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Was fühlt mein Hund, Was denkt mein Hund

Was fühlt mein Hund, Was denkt mein Hund

Titel: Was fühlt mein Hund, Was denkt mein Hund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Ruge , Guenther Bloch
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möglich, sein Wesen ins Positive zu beeinflussen? Kann dann aus einem schüchternen Hund ein mutiger werden oder aus einem Stoffel ein Charmeur?
    Ich kenne viele Beispiele, wo dies nicht gelungen ist. Der Hund eines befreundeten Paares etwa hegt von Geburt an ein wahnsinniges Misstrauen gegenüber Menschen.
    Solange kein Fremder in der Nähe ist, ist alles gut. Doch will ihm jemand, den er nicht kennt, schnell mal über den Kopf streicheln, dann schnappt er – und das heftig. Da hilft kein Training und kein Leckerli.
    Lässt sich das Wesen beeinflussen?
    Auch der Hund einer Freundin, eine seltene koreanische Rasse, ist von »Hauptberuf« Autist. Die beiden anderen Hunde in der Familie sind sehr auf Menschen fixiert.
    Doch er, eine weiße Ausnahme-Schönheit, hat kein Interesse an der Kontaktaufnahme.
    Weder zu seinen vierbeinigen Gefährten noch zu seinen Menschen. Seine Aufgabe scheint das Aufpassen zu sein. Er ist permanent am Sondieren, ob ein Fremder, ein Eindringling den Clan bedrohen könnte.
    Entsprechend oft und heftig bellt er. Nur wenn der Fernseher läuft, dann vergisst er seinen Job. Vor allem Tiersendungen sieht er gern. Stundenlang liegt er vor dem TV-Gerät, ohne sich vom Fleck zu rühren. Vor lauter Ratlosigkeit war meine Freundin sogar in einem Hundetrainingscamp. Dort sollte ein Einzelcoaching für größere Nähe zwischen Mensch und Hund sorgen. Ohne Erfolg. Dieses Tier mag sich nicht näher um seine Mitgeschöpfe kümmern, egal, ob auf zwei oder auf vier Pfoten. Er passt auf sie auf. Und damit basta. Ich frage mich daher, ob es tatsächlich nichts gibt, was man tun kann, um einem Hund ein klein wenig mehr Vertrauen in die Welt zu schenken?
    GÜNTHER BLOCH: Natürlich ist das Wesen eines Hundes zu einem gewissen Teil durch seine Erbanlagen bestimmt. Dass Hunde zum Beispiel einen Putzlappen nehmen und schütteln, ist genetisch bedingt und die instinktive Handlung eines Beutegreifers.
    So etwas kann man dem Tier auch nicht abgewöhnen – ebenso wenig wie die Angewohnheit unserer Vierbeiner, am Boden zu scharren und sich immer wieder um sich selbst zu drehen, ehe sie sich gemütlich hinlegen. Oder dass sie umso mehr bellen, je dunkler es wird.

    Der Charakter hängt von vielem ab
    Dennoch fällt es mir ungemein schwer, einseitig von einem »genetisch festgeschriebenen Programm« zu reden. Schließlich muss Verhalten generell definiert werden als eine Kombination aus angeborenen Instinkten und Lernerfahrungen – und als ewiger Anpassungsprozess an Zeit und Raum. Rassespezifisches hat da seine Grenzen. Nicht jeder Sennenhund ist zum heroischen Revierverteidiger geboren, nicht jeder Kleinterrier ein »harter« Kerl und längst nicht jeder Retriever automatisch eine »Kanone« beim Apportieren. Verhaltenstechnisch betrachtet trennen da oft Lichtjahre das eine Individuum vom anderen. Der Hund ist eben einfach mehr als die Summe seiner genetischen Veranlagungen.
    Der beschriebene koreanische Hund hat im Welpenalter mit größter Wahrscheinlichkeit keine optimale Prägung auf Mensch und Artgenosse erfahren. Ihm fehlen daher bestimmte Routineabläufe, die es mit Geduld und Spucke konsequent zu etablieren gilt. Es ist die Angst vor Unbekanntem, die diesen Hund veranlasst, überdurchschnittlich oft zu bellen.

    Was Welpen von den Großen lernen, testen sie auch im Spiel mit Gleichaltrigen.
    »Sicherheitstraining« für Hunde
    Was alle Haushunde unabhängig von ihrer Rasse oder Mischlingsform vereint, ist das innere Bestreben, sich in unserer Nähe aufzuhalten. Oder wie es meine Kollegin Elli Radinger und ich vor einigen Jahren formuliert haben: »Artgerecht für den Hund ist, eng mit dem Menschen zusammenzuleben.«
    Und gerade weil Hunde so sehr unsere Nähe suchen, können wir natürlich viel dazu beitragen, dass sie sich sicherer fühlen. Zum Beispiel indem wir einem scheuen Hundetyp jene mentale Ausgeglichenheit vorleben, die er braucht. Unsichere Hunde müssen sich im Zweifelsfall an »ihren« Menschen anlehnen können. Und dieser sollte dazu die Ruhe ausstrahlen, die nötig ist, um alle Bedenken des Vierbeiners zu zerstreuen.
    Rein »technisch« bietet sich dazu ein gezieltes Desensibilisierungstraining an. Dabei setzen Sie einen eher scheuen oder angstaggressiven Hund zunächst aus weiter Distanz in kleinen, wohldosierten Schritten einem Unsicherheit auslösenden Reiz aus (etwa einer flatternden Markise, einem Regenschirm oder einem knallenden Geräusch). Jede Duldung des Hundes, jedes neutrale

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