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Was du nicht weißt: Roman (German Edition)

Was du nicht weißt: Roman (German Edition)

Titel: Was du nicht weißt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus Beling
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Debbie in Erfahrung gebracht hatte.
    Als nächste Kundin stand Louise Flair vor dem Ladentisch. Normalerweise schickten die Flairs ihr Dienstmädchen, deshalb war Emily überrascht, dass Louise heute ausnahmsweise selbst erschien. Bevor sie ihren reichen Mann geheiratet hatte, war sie Verkäuferin in einem Schmuckgeschäft in St. Helier gewesen. Damals hatten Emily und Louise sich noch geduzt, doch davon wollte Mrs. Flair jetzt nichts mehr wissen.
    »Freut mich, dass Sie mal wieder vorbeischauen«, sagte Emily höflich. »Was darf’s denn sein?«
    »Ich möchte lieben Freunden im Ausland etwas Typisches mitbringen«, antwortete Louise Flair mit durchdringender Stimme, »vielleicht eine Mischung aus Bisquits und besonderem Tee. Was bietet sich denn da an?«
    Emily ahnte, was jetzt kam. Louise blockierte von nun an eine Viertelstunde lang den Laden, um dann mit viel Wind um nichts zwei Tüten Ingwerbisquits zu kaufen. Für dieses Theater hatte sie jetzt keinen Nerv. Unter der Ladentheke zupfte sie einmal kurz an Tims Arm. Er verstand sofort.
    »Tim zeigt es Ihnen«, sagte Emily. »Ich muss dringend ein Telefonat erledigen.«
    »Schade«, sagte Louise indigniert, fand sich aber schnell damit ab. »Also gut, Tim – dann legen Sie mal los …«
    Emily verschwand nach hinten. Sie hörte nur noch, wie Tim sagte: »So, Mrs. Flair, hier hätten wir zunächst mal unsere Geschenkpackung mit ausgewählten japanischen Tees … Dazu gehört diese Dose mit Honigplätzchen.«
    Louise schien beim Anblick der Plätzchen versöhnt zu sein. »Darf ich probieren? … Haben Sie schon gehört, Tim? Unser Neffe Shaun hatte einen schweren Surfunfall. So ein mutiger Junge! Ihr macht doch immer zusammen diese gefährlichen Motorradtouren …«
    Emily schloss die Tür hinter sich. Länger konnte sie die Stimme von Louise Flair nicht ertragen.
    Unruhig wählte sie Harolds Nummer bei der Polizei. Wieder war Sandra Querée am Apparat.
    »Hier ist noch mal Emily Bloom. Entschuldigung, aber ich habe ganz vergessen zu fragen, wann Mr. Conway wieder da sein wird.«
    »Er sitzt immer noch in der Einsatzbesprechung. Es kann Abend werden, bis er zurück ist. Kann ich Ihnen vielleicht weiterhelfen?«
    Emily überlegte. Sie kannte Sandra Querée nicht gut genug. Die Informationen über Trevor de Sagan waren brisant. Deshalb erschien es ihr sicherer, nur Harold einzuweihen. »Danke, Miss Querée, das ist nett. Dann versuche ich es später noch mal.«
    Erschöpft ließ sie sich auf den winzigen Sessel in der Ecke sinken. Sie fühlte sich, als wäre sie in einer düsteren Sackgasse gelandet.
    Plötzlich musste sie wieder daran denken, dass ihre Erinnerung noch immer nicht den Faden zu Ende gesponnen hatte, der seit neulich durch ihr Gedächtnis flatterte. Trevor, Alex Flair, Richard … Was war damals denn nur vorgefallen?
    Sie versuchte es noch einmal und schloss die Augen.
    Undeutlich sah sie die ersten Szenen vor sich.
    Es war ein halbes Jahr vor Richards Verschwinden gewesen, in einer mondänen Penthousewohnung bei Grouville. Am Rande der Party bei gemeinsamen Freunden hatte sich das Gespräch zwischen ihrem Mann und Trevor um etwas Geschäftliches gedreht, so viel wusste sie noch. Sie hatten in kleiner Runde auf der Terrasse zusammengestanden. In seiner undiplomatischen Art hatte sich Richard kritisch über die vielen ausländischen Firmen geäußert, die ihren Sitz aus steuerlichen Gründen auf die Kanalinseln verlegten. Alex Flair war dazugestoßen, wie immer ein Glas mit Gin in der Hand …
    Mit quälender Langsamkeit tropften die Bilder jener Nacht durch Emilys Gehirn, jedoch ohne konkrete Form anzunehmen.
    Erschöpft öffnete sie wieder die Augen Es war zwecklos. Sie kam einfach nicht weiter. Wahrscheinlich war es auch naiv, zu glauben, dass sie ausgerechnet im Hinterstübchen ihres Teeladens eine neue Gedächtnisspur finden würde. Sie musste es später noch einmal in Ruhe versuchen.
    Plötzlich durchzuckte sie ein Gedanke.
    Tee!
    Richard und Trevor de Sagan hatten über Gesundheitstees gesprochen. Und über etwas, das weit darüber hinausging.
    Emily versuchte ein zweites Mal, sich zu konzentrieren.
    Plötzlich wusste sie es wieder. Trevor hatte den Anfang gemacht.
    Trevor stand lässig an den Rand der Dachterrasse gelehnt. Wie immer zu solchen Anlässen trug er ein weißes Dinnerjackett. Mit einer kleinen eleganten Bewegung der Finger drückte er seine Zigarette auf der Marmorplatte der Terrassenmauer aus und sagte zu Richard:
    »Bloß kein

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