Was du nicht weißt: Roman (German Edition)
meinen Sie mit zum Schein? «
»Dass jemand Sie zusammenschlägt, damit wir glauben , dass Sie Prügel verdienen.«
Er sah sie verblüfft an. »Diese Frage habe ich mir noch gar nicht gestellt.«
»Na ja … wenn Sie in beiden Fällen wirklich unschuldig sind, könnte es doch jemanden geben, der mit aller Macht will, dass Sie auf irgendeine Weise unter Verdacht geraten.«
Erschrocken sah Guiton sie an.
»Das hieße ja auch … Dieser Person würde es gut in ihren Plan passen, dass man mich des Mordes verdächtigt.« Er wurde noch blasser. »Oder es ist sogar der Mörder selbst. Weil er wusste, dass Debbie und ich ein Paar sind … Oh Gott!«
Auch Sandra erschrak.
Er hatte recht. Ein krankes Hirn, das verbissen daran arbeitete, Frank Guiton zu vernichten, hätte wahrscheinlich auch kein Problem damit, den Tod eines Menschen in Kauf zu nehmen, nur um sein Ziel zu erreichen. Musste Debbie Farrow sterben, damit ihr Freund Frank Guiton unter Mordverdacht geriet? Nein, dachte sie, das ist abstrus. So etwas Perverses konnte sich niemand ausdenken.
Sie versuchte, Frank Guiton schnell wieder zu beruhigen.
»So weit würde ich jetzt nicht gehen. Aber dass es jemanden gibt, der Sie unter allen Umständen vernichten will, scheint mir auf der Hand zu liegen. Wir sollten an dieser Stelle weiterbohren.«
»Bitte sagen Sie mir, wie ich Ihnen dabei helfen kann.«
»Ich werde mir etwas überlegen.«
Er blickte sie dankbar an. »Wissen Sie eigentlich, dass Sie die Erste sind, die bereit ist, mich als Opfer zu sehen?«
»Schön, dass Sie das bemerkt haben.«
Plötzlich wurde die Zimmertür aufgestoßen. Schnaufend schob eine dicke Krankenschwester einen Wagen voller Medikamente vor das Krankenbett. »Ein bisschen was zum Naschen, Mr. Guiton?«, fragte sie grinsend. Mit einem Seitenblick zu Sandra fügte sie hinzu: »Könnte die Lady uns zwei mal ein bisschen allein lassen?«
»Bitte, Rosie!«, sagte Guiton gequält. »Können Sie nicht noch eine halbe Stunde damit warten?«
Die Schwester schüttelte energisch den Kopf, während sie schon begann, eine Spritze aufzuziehen. »Sie wissen doch, betteln hilft bei mir nicht. Je schneller Sie mir Ihren Hintern zeigen, desto schneller ist es auch vorbei.«
Sandra verabschiedete sich. Guiton und sie lächelten sich noch einmal zu, dann verließ sie das Zimmer.
Als sie ein paar Minuten später auf der Straße neben ihrem Auto stand und zum Fenster hochschaute, hinter dem er lag, spürte sie, dass sie sich in ihn verliebt hatte.
Emily klopfte vorsichtig an die Badezimmertür. »Constance?«
Die Dusche, unter der Constance schon minutenlang stand, wurde abgestellt. Mit einem Klappern öffnete sich die Schiebetür der Duschkabine. Der Hall der Badezimmerfliesen ließ die Stimme der Fünfundzwanzigjährigen reifer erscheinen, als sie in Wirklichkeit war.
»Ja, Mrs. Bloom?«
»Soll ich uns asiatisches Hühnchen oder irgendwas Deftiges machen? Worauf hast du Lust?«
»Lieber was Deftiges. Aber bloß keine Umstände, bitte! Ich bin auch gleich fertig.«
Schmunzelnd verschwand Emily wieder in ihrer Küche und nahm das Porzellan aus dem Schrank. Genauso hatte sie Constance eingeschätzt: bodenständig und geradeheraus. Schon früher, als Constance während ihrer Schulzeit regelmäßig zu den Nachhilfestunden bei Jonathan gekommen war, hatte sie am liebsten rohes Gemüse geknabbert, wie ein Kaninchen. Nur Süßigkeiten waren ihr noch lieber.
Harold Conways Nachricht, dass Debbies Wohnung noch bis Morgen früh versiegelt bleiben würde, hatte die Kleine ziemlich durcheinandergebracht. Wo sollte sie auf die Schnelle hin? Viel Geld besaß sie offenbar nicht. Emily hatte es deshalb für das Beste gehalten, ihr für die Nacht eines ihrer beiden Gästezimmer anzubieten. Erleichtert und dankbar war ihr Constance um den Hals gefallen.
Die Badezimmertür ging auf, und Constance kam barfuß in den Flur getapst. Das blaue Badetuch, das Emily ihr vorhin auf den Badewannenrand gelegt hatte, hatte sie locker um ihren schlanken Körper gewickelt. Auf ihrer Schulter und am Hals perlten noch ein paar Wassertropfen, aber das schien ihr nichts auszumachen. Sie sah hübsch aus und mädchenhaft. Als sie auf dem Weg zu ihrem Zimmer an der Küche vorbeikam, blieb sie kurz stehen und steckte den Kopf durch die offene Tür.
»Danke für die Dusche! Ich fühle mich wie neugeboren!«
»Lass dir ruhig Zeit«, sagte Emily, während sie zwei große Stücke Käse, geräucherten Schellfisch und Tomaten aus dem
Weitere Kostenlose Bücher