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Was du nicht weißt: Roman (German Edition)

Was du nicht weißt: Roman (German Edition)

Titel: Was du nicht weißt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus Beling
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Hauptgebäude zurück. Ihre Gedanken wanderten sofort wieder zu Constance. Sie hoffte inständig, dass die Polizei in der Zwischenzeit eine Spur des Entführers gefunden hatte. Es war jetzt kurz vor halb neun. Harold hatte ihr versprochen, sich zu melden, wenn es etwas Neues gab. Sie versuchte sich einzureden, dass es nichts Schlimmes bedeuten musste, wenn er sich nicht meldete. Sie hatte ja mitbekommen, in welchem Dilemma er steckte wegen der fehlenden Mitarbeiter.
    Als sie das Hafengelände verließ, hörte sie hinter sich einen Wagen vom Parkplatz fahren. Sie trat zur Seite, um ihn vorbeizulassen. Hinter dem Steuer saß der Hafenmeister, den sie vorhin nach Oliver gefragt hatte.
    Er bremste und rief ihr durch das offene Autofenster zu: »Tut mir leid, dass Sie das mit Oliver Farrow miterleben mussten. Aber ich hoffe, Tony Kinross hat Ihnen weiterhelfen können.«
    Irritiert sah Emily ihn an. »Woher wissen Sie, dass ich mit Kinross geredet habe?«
    Er lachte. »Vergessen, dass ich der Chef bin? Mein Büro hat ein schönes Panaromafenster – von da oben sehe ich alles.«
    Er wollte schon weiterfahren, doch Emily hob den Arm. »Moment! Ich hätte noch eine Frage. Können Sie mir sagen, wo Oliver Farrow gearbeitet hat, bevor er hier angefangen hat?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Ehrlich gesagt, ich habe keine Ahnung. Das müsste aber Kinross wissen. Die beiden kennen sich schließlich seit ewigen Zeiten.«
    »Aber mir hat Kinross gesagt, er und Oliver hätten sich erst hier kennengelernt …«, wandte Emily ein.
    »Das müssen Sie falsch verstanden haben«, sagte der Hafenmeister kopfschüttelnd. »Kinross selbst hat Oliver vor drei Jahren zu mir gebracht und darum gebeten, dass wir ihn beschäftigen.« Er seufzte. »Aber Sie haben ja gerade mitbekommen, was ich von meiner Gutmütigkeit habe. Einen schönen Tag noch, Mrs. …?«
    »Bloom«, sagte Emily.
    Der Hafenmeister nickte und fuhr weiter.
    Nachdenklich blieb Emily stehen und fasste sich an den Kopf. Mein Gott, war sie naiv!
    Dass Kinross ein Lügner war, hätte sie spätestens dann erkennen müssen, als sie ihn nach Olivers Reaktion auf Debbies Tod gefragt hatte und er geantwortet hatte, Oliver hat seine beiden Cousinen nie erwähnt . Woher wusste er dann von ihnen?
    Und welche Rolle spielte Tony Kinross wirklich in Olivers Leben?
    Das Gestüt von Frank Guiton bestand aus einem historischen Farmhaus, zwei unlängst modernisierten Ställen und mehreren Scheunen. Unter uralten Bäumen grasten Dutzende von Pferden. Die Koppeln waren umgeben von gepflegten weißen Zäunen. Es gab zwei sandige Longierplätze, einen Springparcours mit Hindernissen und – weit entfernt hinter den Bäumen – eine gestüteigene kleine Rennbahn.
    John Willingham hatte sich als Hausherr auf Zeit eingelebt. Er liebte es, wenn ihm aus der Scheune der herrliche Geruch von frisch eingefahrenem Heu entgegenwehte. Zweimal am Tag ritt er mit seiner eigenen Stute aus und kontrollierte vom Rücken seines Pferdes aus, wie Guitons Leute arbeiteten, vor allem wenn sie sich unbeobachtet fühlten.
    Alle wussten, dass ihr Chef noch immer im Krankenhaus lag und dass Willingham ihn nur vertrat. Vielleicht unterschätzten sie ihn deshalb. Sie hielten ihn für einen arroganten pensionierten Richter, der das Glück hatte, sich für ein paar Tage hier einnisten zu dürfen. Willingham genoss diesen Irrtum. Auf diese Weise konnte er wenigstens ungestört tun, was er sich vorgenommen hatte.
    Er ging systematisch vor. Als Erstes analysierte er die Buchführung, alle Verträge der vergangenen Jahre und den gesamten Schriftverkehr des Gestüts. Dabei fiel ihm auf, dass sein Mandant ziemlich nachlässig gewesen war. Viele Überweisungen waren geradezu stümperhaft verbucht worden. Aber irgendwie passt diese Schlampigkeit auch zum Sunnyboy Guiton, dachte Willingham seufzend, als er endlich den letzten Ordner durchgeackert hatte.
    Der Betrieb schien schon seit Jahren auf der Kippe zu stehen, aber das hatte Guiton ja selbst zugegeben. Der Rennsport war europaweit in der Krise. Die Konkurrenz der Züchter aus Übersee hatte deutlich zugenommen. Jersey war nur ein winzig kleiner und für die großen Rennen nicht besonders interessanter Fleck auf der Landkarte.
    Insofern war Guitons Entscheidung, sich künftig auf die Zucht von Springpferden zu konzentrieren, durchaus verständlich. Er hatte eigens einen Spezialisten aus Irland kommen lassen, Patrick O’Leary, einen vierzigjährigen Mann, der kaum den Mund

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