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Was geschah mit Mara Dyer?: Roman (German Edition)

Was geschah mit Mara Dyer?: Roman (German Edition)

Titel: Was geschah mit Mara Dyer?: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Hodkin
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Aussicht, aus dem Haus zu kommen und etwas anderes zu sehen als die Schule, hob meine Laune. Vielleicht würde ich heute Abend zur Abwechslung mal etwas Spaß haben.
    Ichverließ die Küche, um duschen zu gehen. Das heiße Wasser verbrühte mir fast die dünnen Schulterblätter. An die Kacheln gelehnt ließ ich mir das Wasser über die Haut laufen. Ich musste mir eine Kostümierung ausdenken; ich wollte nicht diejenige sein, die als Einzige wieder mal das Falsche trug.
    Ich trat aus der Duschkabine und schlüpfte in ein T-Shirt und meine Yogahose, ehe ich meine zu einem Rattennest verknoteten Haare entwirrte. Meine Kommode zu durchwühlen würde nichts bringen. Das Gleiche galt für meinen Schrank.
    Aber der Kleiderschrank meiner Mutter …
    Sie trug meistens Hosenanzüge oder Röcke und Blusen. Immer professionell und ganz und gar amerikanisch. Aber ich wusste, dass sie irgendwo tief in ihrer riesigen, pastellfarbenen Kollektion ein oder zwei Saris vergraben hatte. Das könnte funktionieren.
    Auf Zehenspitzen schlich ich zum Schlafzimmer meiner Eltern und öffnete vorsichtig die Tür. Sie waren noch in der Küche. Ich begann, die Kleider meiner Mutter durchzusehen und etwas zu suchen, das mir passen würde.
    »Mara?«
    Ups. Ich drehte mich um. Der Stress stand meiner Mutter ins Gesicht geschrieben.
    »Ich habe nur etwas gesucht, das ich anziehen kann«, sagte ich. »Tut mir leid.«
    »Ist schon gut. Ich wünschte nur, wir könnten …«
    Ich atmete langsam ein. »Können wir das auf später verschieben? Daniel meinte, dass der Verkehr heftig wird, und ich muss mir noch ein Kostüm ausdenken.«
    MeineMutter runzelte die Stirn. Ich wusste, dass sie einen Kommentar abgeben wollte, hoffte aber, sie würde es dieses eine Mal sein lassen. Ich war überrascht, als ein verschwörerisches Lächeln ihr Gesicht verwandelte.
    »Wird es eine Kostümparty?«, fragte sie. Ich nickte.
    »Da habe ich vielleicht etwas«, sagte sie. Sie schob sich an mir vorbei und verschwand in den Tiefen ihres begehbaren Kleiderschrankes. Kurz darauf tauchte sie mit einer Kleiderhülle wieder auf, die sie in den Armen hielt wie ein kleines Kind, und an ihren Fingern baumelte ein Paar gefährlich hohe Sandaletten. »Das müsste dir passen.«
    Misstrauisch beäugte ich die Kleiderhülle. »Das ist doch kein Hochzeitskleid, oder?«
    »Nein.« Sie lächelte und reichte mir dann die Hülle. »Es ist ein Kleid. Von meiner Mutter. Nimm meinen roten Lippenstift und steck dir die Haare hoch, dann kannst du als Vintage-Model gehen.«
    Ich musste ebenfalls lächeln. »Danke«, sagte ich und meinte es auch so.
    »Tu mir nur einen Gefallen, ja?«
    Ich hob die Brauen und wartete auf die Bedingung.
    »Bleib in Daniels Nähe.«
    Sie klang überanstrengt und ich bekam ein schlechtes Gewissen. Wieder einmal. Ich nickte und bedankte mich noch einmal, ehe ich in mein Zimmer zurückging, um die Sachen anzuprobieren. Der steife Plastikstoff der Kleiderhülle knisterte, als ich den Reißverschluss öffnete. Dunkle smaragdgrüne Seide schimmerte mir entgegen. Als ich das Kleid aus der Hülle holte, stockte mir der Atem. Es war umwerfend. Hoffentlich passte es.
    Ich ging in mein Badezimmer und wollte versuchen, mir die Wimpern zu tuschen, ohne mir ins Auge zu stechen. Doch als ich in den Spiegel sah, stand Claire hinter meinem Spiegelbild.
    Sie zwinkerte. »Amüsiert euch schön, ihr zwei.«

20
    I chflüchtete aus dem Bad und setzte mich mit trockenem Mund und zitternden Händen aufs Bett. Ich wollte schreien, doch stattdessen schloss ich die Augen und zwang mich, tief durchzuatmen. Claire war tot. Sie war nicht in meinem Badezimmer und es gab nichts, vor dem ich mich fürchten musste. Mein Geist spielte mir Streiche. Ich würde heute Abend auf eine Party gehen und ich musste mich anziehen. Eins nach dem anderen.
    Zuerst das Make-up. Ich wollte zurück zum Spiegel, hielt aber inne. Es war niemand da. Nur meine Posttraumatischen Belastungsstörungen.
    Aber warum ein Risiko eingehen?
    Ich tappte über den Flur, zurück zum Schlafzimmer meiner Eltern. »Mom?«, fragte ich und steckte den Kopf zur Tür hinein. Sie saß im Schneidersitz auf dem Bett und tippte auf ihrem Laptop. Sie hob den Kopf. »Kannst du mich schminken?«, fragte ich sie.
    Sie lächelte begeistert, führte mich in ihr Badezimmer und setzte mich auf einen Hocker vor die Frisierkommode. Ich wandte mich vom Spiegel ab – für alle Fälle.
    Ich spürte, wie meine Mutter mir Eyeliner auftrug, doch als sie ihren

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