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Was geschah mit Mara Dyer?: Roman (German Edition)

Was geschah mit Mara Dyer?: Roman (German Edition)

Titel: Was geschah mit Mara Dyer?: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Hodkin
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kamen so dicht hintereinander, dass sie wohl hofften, meine Mutter würde sich für die Kindererziehung eine Auszeit vom zivilen Ungehorsam nehmen.« Noah überließ die Asche seiner Zigarette dem Highwayabschnitt hinter uns.
    »Aber meine Mutter dachte gar nicht daran, aufzuhören.
    Sienahm uns einfach überallhin mit. Bis sie starb. Sie wurde erstochen.«
    Oh Gott.
    »Auf einer Demonstration.« Herrje.
    »Sie hatte es so eingerichtet, dass mein Vater an diesem Tag zu Hause auf Katie aufpasste, aber ich war bei ihr. Ich war ein paar Tage vorher fünf geworden, kann mich aber kaum noch daran erinnern. Und an sie auch nicht. Mein Vater erwähnt nicht einmal mehr ihren Namen und dreht durch, wenn es jemand anders tut«, sagte Noah, ohne das geringste Schwanken in der Stimme.
    Ich war sprachlos. Noahs Mutter war gestorben – ermordet worden – und er hatte es mit ansehen müssen.
    Noah stieß den Rauch durch die Nase, der um ihn herumwirbelte, bevor er durch das offene Fenster entwich. Es war ein herrlicher Tag, blau und wolkenlos. Aber meinetwegen hätte dort draußen auch ein Hurrikan toben können. Ich begann Noah allmählich in einem anderen Licht zu sehen und war wie gebannt.
    »Ruth kam nach England zurück, als sie von meiner Mutter erfuhr. Sie hat mir vor Jahren erzählt, dass mein Vater sich aufgegeben hatte, nachdem meine Mutter gestorben war. Er konnte sich weder um uns noch um sich selbst kümmern. Eine Katastrophe, im wahrsten Sinne des Wortes. Das war natürlich lange bevor er seine Seele an die Shareholder verkaufte. Ruth blieb und die beiden heirateten, auch wenn er sie nicht verdient, weil er sich in jemand anderen verwandelt hat. Und jetzt sind wir hier, eine große, glückliche Familie.«
    NoahsGesichtsausdruck hinter den Brillengläsern war unergründlich und ich wünschte, ich könnte ihn erkennen. Wusste irgendjemand in der Schule über seine Mutter Bescheid – oder über ihn? Aber dann fiel mir ein, dass Noah auch nicht wusste, was mir zugestoßen war. Ich starrte in meinen Schoß und fingerte an den durchgescheuerten Knien meiner Jeans herum. Wenn ich es ihm jetzt erzählte, könnte es klingen, als wollte ich die Geschehnisse vergleichen, als fände ich, dass der Verlust einer Freundin mit dem Verlust eines Elternteils vergleichbar sei, was nicht der Fall war. Aber was würde er denken, wenn ich nichts sagte?
    »Ich –«, begann ich. »Ich weiß gar nicht –«
    »Danke«, sagte er und schnitt mir kühl das Wort ab. »Ist schon gut.«
    »Nein, ist es nicht.«
    »Nein, ist es nicht«, wiederholte er schlicht. Er schob die Sonnenbrille hoch, aber sein Gesicht wirkte immer noch kontrolliert. »Allerdings hat es auch Vorteile, einen Finanzhai zum Vater zu haben.«
    Er spielte die Sache herunter, also tat ich es auch. »Zum Beispiel zum sechzehnten Geburtstag ein Auto geschenkt zu bekommen?«
    Noahs Grinsen war voller Übermut. »Katie hat einen Maserati.«
    Ich blinzelte. »Hat sie nicht.«
    »Hat sie wohl. Sie ist nicht mal alt genug, um ihn zu fahren.«
    Ich hob die Augenbrauen. »Und dein Auto? Ist das deine Art von jugendlicher Rebellion oder was?«
    »Traurig,nicht?« Er sagte es leichthin, doch sein Gesichtsausdruck hatte etwas Gehetztes. Er runzelte die Stirn und ich hätte furchtbar gern die Hand ausgestreckt und sie glatt gestrichen.
    »Das finde ich nicht«, sagte ich stattdessen. »Mir kommt es eher mutig vor. Mit so viel Geld könntest du dir allen möglichen Krempel kaufen. Es nicht anzunehmen, ist – ziemlich anständig.«
    Noah tat, als wäre er entsetzt. »Hast du mich gerade anständig genannt?«
    »Ich glaube schon.«
    »Du hast wirklich keine Ahnung«, sagte er und drehte die Lautstärke seines iPods auf.
    »Death Cab?«, fragte ich. »Im Ernst?«
    »Du klingst überrascht.«
    »Ich hätte nicht gedacht, dass du sie magst.«
    »Sie gehören zu den wenigen modernen Bands, die mir gefallen.«
    »Ich glaube, ich muss deinen Musikgeschmack ein bisschen erweitern«, sagte ich.
    »Es ist zu früh für Drohungen«, sagte Noah, als er in eine schmale, belebte Straße einbog. Es wimmelte von Menschen, die das schöne Wetter genossen. Genau in dem Moment, als der Song endete, parkte Noah am Straßenrand und ich ließ ihn die Tür für mich öffnen. Ich fing an, mich daran zu gewöhnen. Wir gingen an einem kleinen Park vorbei, in dem ein paar alte Männer saßen und Domino spielten. Ein großes, buntes Gemälde zierte eine Wand und die Spieltische standen unter gestreiften Baldachinen.

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