Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Was du nicht weißt: Roman (German Edition)

Was du nicht weißt: Roman (German Edition)

Titel: Was du nicht weißt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus Beling
Vom Netzwerk:
jetzt mit hochrotem Kopf losbrüllte: »Hör auf, mich zu belehren! Ja, er war mein Enkel! Aber es ist nun mal so, wie es ist, und das Kapitel ist für mich abgeschlossen!« Plötzlich schien er zu bemerken, wie unangemessen seine Reaktion wirkte. Mit zwei Fingern lockerte er seine Krawatte, setzte sich wieder und mäßigte seinen Ton. »Ich hab’s am Anfang selbst nicht glauben wollen, aber … Debbie hatte den Ehrgeiz, alles im Leben aus eigener Kraft zu schaffen, auch nachdem wir uns kennengelernt hatten. Sie wollte gar kein Geld von mir – jedenfalls nicht für sich.«
    »Was meinst du damit, nicht für sich? «, fragte Emily irritiert.
    Trevor zögerte. »Sie hat mich gebeten, eine Stiftung für kranke Kinder einzurichten, die Trevor de Sagan Foundation. Mit einem Startkapital von einer Million Pfund. Das war alles, was sie wollte.« Er bemerkte ihr ungläubiges Staunen. »Ja, Emily, sieh mich nicht so skeptisch an, genauso war es. Hier …« Er bückte sich zur Seite, zog fast trotzig eine Schublade an seinem Schreibtisch auf, holte ein Dokument hervor und hielt es Emily über die Schreibtischplatte hinweg vor die Nase.
    »Was ist das?« Sie sah das große Siegel des State of Jersey . Schnell versuchte sie, auch den Text darunter zu entziffern.
    »Die offizielle Gründungsurkunde«, erklärte Trevor, »ausgestellt am 1. Dezember vorigen Jahres. Die Stiftung wird nach Debbies Wunsch Monat für Monat um jeweils zehntausend Pfund aufgestockt, das sind hundertzwanzigtausend Pfund plus Zinsen pro Jahr. Sie hat in diesen Zahlungen einen Ersatz für die ihr entgangenen Alimente gesehen.«
    Emily schüttelte verständnislos den Kopf. »Das ist zwar alles typisch Debbie, trotzdem verstehe ich einiges nicht. Noch vor drei Tagen hat sie mir erzählt, dass sie in eine billigere Wohnung umziehen muss, weil sie zu wenig Geld hat. Ich nehme an, du hättest ihr leicht eine schöne Wohnung besorgen können. Warum wollte sie das nicht? Du bist schließlich ihr Vater. Hast du eine Erklärung dafür?«
    In Trevors Augen war ein Funken Gram erkennbar. »Sie war ein verschlossener und eigenwilliger Mensch. Ich habe selbst eine Weile gebraucht, bis ich begriffen hatte, wie starrköpfig sie sein konnte. Jedes andere Mädchen hätte alles dafür getan, endlich eine de Sagan zu werden … Nicht aber Debbie.« Er lachte bitter auf. »Aus erster Ehe habe ich zwei undankbare Söhne, die bei meiner Exfrau in London leben und die mich eines Tages beerben werden. Da hätte mir Debbie sogar ganz gutgetan. Doch jedes Mal, wenn sie mich hier besuchte, was vielleicht zehn Mal passiert ist, stand ihre Mutter zwischen uns. Debbie war höflich, aber sie ließ mich nie an ihrem Leben teilnehmen. Es war absolut tabu. Ich weiß weder, wer der Vater ihres Kindes ist, noch, ob sie wieder einen Freund hatte.«
    Emily nickte, beinahe gerührt über das realistische Bild, das Trevor von Debbie zeichnete.
    »Ja, genauso war sie.«
    »Heute ist mir klar, dass das ihre Rache an mir war«, fuhr Trevor nachdenklich fort. »Die Art und Weise, wie sie sich als Mensch vor mir verbarg. Und dass sie niemals eine de Sagan sein wollte. Weil es die Ehre ihrer Mutter zerstört hätte.«
    Emily stimmte ihm zu. »Ja, so könnte es gewesen sein. Sie war trotzig und kämpferisch.«
    »Wann wird die Beerdigung sein?«, fragte Trevor mit brechender Stimme.
    »Das steht noch nicht fest. Solange die Polizei ermittelt, wird sie den Leichnam nicht freigeben.«
    »Ja, natürlich … Sie sollen bloß alles tun, um den Mörder schnell zu finden.«
    Er fuhr sich mit der Hand über die Augen, als sei es ihm unangenehm, so offen seine Gefühle zu zeigen und zu weinen. »Mein Gott, warum musste es ausgerechnet Debbie treffen?«
    Emily war sich nicht ganz sicher, ob seine Trauer um Debbie wirklich so groß war, wie er tat. Immerhin war er damit auch eine finanzielle Last los.
    Ihr fiel eine Möglichkeit ein, wie sie Trevors Glaubwürdigkeit testen könnte. Der Schlüssel zur Wahrheit war die Stiftung, zu der Debbie ihn gezwungen hatte.
    Trevor stand auf und ging zur Fensterfront. »Darf ich einen Augenblick aufmachen?«, fragte er. »Ich brauche frische Luft.«
    »Ja, natürlich.«
    Er öffnete beide Flügel des mittleren Sprossenfensters und atmete den frischen Wind ein.
    Emily blieb sitzen und tat so, als würde sie in ihrer Handtasche kramen. In Wirklichkeit rief sie sich jedoch die Urkunde in Erinnerung, die Trevor ihr eben hingehalten hatte. Er konnte ja nicht ahnen, dass sie die

Weitere Kostenlose Bücher