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Was du nicht weißt: Roman (German Edition)

Was du nicht weißt: Roman (German Edition)

Titel: Was du nicht weißt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus Beling
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Keating. Er konnte noch sehen, wie sie am Parkplatz ihres Keating Lavendel Parks vom Rad sprang und ein paar Besucher begrüßte. Auch mit Anfang fünfzig war sie immer noch ziemlich schlank, sie arbeitete allerdings auch hart. Da ihre blau leuchtenden Lavendelfelder unmittelbar an seine Pferdekoppeln grenzten, wusste er, wie oft sie während der Ernte selbst mit anpackte, obwohl sie mehrere Gärtner beschäftigte.
    Frank Guiton war so sehr in Gedanken versunken, dass er erst am Knirschen des Kieses unter den Autorädern merkte, dass das Taxi schon in die Einfahrt zu seinem Gestüt eingebogen war.
    »Geht das Tor von allein auf, Sir?«, fragte der Fahrer.
    Guiton blickte an ihm vorbei durch die schmutzige Windschutzscheibe. Verwundert stellte er fest, dass das weiß gestrichene hölzerne Tor heute fest eingehängt war. Normalerweise stand es Tag und Nacht weit offen. Seltsam. Sowohl seine Haushälterin wie auch sein alter Stallmeister wussten doch, wann er heute zurückkam.
    »Nein. Ich steige hier aus«, sagte Guiton, während er nach seiner Tasche griff und die Tür öffnete.
    Der Taxifahrer schrieb eine Quittung und reichte sie Guiton durch das offene Fenster.
    Guiton bezahlte.
    Mit seiner Tasche in der Hand ging er auf das Tor zu. Hinter sich hörte er, wie das Taxi zur Straße zurücksetzte und wegfuhr. Durch die Äste der Bäume konnte er schon sein Farmhaus sehen, daneben die Stallungen und die große Scheune.
    Er blieb stehen und atmete tief durch. Das hier war sein Leben – die Pferde, die Rennen, die Arbeit auf den Wiesen und Feldern. Jetzt, nach der quälenden Zeit im Gefängnis, empfand er plötzlich eine besonders tiefe Dankbarkeit für all das, und er nahm sich vor, von jetzt an noch bewusster mit diesem Geschenk umzugehen.
    Endlich konnte er auch das Wiehern der Pferde auf den Koppeln hören. Keine Begrüßungsmusik hätte schöner klingen können für ihn.
    Fast wie in einem symbolischen Akt zog er mit festem Griff das Tor auf, damit jeder auf der Farm sehen konnte, dass er als freier Mann wieder zurückgekommen war. Das unterste Brett kratzte über den Boden und zog eine halbkreisförmige Spur in den hellen Kies.
    Das Knirschen übertönte jedes andere Geräusch. Und so hörte er auch nicht, wie sich leise jemand von hinten näherte.
    Als ihn der Schlag des Knüppels auf den Hinterkopf traf, ergoss sich ein Schwall von Blut in seinen Mund, und ein unerträglicher Schmerz fuhr durch seinen Körper. Er konnte nichts mehr sehen. Dann spürte er einen zweiten Hieb, danach den dritten …
    Wie in Zeitlupe sackte er zu Boden.
    Als Emily Bloom den Vikar erblickte, war sie erschrocken.
    Von der Fröhlichkeit, die Godfrey Ballard sonst immer ausgezeichnet hatte, war nicht mehr viel übrig geblieben. Aus seiner jungenhaften Unbekümmertheit war tief sitzende Sorge geworden. Mit fahrigen Bewegungen stellte er im Garten des Pfarrhauses die beiden Tassen auf den weißen runden Tisch unter der Birke und goss aus einer silbernen Kanne Tee ein. Dabei tropfte etwas Tee auf die Tischplatte.
    »Jetzt habe ich auch noch gekleckert …«
    Verschämt wischte er die Tropfen mit einem Ärmel seines schwarzen Pullovers weg.
    Emily konnte seine Unruhe gar nicht mit ansehen. Sie zog ihn am Pulli, der über dem pummeligen Bauch ein wenig spannte, auf seinen Stuhl. »Da bleiben Sie jetzt sitzen! Kommen Sie doch endlich mal zur Ruhe, Godfrey.«
    Er gehorchte und schien tatsächlich bemüht zu sein, mit ein paar tiefen Atemzügen sein inneres Gleichgewicht wiederzugewinnen. Schließlich trank er einen Schluck Tee und sagte kopfschüttelnd: »Mrs. Bloom, ich bin doch erledigt! Wie soll die Gemeinde mir künftig noch vertrauen? Ein besoffener Pfarrer, der in einen Mordfall verwickelt ist!«
    »Sind Sie das denn – in den Mordfall verwickelt?«, fragte Emily vorsichtig.
    In seinen großen Chorknabenaugen entdeckte sie aufrichtigen Protest. »Natürlich nicht! Aber ich habe Debbie nun mal gut gekannt. Außerdem musste ich mir von der Polizei einen Haufen unangenehme Fragen gefallen lassen. Zu Recht.«
    »Mein Alibi für den Abend haben Sie auch überprüft«, meinte Emily. Und tadelnd fügte sie hinzu: »Sie hätten nach dem Unfall eben nicht einfach verschwinden dürfen. Auch noch mit Gepäck! Das musste ja wie Flucht aussehen. Wo wollten Sie überhaupt hin?«
    Nervös spielte er mit dem Teelöffel. »Ach, ich kenne eine kleine Pension in Rozel, meine Schwester hat da ein paar Mal übernachtet. Nach dem Unfall war ich so

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