Was Farben sagen
Einsätzen aus flieÃender (blauer) gefältelter Seide. Verschmolzen finden sich beide Einflüsse in aufgerauter Seide oder flieÃenden Wollstoffen.
Violett ist ein, um einen Ausdruck von Kandinsky zu leihen, » abgekühltes Rot«und drückt eine kühle bis unterkühlte Sinnlichkeit aus, weswegen zu ihm auch der androgyne Garçonne-Stil der 1920er-Jahre passt. In ihm halten sich zudem rote und blaue Anteile die Waage: Die zurückgenommene Schlichtheit der taillenlosen Hängerkleider und die flieÃenden Stoffe dieses Stils tragen eine blaue Handschrift. Die gekürzte Rocklänge, die auffälligen Stickereien, der leuchtende Lippenstift, der überdimensionierte (Mode-)Schmuck sowie die Tatsache, dass diesen Stil nur Frauen trugen, die » maskulin« auftraten und ihr Leben selbstbewusst in die Hand nahmen, sprechen eine rote Sprache. Allein schon, dass sich Frauen mit den damals beliebten Bubiköpfen maskuline Haarschnitte zulegten und ihre weiblichen Reize weitgehend verbargen, ergibt einen violetten Stil, der sich immer aus maskulinen und femininen Elementen zusammensetzt und oft genug androgyn wirkt. Die gewisse Exzentrik des Garçonne-Stils, der in Teilen auch heute noch getragen wird, prädestiniert ihn dazu, als violett eingestuft zu werden.
Was für Materialien in der Raumgestaltung gilt, ist selbstverständlich auch auf Kleidungsstücke mit » violettem Appeal« übertragbar. Zu Samt gesellen sich schimmernde Seiden oder Lurexgewebe, die durch ihren unsteten Schimmer den Transformationsprozess von Violett imitieren. Der extravagante Charakter von » violetter« Mode ist allerdings nie mit dem innovativen, modernen Stil von Orange vergleichbar, das schnell auf Trends reagiert oder sie sogar selbst kreiert. Bei Violett ist es ein deutlich langsameres Wachsen aus hartem, unbeweglichem Rot unter Zugabe von schwachem, flüchtigem Blau zu einer Mischform aus beiden. Sie zeigt sich zum Beispiel in durchbrochenen Stoffen wie Cutwork oder Spitze, die vormals zwar griffig und stark waren, doch durch das netzartige Muster nun der sich auflösenden Körperlichkeit von Violett entsprechen.
Wie Mosaiksteinchen setzen auch die Accessoires immer abwechselnd rote und blaue Akzente: » rote« auffällige Ringe, Lederarmbänder oder groÃe Uhren neben » blauen« hauchdünnen schlichten Armreifen oder flieÃenden, dünnen Schals.
Von weitem mag man allerdingsâ ganz genau wie bei reinem Violettâ den Kampf zwischen Rot und Blau nicht erkennen, der unter der Oberfläche ausgefochten wird. Bei näherer Betrachtung fällt auf, dass mal die eine, mal die andere Seite die Oberhand hat; mal fällt ein rotes, mal ein blaues Element ins Blickfeld. Doch durch den schnellen Wechsel verbinden sie sich zu ewig changierendem Violett und einem faszinierenden, sehr individuellen Stil.
Ãbersicht
Raumgestaltung kurz und knapp:
Ein eigenwilliger, komplexer Stil mit einem Verschmelzen von gegensätzlichen Elementen, die eine zwar spannungsreiche, aber oberflächlich ruhige Atmosphäre schaffen. Religiöse Themen, verschwimmende Trennlinien und die Betonung der Vertikalen sind typisch violett. Sinnlich-haptische Stoffe, kombiniert mit kühlen, flieÃenden Materialien mit mattem Glanz, sprechen ebenso eine violette Sprache wie die durchbrochenen Flächen bei Flachschnitzereien oder netzartigen Geweben.
Mode kurz und knapp:
In der Mode prägt Violett einen eigenwilligen, komplexen Stil mit einem Mix aus maskulinen und femininen Elementen, beispielsweise bei Leder zu Chiffon oder engen Korsagen über weiten, flieÃenden Röcken. Auch wandelbare Modelle mit mehreren Tragemöglichkeiten, die extravagant sind, oder der Garçonne-Stil der 1920er entsprechen dem violetten Stil, der sich auÃerdem in netzartigen Materialien wie grobmaschigem Strick oder Cutwork wiederfindet.
Hellviolett/Lavendel: Träumerische Nostalgie
Ende und Abkehr   Am Abendhimmel läuten die hellen Violett- und Mauvetöne das Ende des Tages und den Ãbergang zur Nacht ein, und zu Beginn des 20. Jahrhunderts galt passend dazu gerade blasses Violett als Farbe der sentimentalen Erinnerung und der Trauer. Auch melancholisches Lavendel wirkt auffällig müde und fragil, und zwei seiner Codewörter sind Auflösung und Abkehr. Ein blasses Violett, am Ende des Farbspektrums angekommen und mit einem Fuà bereits in der
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