit denen ich zuvor zusammen gewesen war, konnten David nicht das Wasser reichen. Physiotherapeutinnen üben eine gewisse Anziehungskraft auf Männer aus, die bemuttert werden wollen; nichts hätte David Needham fernergelegen.
    Nachdem der berufliche Teil unserer Begegnung beendet war, sah David an diesem Nachmittag in meinem Sprechzimmer auf die Uhr und fragte: »Wann kommst du hier los?«
    »Um fünf«, antwortete ich.
    »Ich warte am Empfang«, sagte er, stand von seinem Stuhl auf und ging. Die meisten Männer hätten es eher als Vorschlag formuliert statt als Feststellung. Die meisten Männer hätten draußen gewartet oder einen ganz anderen Treffpunkt mit mir verabredet. Er wusste, was er wollte. Und scherte sich nicht darum, was die Leute sagten.
    Zwei Minuten nach fünf stiegen wir in mein Auto, das hinter dem Krankenhaus geparkt war. Mir war ein wenig mulmig, nur aus Gründen der Konvention; ich fürchtete irgendeinen Gesichtsverlust, wenn wir direkt zu mir nach Hause führen. »Ich nehm dich in meinen Pub mit«, sagte ich, während ich den Motor anließ, »da gibt’s Spitzen-Pommes. Also nur, wenn du bestimmt nicht wieder zur Arbeit musst.« Mit einem Blick in den Rückspiegel setzte ich langsam zurück.
    »Ich hab in der Firma angerufen und gesagt, dass ich starke Beschwerden hab und heute nicht mehr ins Büro komme«, antwortete er, nahm meine Hand vom Steuer und legte sie sich auf den Schritt, sodass ich seine Erektion durch den Hosenstoff fühlen konnte. »Was die reine Wahrheit ist.«
    Ich hielt an. Draußen war es noch hell. Nachdem ich mich auf dem Parkplatz umgesehen hatte, um mich zu vergewissern, dass kein Kollege in Sichtweite war, beugte ich mich zu ihm rüber und küsste ihn auf den Mund. Er öffnete sofort die Lippen. Meine Zunge fuhr kurz den feuchten, festen Schmelz seiner Zähne ab; dann setzte ich mich wieder zurecht und drückte leicht sein steifes Glied, ehe ich die Hand zurückzog und mich darauf konzentrierte, das Auto zurückzusetzen.
    » Scheiße … «, flüsterte er atemlos, während er sich zurücklehnte. Ich grinste breit, konnte nicht glauben, wie draufgängerisch ich mich benahm. Zu dem Zeitpunkt stand es fifty-fifty, was mir mehr Spaß machte: seine offenkundige Begierde oder von meiner eigenen derart überrollt zu werden. So hab ich mich noch nie benommen, dachte ich begeistert, während ich uns zum Pub fuhr.
    Wir berauschten uns gemeinsam an einer Menge mehr als nur Alkohol. Unter dem Tisch fassten wir einander an die Oberschenkel. Wir küssten uns vor den Augen der anderen Trinker, fütterten uns gegenseitig mit Pommes frites. Mittendrin klingelte mehrmals sein Handy – er ignorierte es, aber ich konnte es in seiner Tasche hören.
    »Musst du da rangehen?«, fragte ich beim dritten Klingeln. Er schüttelte den Kopf. Als es zum vierten Mal klingelte, zog er es raus, schaltete es, ohne hinzusehen, ab und lächelte mir zu.

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