Was du nicht weißt: Roman (German Edition)
gebrannt, mit grauem Haar. In seinem dunkelblauen Blazer steckte ein geblümtes Einstecktuch. Emily erschrak ein bisschen, wie selbstgefällig sein Gesicht geworden war. Und wie übertrieben weiß sein Gebiss gegen die Bräune hervorstach.
»Emily!«
Sie umarmten sich. Trevor roch nach einem besonders teuren Aftershave, aber am Hals über dem Kragen war er nur nachlässig rasiert.
Emily schob ihn elegant von sich. »Hallo Trevor! Tut mir leid, dass ich dich hier so überfalle.«
»Ach was! Ich freue mich, dich wieder mal zu sehen. Du siehst fabelhaft aus.«
»Leider nicht so braun wie du.«
»Ich bin gestern erst von den Bermudas zurückgekommen. Wir besitzen dort eine kleine Firma und hatten eine Woche lang Aufsichtsratssitzung.«
Rechts und links von der Treppe standen hohe Terrakottatöpfe mit blühendem Oleander. Trevor ging zu einem der Büsche, knipste mit den Fingern eine große rote Blüte ab und steckte sie Emily galant ans Kleid.
»So, damit du weißt, dass du hier immer willkommen bist.«
Im Stillen bewunderte sie, wie es ihm gelang, in jeder Lebenslage charmant zu sein.
»Vielen Dank, Trevor. Ich muss wirklich sagen, Sagan Manor ist immer noch so schön wie früher. Sogar eure Jerseykühe gibt es noch. Ich habe sie eben bewundert.«
»Oh ja, die Landwirtschaft ist mir nach wie vor sehr wichtig. Sie ist so was wie das Herz der Familie. Ich schlage vor, wir gehen in mein Büro.«
Er schritt voran. Sie durchquerten die große Halle. Ein Bediensteter in dunklem Anzug war gerade damit beschäftigt, eine hohe Bodenvase mit frischen Blumen neben der Tür zu platzieren. Im Vorübergehen rief ihm Trevor zu: »Wenn Sie uns bitte zwei Gläser Champagner bringen, Arnold.«
Der nächste Raum war die Bibliothek. Bewundernd ließ Emily ihren Blick über die endlosen Reihen ledergebundener Bücher und Folianten wandern. Trevor bemerkte es.
»Ja, in diesen Regalen stehen vielleicht unsere größten Schätze«, sagte er stolz. »Heute bin ich froh, dass ich die Bibliothek gelassen habe, wie sie war. Meine Schwester hätte hier damals lieber ein Schwimmbad eingebaut.«
»Oh Gott!«, entfuhr es Emily.
Trevor lachte. »Ja, das habe ich auch gesagt.«
»Was macht deine Schwester jetzt?«
»Sie lebt seit ein paar Jahren in Genf. In einer umgebauten ehemaligen Dorfkirche … Suzanne war ja schon immer ein bisschen exzentrisch, wie du vielleicht noch weißt.«
Emily wusste es nicht, denn sie hatte nur wenig Kontakt gehabt zu den Sagans. Aber sie ließ es sich nicht anmerken und sagte nur höflich: »Ah ja.«
Sie betraten Trevors Büro. Es war das Erkerzimmer mit Blick auf den Park. Zu Emilys Überraschung war es mit modernen Designermöbeln eingerichtet. Nur die verschnörkelte alte Couch aus rotem Samt und der rot gepolsterte Sessel vor dem Schreibtisch stachen daraus hervor.
»Bitte nimm doch Platz.«
Während Emily sich setzte und neugierig ihren Blick durch den eher kühlen Raum wandern ließ, ging Trevor auf die andere Seite des Glasschreibtisches und ließ sich auf den gestylten Lederstuhl fallen. Vor ihm lag ein großes Plakat, auf dem eine Herde brauner Jerseykühe zu sehen war. Er hielt es hoch und zeigte es Emily.
»Wie findest du es? Der zweite Entwurf für das Plakat zu unserer Rinderauktion. Von der Druckerei Morton.«
Sie überlegte. Es sah originell aus, weil die Kühe aus der Tür von Sagan Manor trotteten. »Keine schlechte Idee«, sagte sie anerkennend. »Ich hab für mein Geschäft auch schon mal bei Morton drucken lassen.«
Jetzt erst schien Trevor wieder einzufallen, dass es Richard nicht mehr gab und dass sie allein lebte. Er rollte das Plakat zusammen. »Erzähl mir ein bisschen. Wie kommst du ohne Richard zurecht, Emily? Geht’s dir gut?«
»Ja, danke. Jonathan ist inzwischen Arzt, und ich habe zum Glück genug zu tun.«
»Das freut mich.«
Der Angestellte kam durch die Tür und stellte zwei Gläser perlenden Champagner auf den Schreibtisch. Dann verschwand er lautlos.
Trevor hob sein Glas und prostete Emily zu. »Also dann, auf unser Wiedersehen! Du siehst wirklich großartig aus, Emily. Darf ich das sagen?«
»Ich muss es ja nicht unbedingt glauben«, antwortete sie mit einem kleinen Lächeln. Ihre entgegenkommende Reaktion schien Trevor gut zu gefallen. Doch sie ließ sich nicht täuschen. Sie wusste, wie gut ein Mann wie er höfliches Geplänkel und knallharte Interessen zu verknüpfen verstand.
»Also, was kann ich für dich tun?«, fragte er unvermittelt.
Sie schlug
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