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Was du nicht weißt: Roman (German Edition)

Was du nicht weißt: Roman (German Edition)

Titel: Was du nicht weißt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus Beling
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würde mit Oliver auch das letzte Mitglied der Familie Farrow vom Schicksal verfolgt. Wehmütig musste sie daran denken, wie die drei Kinder früher lachend mit ihren kleinen Fahrrädern unterwegs gewesen waren.
    Olivers Arbeitskollegen standen betroffen da. Erst nachdem der Krankenwagen verschwunden war, machten sie sich langsam wieder an ihre Arbeit.
    Nur zwei Männer blieben bei Emily stehen, Jack Dorey, der Vorarbeiter und der junge Mann in der roten Jacke. Er stellte sich als Tony Kinross vor.
    Auch Emily nannte ihren Namen. Doch bevor sie ihre Frage nach Oliver wiederholen konnte, sagte Dorey barsch: »Wir wissen Bescheid. Der Kollege hat uns schon gesagt, warum Sie hier sind.«
    »Und? Können Sie mir weiterhelfen? Hat Oliver jemals mit Ihnen über Debbie Farrow gesprochen?«
    »Mit mir nicht. Nur dass er sauer war, weil die Bullen ihn zweimal wie einen Verdächtigen verhört haben.« Er zog ein schmutziges Taschentuch aus seinem Overall, schnäuzte sich laut und fügte maulend hinzu: »Hören Sie, Ma’m, wir haben gerade ’ne Menge zu tun. Am besten fahren Sie ins Krankenhaus und passen den Moment ab, wenn Ollie mal kurz nüchtern ist. Hier kriegt er bestimmt nie wieder einen Job. Hab ich recht, Tony?«
    Kinross, der die ganze Zeit über schweigend zugehört hatte, schürzte nachdenklich die vollen Lippen. Dann sagte er mit überraschend dunkler Stimme: »Geh schon mal rüber zu den Containern, Jack. Ihr müsst in einer Stunde fertig sein. Ich mach das hier allein.«
    »Sag ich doch«, meinte Dorey und entfernte sich.
    »Entschuldigung«, sagte Tony Kinross zu Emily. »Aber die Jungs werden beim Entladen nach Akkord bezahlt, da zählt jede Minute.«
    »Gehören Sie denn nicht dazu?«, fragte Emily überrascht. Sie hatte ihn für einen Vorarbeiter gehalten.
    »Nein. Ich bin Fischer. Mir gehört der Kutter dort rechts.« Er zeigte auf ein dunkelgrün gestrichenes Schiff am Ende der Kaimauer. Es hieß Harmony und war für einen Kutter erstaunlich gepflegt.
    »Schönes Schiff«, sagte Emily anerkennend. »Sieht ziemlich neu aus.«
    »Ist es auch. Erst zwei Jahre alt. Ich fahre weit raus, da ist es wichtig, dass man sich auf den Kahn verlassen kann.«
    »Hat Oliver auch bei Ihnen mitgeholfen?«
    »Früher schon. Da hab ich ihn gerne was verdienen lassen. Aber in letzter Zeit war nicht mehr viel mit ihm anzufangen. Seit der Idiot nicht nur getrunken, sondern auch Drogen geschluckt hat.« Er knöpfte seine rote Jacke zu. »Und das ist das Letzte, was ich draußen auf See brauchen kann.«
    Emily hatte den Eindruck, dass seine Enttäuschung über Olivers Absturz echt war. »Was meinen Sie, warum hat er sich so verändert?«, fragte sie. »Könnte das etwas mit dem Tod seiner Cousine zu tun haben?«
    Ganz bewusst sprach sie nur von Debbie, denn sie ging davon aus, dass das Verschwinden von Constance bisher nicht an die Öffentlichkeit gedrungen war. Sie wollte keinen Fehler machen, indem sie der Polizei vorgriff.
    Tony Kinross zögerte. »Nein … Oliver hat seine beiden Cousinen nie erwähnt … Jedenfalls bei mir nicht. Er war meistens ziemlich verschlossen. Und erst recht, wenn er was geschluckt hatte.«
    »Seit wann war er denn so?«
    Kinross überlegte. »Eigentlich seit ich ihn kenne. Seit er hier im Hafen zum ersten Mal aufgetaucht ist. Vor etwa drei Jahren.«
    »Hat er Ihnen mal erzählt, dass er manchmal auf das Kind von Debbie aufgepasst hat?«, fragte Emily.
    Kinross reagierte überrascht. »Ein Kind? Ach nee! Ich wusste gar nicht, dass Debbie Mutter war! Hat er nie was von gesagt.«
    Enttäuscht merkte Emily, dass Kinross wohl kaum dazu geeignet war, ihr neue Erkenntnisse über das Leben von Oliver Farrow zu vermitteln. Vielleicht wollte er es auch gar nicht, weil Oliver ihm egal war. Trotzdem griff sie in ihre Handtasche und zog eine Visitenkarte mit dem grünen Emblem ihres Teeladens heraus. »Hier, das ist meine Karte. Vielleicht können Sie mich kurz anrufen, wenn Sie hören, dass Oliver wieder aus dem Krankenhaus entlassen wurde. Wäre das möglich?«
    »Ja, wenn ich nicht gerade mit dem Kutter draußen bin …«
    Emily lächelte ihn an. »Also dann, viel Erfolg heute auf See.«
    »Erst morgen wieder. Heute ist mein freier Tag«, sagte Kinross und schlug den Kragen seiner Jacke hoch. Hinter ihm ließ ein Windstoß vom Meer die gelbe Plastikfolie, auf der Oliver gelegen hatte, durch die Luft fliegen.
    »Dann auf Wiedersehen, Mr. Kinross.«
    »Auf Wiedersehen.«
    Emily drehte sich um und ging zum

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