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Was fühlt mein Hund, Was denkt mein Hund

Was fühlt mein Hund, Was denkt mein Hund

Titel: Was fühlt mein Hund, Was denkt mein Hund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Ruge , Guenther Bloch
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handeln
    Ich bin der Ansicht, dass die beste »Erziehung« gleichbedeutend ist mit der Fähigkeit, präventiv zu handeln. Auf diese Art und Weise steckt man Hunde, die ja unbestritten ein gewisses Anlehnungsbedürfnis haben, positiv an und vermittelt ihnen ein souveränes Auftreten. Eigentlich beschreiben Sie ja selbst, liebe Nina Ruge, dass bei Ihren Nachmittagsstreifzügen durchs Revier alles prima klappt. Und warum? Weil Sie sich die nötige Zeit nehmen, entspannt bleiben, gemeinsame Erkundungen unternehmen, Spaß haben und unverkrampft als »Leitweibchen« agieren. So sollte es sein.

Wie kann ich mich besser durchsetzen?
    NINA RUGE: Neidvoll beobachtete ich vor Kurzem einen jungen Mann, der mit zwei Hunden an mir vorbeispazierte. Einer rechts, einer links, beide locker angeleint – im Gleichschritt Marsch. Meine beiden finden bis heute jede Pinkelpfütze und jeden noch so drögen Vierbeiner spannender als mich, wenn wir durch unser Viertel laufen. Was am besten dagegen hilft, ist Action. Ich schnalze und hüpfe – und schon geht’s los.
    Wir traben gemeinsam. Große Freude, die Leine hängt, ich darf entspannen. Bei Vroni klappt es auch, wenn ich ein Leckerli in der Hand halte. Und bei Lupo hilft ein Ball.
    Mit locker über den Handgelenken baumelnden Leinen »lotse« ich meine Hunde so durch die Straßen. Beide traben federnd an meiner Seite, die Augen fest auf die Objekte der Begierde gerichtet. Mein Gott, bin ich spannend.
    Wie wichtig sind klare Ansagen?
    Okay, Motivation ist viel, aber nicht alles.
    Es haben sich auch andere, ungemütlichere Methoden bewährt. Wenn wir in Richtung Hundewiese steuern und Vroni in ungezügelter Vorfreude vorwärtsstürzt, dann stelle ich ihr ein Bein. Genauer gesagt, laufe ich breitbeinig wie ein Seemann bei Orkan.
    Vroni stolpert, zögert, guckt. »Oh, sollte ich vielleicht im Tempo meines Frauchens gehen?« Wenn Lupo unvermittelt in Richtung eines Buschs abdreht, weil dort irgendein unfassbarer Duft aufsteigt, hört er als Erstes: »UUUUUND!« Wenn das noch nicht genügt, folgt ein »HOPP!«, und er wird samt Brustgeschirr nachdrücklich bei Fuß gezogen. Ehrlich gesagt staune ich jedes Mal aufs Neue. Die zwei nehmen meine Entschlossenheit, sie auf Kurs zu kriegen, wahr – und akzeptieren sie auch. Vroni und Lupo erwarten offensichtlich klare Ansagen.
    Ganz entspannt, ohne Emotion. Ist es tatsächlich so, dass ich Boss, Entertainer, Mama, Schiedsrichter sein muss, damit sich das Hundegemüt beruhigt und auch an der Leine geregelte »Ordnung« herrscht?
    »Hört gut zu!« Hunde brauchen klare Ansagen, um zu verstehen, was wir von ihnen wollen.
    GÜNTHER BLOCH: Hundebesitzer müssen sich ja heutzutage allen Ernstes immer wieder anhören, sie sollten im erzieherischen Umgang mit dem Hund lernen, ihre Emotionen »auszuschalten«. Ich persönlich halte diese These für völlig abstrus. Sie stützt sich im Wesentlichen auf die Behauptung, »echte« Rudelführer würden stets souverän auftreten. Doch Kaniden lehren uns eine differenziertere Sicht der Dinge. Vielleicht trägt ja nachfolgende Bemerkung zur allgemeinen Beruhigung bei: Ich habe in über 20 Jahren Kanidenforschung weder bei Wölfen noch bei Hunden auch nur ein einziges Leittier kennengelernt, das sich ständig völlig abgeklärt verhalten hat. Gelassenheit und souveränes Auftreten ist kein Dauerzustand! Genauso wenig zweifelt der Rest der Gruppe am Führungsanspruch des Leittiers, wenn dieses mal schlecht drauf ist oder nicht so handelt, wie man es vielleicht erwartet.
    Zwischen Wunschdenken und Realität klafft eben immer eine gewisse Lücke. Wir Menschen können (und sollten) uns daher nur bemühen, mental möglichst ausgeglichen aufzutreten und auch in Stresssituationen Ruhe zu bewahren. Mehr ist nun einmal einfach nicht drin.
    Zur besseren Leinenführigkeit: Zunächst einmal muss kein Hundehalter anderer Leute Hunde bewundern, die im Gegensatz zum eigenen Vierbeiner scheinbar mühelos und locker an der Leine gehen. Vielleicht handelt es sich ja rein zufällig um ohnehin in sich gekehrte Persönlichkeitstypen. Mit denen funktioniert das Einüben der Leinenführigkeit nämlich fast von selbst.
    Zum Glück lässt sich diese wundersame Errungenschaft durch gezielte Verhaltenskontrolle auch bei anderen Temperamenten recht einfach bewerkstelligen. Ich würde dazu eine Kombination aus positiver Verstärkung – sprich das gezielte Einüben des blochschen Geheimkommandos: »Guck mal, hier« – und geschickter

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