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Was du liebst, gehört dir nicht - Doughty, L: Was du liebst, gehört dir nicht - Whatever You Love

Was du liebst, gehört dir nicht - Doughty, L: Was du liebst, gehört dir nicht - Whatever You Love

Titel: Was du liebst, gehört dir nicht - Doughty, L: Was du liebst, gehört dir nicht - Whatever You Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Doughty
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wollte sie am Revers packen und ihr ins Gesicht rufen: »Betty wird vermisst!«, sagte aber nichts. Während wir die Küche betraten, sah ich mir selbst mit gewisser Ungläubigkeit dabei zu, wie ich mich so verhielt, als wäre alles in Ordnung. Schon wollte ich nicht mehr, dass sie blieb, sondern so bald wie möglich ging.
    »Ach, hallo, Katie!«, rief Miriam aus. Mit dem Ruf »Mami!« hüpfte Rebecca von ihrem Stuhl; Reis und Erbsen waren vergessen. Sie sprang ihrer Mutter in die Arme. Mir war schwach und übel.
    »Zieh dir jetzt sofort die Schuhe an, Schätzchen, okay? Ich hab nicht gewusst, dass du die Wiltons kennst«, sagte Miriam zu mir, während sie auf Katie zeigte.
    »Tu ich auch nicht«, sagte ich, tief durchatmend. »O Gott, Katie, hoffentlich hat Sally deine Mum angerufen. Bestimmt wüsste sie gern, wo du bist.«
    Katie schaute auf ihren Teller.
    »Ich kann sie mitnehmen, wenn du willst, liegt bei mir auf dem Weg, macht mir überhaupt nichts aus«, sagte Miriam, der aufgefallen sein musste, dass hier irgendeine Notfallvereinbarung getroffen worden war.
    »Ach ja, danke«, sagte ich. »Ich hab nicht mal ihre Telefonnummer.«
    Katie hopste von ihrem Stuhl, lief zu Miriam und schmiegte sich an sie. Mit einer belustigten Grimasse in meine Richtung ging Miriam mit Katie und Rebecca zur Tür.
    Rees aß unbeeindruckt seinen Erbsenreis weiter.
    Nachdem ich die Haustür hinter ihnen geschlossen hatte, lehnte ich meinen Kopf an die Glasscheibe. Warum hatte ich Miriam nicht festgehalten? Warum hatte ich nicht gesagt: »Bitte, ich weiß nicht, wo meine Tochter ist, bitte, bitte bleib bei mir«? Ich holte tief Luft und ging durch den Flur zurück.
    »Kann ich fernsehen?«, fragte Rees, der genau wusste, wie die Antwort lauten würde.
    »Nein, du hast schon Computer gespielt.«
    »Kann ich ein Eis am Stiel?«
    »Ja.«
    »Kann ich das letzte Himbeer?«
    »Ja.«
    In dem ernsthaften, aber törichten Versuch, mich weiter normal zu benehmen, nahm ich Katies Teller vom Tisch. Noch bevor ich mich damit wegbewegen konnte, begann mein Arm zu zittern. Ich stellte den Teller wieder hin und stützte mich schwer atmend mit den Handknöcheln auf das Plastiktischtuch. Dann begannen auch meine Beine zu zittern. Ich setzte mich. Rees stand mit dem Rücken zu mir am Tiefkühlschrank. Ich dachte: Werde wieder normal, bevor er sich umdreht . Als er sich umdrehte, pappte ich mir ein Lächeln aufs Gesicht und sagte: »Bald Zeit zum Baden, direkt nach dem Eis, okay?«
    »Kann ich noch was malen?«
    »Mal sehn.«
    Ich schaute auf die Küchenuhr hinter mir. Es war nach sechs. Warum hat Sally mich nicht angerufen? Was für eine Erklärung kann es dafür geben, dass sie mich nicht anruft, und sei es nur, um mich auf dem Laufenden zu halten und mir zu sagen, dass es nichts Neues gibt? Ich wollte weitere fünf Minuten abwarten. Genau fünf Minuten. Danach würde ich sie anrufen, und wenn sie dann nicht an ihr Handy ging, war’s das, dann würde ich Rees ins Auto packen und losziehen, um Betty selber zu finden. Was tat ich da eigentlich, zu Hause hocken, warten? Was stimmte nicht mit mir?
    Vier Minuten später klopfte es laut an meine Tür. Mein Körper erstarrte und verkrampfte sich. Ich stand rasch auf, ließ Rees am Küchentisch zwischen den Tellern mit halb aufgegessenem Essen weitermalen, den abgelutschten Eisstiel in einem Plastikschälchen neben sich … Diesen Tisch sehe ich noch vor mir – die Teller, die überall verstreuten neonfarbenen Gelstifte, die ich Rees nicht hätte benutzen lassen dürfen, der schräg im Plastikschälchen liegende Eisstiel, auf halber Länge himbeerfarben überzogen.
    Ich hatte erwartet, Sallys verschwommenen Umriss hinter Glas aufragen zu sehen, die niedrigeren Köpfe von Betty und Willow zu beiden Seiten daneben. Schon kochten Ärger und Erleichterung in mir hoch, verfrüht war ich drauf und dran, Tränen der Wut und Dankbarkeit zu vergießen. Meine Füße gingen auch dann noch weiter durch meinen Flur, als ich sah, dass keine Erwachsene mit zwei Kindern auf der anderen Seite stand. Diese Füße gingen zur Tür, während meine Augen und mein Hirn zwei erwachsene Gestalten hinter dem Glas registrierten, zwei dunkle Uniformen. Meine Hand, meine mechanische Hand fuhr aus, um den inneren Türknauf zu fassen, die Tür zu öffnen, die schwingende Tür, die Tür, die in meiner Erinnerung immerzu aufschwingt – die Tür, die sich in meinem Kopf nie wieder richtig schließen lässt. Muskelerinnerung, Instinkt, wie

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