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Was du nicht weißt: Roman (German Edition)

Was du nicht weißt: Roman (German Edition)

Titel: Was du nicht weißt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus Beling
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Constable Officer Sandra Querée begleitet wurde, die wenigstens attraktiv und fröhlich war, machte ihn dieser Einsatz geradezu mürrisch. Da er aber nun einmal in dieser Woche Dienst hatte und für die Verhaftung von Frank Guiton zuständig war, musste er sich wohl oder übel gedulden. Eigentlich hätte der Fall Guiton zum Polizeirevier St. Ouen gehört, doch dort grassierte die Sommergrippe, und man war dramatisch unterbesetzt.
    Sie warteten auf dem seitlichen Parkplatz, wo die Mietwagen zurückgebracht wurden. Von dort aus konnten sie den Eingang der Abflughalle am besten im Auge behalten. Erstaunlich, wie viele Menschen morgens um sieben die ersten beiden Flieger nach London nehmen wollten. Ein goldfarbener Bentley fuhr vor. Der Chauffeur sprang heraus und öffnete die hintere linke Tür. Ein teuer gekleideter Fahrgast mit silbernem Haar und arroganter Attitüde stieg gemächlich aus. Der Chauffeur reichte ihm eine lederne Aktentasche. Ohne sich weiter von seinem Fahrer zu verabschieden, verschwand der Mann in der Abflughalle.
    Mit verschränkten Armen lehnte Conway an der Backsteinmauer neben dem kleinen Holzkasten, in den die Mietwagenkunden zum Schluss ihre Autoschlüssel einwerfen mussten. »Was macht so ein arroganter Pinsel wohl nachher in London?«
    Sandra Querée spielte mit ihren braunen Haaren, die zu einem frechen Pferdeschwanz zusammengebunden waren. In ihrer schwarzen Jacke und Hose, die zusammen fast wie ein Overall aussahen, wirkte sie beinahe keck.
    Abschätzig verzog sie den Mund. »Wahrscheinlich geht er erst zu seiner Bank und anschließend zu seinem Herrenausstatter in die Savile Row.«
    »Die Sorgen möchte ich auch haben.«
    Conway trug nur selten die eng anliegenden Polizeijacken, die seine jüngeren Kollegen bevorzugten. Als Chef liebte er es dezenter. Meistens trug er einen Anzug mit blauem Polizeihemd und Krawatte. Auf seinem Revers prangte das Abzeichen der Honorary Police von Jersey. Sein hageres Gesicht wirkte im Morgenlicht wie holzgeschnitzt. Durch seine großen Segelohren, die das militärisch kurze, rötliche Haar begrenzten, war er eine unverwechselbare Erscheinung.
    Mit ironischem Unterton zitierte er einen Spruch, den jeder auf Jersey kannte: »Wie sagt man so schön? Ruft das Geld, rennt die Welt. «
    Sandra lachte. »Das hat Frank Guiton sicher auch gedacht, als er sein eigenes Rennpferd geklaut hat.« Sie beugte sich etwas vor, um die Halle besser im Blick zu haben. »Sollten wir nicht mal langsam zu den Abflugschaltern rübergehen?«
    Conway sah auf seine Fliegerarmbanduhr. »Schon zwanzig nach sieben … Hoffentlich kommt er überhaupt.«
    Sie hatten gestern Abend einen anonymen Hinweis bekommen, wo die verschwundene Stute versteckt war und dass Frank Guiton, ein junger, angeblich hoch verschuldeter Züchter, die Sache von vornherein als Versicherungsbetrug angelegt hatte. Guiton sei seit gestern Abend absichtlich untergetaucht und wolle sich heute Morgen mit einem der ersten Flüge nach London absetzen.
    »Da ist er!«, sagte Sandra plötzlich.
    Vor dem Eingang zur Abflughalle stieg Frank Guiton gerade aus einem Taxi. Polohemd, Jeans, braun gebrannt, dunkle Haare, Ende dreißig – er wirkte wie einer der lässigen, gut aussehenden jungen Polostars aus England, die Conway am vergangenen Sonntag bei einem Turnier gesehen hatte. In der Rechten trug Guiton eine Reisetasche, in der Linken eine schwarze Sportjacke.
    Conway gab Sandra ein Zeichen. »Los geht’s!«
    Dass sie eine solche filmreife Festnahme vornehmen mussten, kam nicht allzu oft vor. Harold Conway hatte deshalb beschlossen, diesen Auftritt als Polizeichef auch ein wenig zu genießen.
    Sie gingen mit schnellen Schritten über die Straße, betraten die Halle, in der sich die Check-in-Schalter befanden, und erwischten Frank Guiton in dem Moment, als er abseits der langen Schlangen vor den Schaltern an einem der neuen Automaten selbst einchecken wollte.
    »Mr. Frank Guiton?«
    »Sekunde … Ja?« In aller Ruhe nahm er sein Flugticket aus dem Automaten, dann erst drehte er sich um.
    Mit lauter Stimme sagte Conway: »Honorary Police St. Brelade! Dürfen wir Sie bitten, uns zu einer Vernehmung nach St. Aubin zu begleiten?«
    Guiton schien weit weniger erschrocken zu sein, als Conway erwartet hatte. Er schaute irritiert, aber seelenruhig von einem zum anderen. Seine kräftigen Augenbrauen verliehen ihm eine sehr männliche Ausstrahlung. Die ruhige und dunkle Stimme passte gut dazu. »Ich nehme an, es geht um den

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