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Was geschah mit Mara Dyer?: Roman (German Edition)

Was geschah mit Mara Dyer?: Roman (German Edition)

Titel: Was geschah mit Mara Dyer?: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Hodkin
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das Glas. Es war warm. »Trink das«, sagte er.
    Mein bizarrer Tag – mein bizarres Leben – wurde mit jedem Augenblick merkwürdiger. »Was ist das?«, fragte ich und beäugte die Mixtur. Sie sah aus wie Tomatensaft. Ich würde einfach so tun, als wäre es welcher.
    »Du bist verwirrt? Du willst dich erinnern? Dann trink. Es wird dir helfen«, sagte Mr Lukumi.
    Ich sah zu Noah hinüber, der abwehrend die Hände hob.
    »Schau mich nicht so an«, sagte er und wandte sich dann an Mr Lukumi. »Wenn ihr hinterher etwas passiert«, sagte er bedächtig, »dann bringe ich Sie um.«
    Mr Lukumi ließ sich von der Drohung nicht beeindrucken. »Sie wird schlafen. Und sie wird sich erinnern. Mehr nicht. Trink jetzt.«
    Ichführte das Glas an die Lippen. Der rostig-salzige Geruch drehte mir fast den Magen um und ich zögerte.
    Wahrscheinlich war das alles hier ohnehin nichts als ein riesengroßer Schwindel. Mr Lukumi versuchte uns einfach etwas zu bieten für unser Geld. Ein Hypnotiseur würde wahrscheinlich das Gleiche tun. Es würde alles nichts nützen.
    Aber das taten die Tabletten auch nicht. Und die Alternative war, abzuwarten. Zu warten und mit Dr. Maillard zu reden, während meine Albträume immer schlimmer wurden und ich meine Halluzinationen immer schlechter verbergen konnte, bis man mich irgendwann von der Schule nahm – und jede Hoffnung, pünktlich meinen Abschluss zu machen, auf ein gutes College zu gehen und ein normales Leben zu führen, zerschlagen wurde.
    Ach, zum Teufel. Ich setzte das Glas erneut an und zuckte zusammen, als die warme Flüssigkeit meine Lippen berührte. Meine Geschmacksknospen protestierten gegen die Bitterkeit, den metallischen Eisengeschmack. Es kostete mich Mühe, nicht alles wieder auszuspucken. Nach einigen schmerzhaften Schlucken stellte ich das Glas ab, aber Mr Lukumi schüttelte den Kopf.
    »Alles«, sagte er.
    Ich sah Noah an, der mit den Achseln zuckte.
    Ich konzentrierte mich wieder auf das Glas. Das hier war meine Chance. Ich wollte mich erinnern. Also musste ich es wenigstens versuchen.
    Ich schloss die Augen, legte den Kopf in den Nacken und setzte das Glas wieder an. Es klickte gegen meine Zähne und ich schluckte die dünne Flüssigkeit. Als meine Kehle sich widersetzen wollte und mich anflehte aufzuhören, kippte ich das Glas auf ex hinunter. Die warme Brühe tropfte mir auf beiden Seiten über das Kinn und kurz darauf war das Glas leer. Ich richtete mich auf und hielt den Becher im Schoß. Geschafft. Ich lächelte triumphierend.
    »Du siehst aus wie der Joker«, sagte Noah.
    Es war das Letzte, was ich hörte, bevor ich wegtrat.

50
    A lsich erwachte, sah ich eine Wand aus Büchern vor mir. Meine Augen waren dick und geschwollen vom Schlaf und ich rieb sie mit den Fäusten wie ein kleines Mädchen. Aus einer Nische fiel ein Lichtschein quer durchs Zimmer, genau auf meine nackten Beine am Ende des Bettes.
    Am Ende von Noahs Bett. In Noahs Zimmer.
    Heilige Scheiße.
    Ich schlang mir das Laken enger um die Brust. Ein Blitz ließ das aufgewühlte Wasser der Bucht draußen vor dem Fenster aufleuchten.
    »Noah?«, rief ich unsicher und noch heiser vom Schlaf. Das Letzte, an das ich mich erinnerte, war der Geschmack des widerlichen Gebräus, das Mr Lukumi mir zu trinken gegeben hatte. Das warme Gefühl, mit dem es mir am Kinn heruntergelaufen war. Und der Geruch. Dann erinnerte ich mich an Kälte und dass ich gefroren hatte. Aber an sonst nichts. Gar nichts. Ich hatte traumlos geschlafen.
    »Du bist wach«, sagte Noah und tappte in mein Blickfeld. Er stand im Licht seiner Schreibtischlampe, die Kordelzughose tief auf der Hüfte und das T-Shirt eng an seinen schlanken Körper geschmiegt. Er setzte sich zu meinen Füßen auf die Bettkante.
    »Wie spät ist es?«, fragte ich und klang immer noch schlaftrunken.
    »Ungefähr zehn.«
    Ich blinzelte. »Der Vortrag war so gegen zwei Uhr zu Ende, nicht?« Noah nickte. »Was ist passiert?«
    Er warf mir einen vielsagenden Blick zu. »Weißt du das nicht mehr?«
    Ich schüttelte den Kopf. Noah wandte wortlos die Augen ab. Seine Miene wirkte gleichmütig, aber ich sah, wie es in ihm arbeitete. Mir wurde immer unbehaglicher zumute. Was war so schlimm, dass er es nicht – oh. O nein! Blitzschnell sah ich auf das Laken, das ich an mich drückte.
    »Wir haben doch nicht etwa –«
    Schon war seine Miene voller Übermut. »Nein. Du hast dir bloß die Kleider vom Leib gerissen, bist wie eine Verrückte durchs Haus gerannt und hast geschrien: Es

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