Was geschah mit Mara Dyer?: Roman (German Edition)
bestehen schien, mit einem winzigen Glitzerkleid und Feenflügeln. Sie kam mir merkwürdig bekannt vor, doch ich konnte sie nirgends zuordnen. Wahrscheinlich ging sie auf unsere Schule. Noah lauschte ihr gespannt, während sie von einem Halbkreis verkleideter Mädchen umgeben war: einer Teufelin, einer Katze, einem Engel und … einer Karotte? Hm. Das Gemüsemädchen gefiel mir, die anderen wirkten einfach nur billig.
Genau in diesem Moment hob Noah den Kopf und sah mich. Ich konnte seinen Gesichtsausdruck nicht deuten, auch nicht, als er sich zu der Fee beugte und ihr etwas ins Ohr sagte. Sie drehte sich um und sah mich an. Noah versuchte, sie davon abzuhalten, doch erst, als unsere Blicke sich bereits gekreuzt hatten. Sie kicherte und hielt sich die Hand vor den Mund, ehe sie sich wieder umdrehte.
Noah machte sich über mich lustig. Ein Gefühl der Demütigung kroch in mir hoch und setzte sich in meiner Kehle fest. Ich drehte mich um und zwängte mich zwischen den schwitzenden Leibern hindurch. Ebenso dringend, wie ich heute Abend hatte herkommen wollen, wollte ich nun wieder von hier verschwinden.
Ich fand Daniel und schrie ihm ins Ohr, dass ich mich nicht gut fühlte, dann fragte ich Sophie, ob sie ihn nach Hause fahren könne. Daniel war besorgt; er bestand darauf, mich nach Hause zu bringen, doch das wollte ich auf keinen Fall. Ich brauche nur ein wenig frische Luft, ließ ich ihn wissen. Schließlich gab er mir den Autoschlüssel und ich eilte zum Ausgang. Während ich mich durch das Gewühle schob, war mir, als rufe hinter mir jemand meinen Namen. Ich blieb stehen, schluckte und drehte mich wider jede Einsicht um.
Es war niemand da.
21
B isich zu Hause ankam, hatte ich mich wieder gefangen. Mit verheultem Gesicht und ohne Daniel dort einzutreffen, würde meine Lage nicht gerade verbessern, schließlich hatten meine Mutter und ich gerade erst angefangen, uns ein wenig anzunähern. Doch ihr Wagen war gar nicht da, als ich in unsere Einfahrt bog. Ebenso wenig wie der meines Vaters. Auch im Haus war alles dunkel. Wo waren sie? Ich ging zur Eingangstür und streckte die Hand aus, um sie aufzuschließen.
Sie öffnete sich von allein. Bevor ich sie berührte.
Die Finger nur Zentimeter vom Türgriff entfernt, stand ich da. Das Herz klopfte mir bis zum Hals, als ich die Augen langsam über die Tür wandern ließ. Es war nichts Auffälliges zu sehen. Vielleicht hatten sie einfach vergessen abzuschließen.
Mit einer Hand stieß ich die Tür auf, dann stand ich im Türrahmen und spähte in das dunkle Haus. Die Lichter in der Diele, im Wohnzimmer und im Esszimmer waren aus, aber an der Ecke zum Flur schimmerte ein kleiner Lichtstreifen. Dort mussten sie die Beleuchtung angelassen haben.
Meine Augen wanderten weiter. Die Kunst hing immer noch an den Wänden. Der chinesische Paravent aus Elfenbein und Perlmutt stand noch an seinem Platz. Alles war so, wie es sein sollte. Ich atmete durch, machte die Haustür hinter mir zu und schaltete in schneller Folge sämtliche Eingangslichter an.
Schon besser.
Als ich in die Küche kam, um mir etwas zu essen zu holen, bemerkte ich den Zettel am Kühlschrank.
Bin mit Joseph im Kino und gegen 22.30 Uhr zurück.
Ein Blick auf die Uhr zeigte mir, dass es gerade neun war. Sie mussten eben erst weggefahren sein. Wahrscheinlich war Joseph als Letzter aus dem Haus gegangen und hatte vergessen abzuschließen. Keine große Sache.
Ich sah in den Kühlschrank. Joghurt. Kakao. Gurken. Ein Rest Lasagne. Mein Kopf tat weh und erinnerte mich an die zahllosen Haarnadeln, die meine Mutter mir in die Kopfhaut getrieben hatte. Ich schnappte mir einen Becher Joghurt und einen Löffel und ging damit in mein Zimmer. Doch sobald ich in den Flur trat, erstarrte ich.
Als ich mit Daniel aus dem Haus gegangen war, hatten sämtliche Familienfotos auf der linken Seite gehangen, den drei Glastüren auf der rechten Seite direkt gegenüber.
Doch jetzt befanden sich sämtliche Bilder auf der rechten Seite. Und die Glastüren auf der linken.
Der Joghurt fiel mir aus der Hand und spritzte gegen die Wand. Der Löffel landete klirrend auf dem Boden und holte mich in die Wirklichkeit zurück. Es war ein schlimmer Abend. Ich trat den Rückzug an, rannte in die Küche und riss ein Geschirrtuch vom Haken. Wenn ich in den Flur zurückkam, würde alles wieder so sein, wie es sein sollte.
Ich ging in den Flur zurück und alles war wieder so, wie es sein sollte.
Ich rannte in mein Zimmer, machte die Tür hinter
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