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Was du nicht weißt: Roman (German Edition)

Was du nicht weißt: Roman (German Edition)

Titel: Was du nicht weißt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus Beling
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und viel telefoniert …« Sie begann zu weinen. »Debbie hat in den letzten zwei Jahren viel Schlimmes mitgemacht … Sie hing so an ihrem kleinen David. Es hat sie zerrissen, als er starb …« Sie brach ab.
    Conway wartete kurz, bevor er weitersprach. »Seit wann waren Sie denn nicht mehr auf Jersey?«
    »Seit Davids Beerdigung. Eigentlich bin ich schon seit sechs Jahren weg, wenn ich meine Zeit in London mit einrechne.«
    »Darf ich fragen, was Sie da gemacht haben?«
    »Eine Ausbildung zur Wirtschaftsassistentin. Gleich nach der Schule.«
    »Und jetzt leben Sie in Weymouth?
    »Ja. Ich arbeite bei einer kleinen Reederei, Switch & Dundee , als Assistentin der Geschäftsleitung. Und da bin ich auch sehr glücklich.«
    Er seufzte. »Ja, manchmal wird einem unser liebes Jersey ein bisschen eng … So, da sind wir schon.«
    Vor dem hoch aufragenden Gebäude des General Hospital parkten Krankenwagen und ein Notarztfahrzeug. Constance kannte diesen Eingang nur zu gut, denn hinter einem der Fenster zur Straße war vor vier Jahren ihre Mutter gestorben. Zögernd öffnete sie die Autotür, als könnte sie das Unvermeidliche dadurch hinauszögern.
    Der Chef de Police ging voraus. Hier und da grüßte er mit erhobener Hand einen Arzt oder einen Patienten. Hinter der Krankenhausküche lag schließlich die Pathologie.
    Als die Eingangstür sich mit einem leisen Plopp hinter ihr schloss, blieb Constance mitten auf dem Flur stehen. Kalt war es hier, doch das war nichts gegen ihre innere Kälte.
    Harold Conway sah sich um und bat sie, sich einen Augenblick zu gedulden. »Ich bin gleich wieder da.«
    Nach einer Weile kam er mit einem gut aussehenden jungen Mediziner im weißen Kittel zurück. Conway stellte ihn als Dr. Glenn vor.
    »Mein aufrichtiges Beileid, Miss Farrow«, sagte der Mediziner freundlich, wenn auch nicht ohne eine Spur Selbstgefälligkeit. »Wir sind leider juristisch zu diesem Schritt verpflichtet. Aber es wird nicht lange dauernd. Und wenn Sie vorher noch Fragen haben sollten … Bitte, ich bin für Sie da.«
    Constance blickte ihn unsicher an. Was sollte sie in dieser Situation denn für Fragen haben?
    Mitfühlend kam Conway ihr zu Hilfe. »Ich denke, Miss Farrow möchte die Sache lieber so schnell wie möglich hinter sich bringen«, meinte er mit ruhiger, tiefer Stimme.
    Dr. Glenn hob die Hände. »Natürlich, bitte! Wenn Sie mir dann zu Tisch drei folgen würden.«
    Constance überhörte diese merkwürdige, kalte Formulierung und folgte ihm. Tapfer hatte sie beschlossen, die furchtbare Prozedur einfach über sich ergehen zu lassen. Nur Conway dachte sich seinen Teil. Es bestätigte einmal mehr seine Erfahrung, dass die meisten Pathologen nicht ganz richtig tickten.
    Mit wehendem Kittel ging Dr. Glenn voran. Constance hielt den Atem an und tauchte hinter ihm ein in die makabre Welt der Leichen.
    Die Prozedur dauerte zum Glück nicht lange. Nachdem sie die Identifizierung hinter sich gebracht hatte, hetzte Constance kreidebleich aus dem Raum. Ihre hastigen Schritte entfernten sich Richtung Treppenhaus.
    Erst eine Viertelstunde später fand der Chef de Police sie in der Cafeteria wieder. Ganz in sich zurückgezogen saß sie an einem Tisch in der hintersten Ecke, ihre Arme um den Körper geschlungen. Mit ernstem, nachdenklichem Gesicht starrte sie zum Ende der Tischreihen, wo eine Putzfrau im Schneckentempo den Boden reinigte.
    Als Conway sich auf den Stuhl neben ihr fallen ließ, fragte sie tonlos: »Habe ich jetzt das Schlimmste hinter mir?«
    »Ja.«
    Es schien, als würde sie endlich wieder Mut schöpfen und in die Gegenwart zurückkehren. Ihr Gesicht nahm wieder etwas Farbe an. Tapfer sagte sie: »Dann will ich jetzt den Rest auch noch hinter mich bringen.«
    Auch Conway entspannte sich. Jetzt war er zurück auf dem Terrain, das er beherrschte.
    »Danke. Ich schlage vor, wir unterhalten uns zunächst einmal über das Privatleben Ihrer Schwester«, sagte er einleitend. »Kannten Sie Debbies Freunde oder Kollegen?«
    Constance schüttelte den Kopf. »Nein, höchstens ein paar ehemalige Schulfreunde von ihr. Als ich vierzehn war, hatte Debbie schon ihre Bankausbildung begonnen … Von da an habe ich sie eigentlich nur noch an den Wochenenden gesehen. Und als später unsere Mutter starb – da war ich neunzehn –, ist erst recht alles auseinandergelaufen …«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Debbie ist immer mehr zu einer Einzelgängerin geworden. Vor allem, nachdem sie das Kind bekommen hatte … David …« Sie

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