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Was es heißt, in den Krieg zu ziehen

Was es heißt, in den Krieg zu ziehen

Titel: Was es heißt, in den Krieg zu ziehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Marlantes
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Blutverlustes kurz vor einem Schock [47] . Keiner im Trupp weiß, ob der Feind nur fünfzehn Meter entfernt war und gleich wieder losschlagen wird oder sich zurückgezogen hat. Smithers ist müde und hat sich um alles Mögliche zu kümmern. Da die Statistiker oft fünfundzwanzig und mehr Kilometer entfernt sind, wird niemand die Zahlen überprüfen, die er durchgibt. Kurz, Smithers hat reichlich Grund zu lügen.
    Und er hat auch das
Bedürfnis
zu lügen. Sein bester Freund ist tot. »Warum?«, fragt er sich. Dieses »Warum« ist der Grund für das große Lügen in Vietnam. Das Lügen muss das lange Schweigen füllen, das auf Smithers’ »Warum?« folgt.
    »Nelson, wie viele hast du erwischt?«, fragt Smithers.
    PFC (Gefreiter) Nelson hebt weinend den Blick von der Leiche seines Freundes Katz und sagt: »Woher verdammt soll ich das wissen?«
    Sein Freund Smithers sagt: »Hast du den Dreckskerl gekriegt, der um die Biegung kam, nachdem Katz die Mike- 26 [48] geworfen hatte?«
    Nelson sieht Katz an, dessen Gesicht härter wird und eine talggelbe Farbe annimmt. »Natürlich hab ich ihn gekriegt«, flüstert er fast. Mehr kann er seinem Freund nicht sagen.
    »Und wo ist die Leiche?«
    »Die haben den Scheißer mitgenommen. Ich sage doch, ich hab ihn gekriegt!« Nelson flüstert nicht mehr.
    »Wir können ihn einen wahrscheinlichen nennen«, sagt Smithers.
    »Tu, was dir verdammt noch mal gefällt, aber ich sage dir, dass ich ihn erwischt habe. Ein verdammtes halbes Magazin hab ich verschossen. Er ist tot. Durchsiebt. Und jetzt lass mich in Ruhe.«
    Der Patrouillenführer hat zwar keine Leiche, aber soll er seinen Freund einen Lügner nennen oder, was noch schwerer ist, den Tod von Katz zu einem sinnlosen Tod machen, wenn doch die einzige Bedeutung in dieser einen Statistik liegt? Niemand gratuliert ihm dafür, dass er den Feind aufgespürt und vom Rest der Einheit ferngehalten hat, worin die Hauptaufgabe einer Sicherheitspatrouille besteht.
    Er meldet einen bestätigten Toten.
    In dem Moment kommt PFC Schroeder mit Brauseflecken um den Mund herum angekrochen und sagt: »Ich glaube, ich hab einen erwischt, direkt bei der Biegung, nachdem Katz die Handgranate geworfen hatte.«
    »Yeah, den haben wir durchgegeben.«
    »Nein, nicht den, den Nelson erschossen hat. Ich sage dir, ich hab noch einen erwischt.«
    Smithers denkt, es war derselbe, aber er will nicht, dass sich PFC Schroeder schlecht fühlt, besonders nicht, nachdem er seinen Kameraden sterben sah. Im Moment ist es sowieso ein Problem, sie alle hier lebend wieder wegzubringen, und wen zum Teufel schert es schon, ob es derselbe war oder nicht, und er muss sowieso einen Hubschrauber anfordern. »Moment noch, Delta. Ich habe noch einen wahrscheinlichen. Und jetzt, der Vogel kann unsere
Coors and Pabst
[49] auf Pall Mall plus zwei Punkt zwei, Winston minus …« Das Letzte, was Smithers ernsthaft im Kopf hat, ist die Wahrhaftigkeit bedeutungsloser Zahlen.
    Die Nachricht geht weiter an den Bataillonskommandeur, der gerade zwei Verwundete und einen Toten registriert hat. Alles, was er dafür zu bieten hat, sind ein bestätigter und ein wahrscheinlicher Toter auf der Gegenseite. Das sieht nicht gut aus. Das ist ein schlechtes Verhältnis. Er weiß, dass es da Kugeln gehagelt haben muss. Es war ein Zusammentreffen und kein Hinterhalt, und seine grauen Zellen arbeiten und kommen zu dem Schluss, dass der wahrscheinliche ein bestätigter Toter sein muss. Aber wenn es wirklich zwei bestätigte Tote gab, dann gab es wahrscheinlich auch noch einen wahrscheinlichen Toten. Ich meine, was soll
wahrscheinlich
schon bedeuten, wenn es nicht wahrscheinlich ist, einen zu erwischen? Ach, zum Teufel, zwei bestätigte und zwei wahrscheinliche Tote.
    Damit liegen wir vorn. Der Sieg ist zum Greifen nahe.
    Dann ruft der Artilleriekommandant an. »Wie viele Getötete können wir für uns für die Unterstützung des Feuerwechsels verbuchen?« Der Infanteriekommandeur weiß, wie wichtig die Getötetenquote für die Laufbahn des Artilleriekommandeurs ist, aber er hat nur zwei bestätigte und zwei wahrscheinliche, die sie sich teilen können. Aber die Artillerie darf sich nicht demotiviert fühlen, und vielleicht haben die beiden ja in West Point oder Quantico zusammen Football gespielt. Es gibt nur eine vernünftige Lösung: Tritt der Artillerie einen Getöteten ab. (Nun mal ernsthaft, wenn die Infanterie die Leute erwischt hat, warum ihr dann einen abnehmen?)
    Damit geht ein bestätigter von der

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