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Was geschah mit Mara Dyer?: Roman (German Edition)

Was geschah mit Mara Dyer?: Roman (German Edition)

Titel: Was geschah mit Mara Dyer?: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Hodkin
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und spürte, wie seine Stoppeln über mein Kinn strichen und er mir ins Ohr hauchte: »Dann hat er es falsch angestellt.«

35
    N oahsLippen legten sich ganz sanft auf meine Wange und blieben dort. Ich brannte lichterloh. Als ich die Augen wieder aufmachte und meine Atmung sich normalisierte, stand er nicht mehr vor mir. Er lehnte lässig am Torbogen der Schließfachecke und wartete darauf, dass ich meine Materialien für den Kunstunterricht zusammensuchte.
    Es läutete.
    Ich stand immer noch da, spürte den Druck seiner Lippen auf meiner Wange und starrte weiter wie ein Idiot vor mich hin. Dann atmete ich tief durch und kratzte mein letztes bisschen Würde zusammen, ehe ich an ihm vorbeiging. Dabei achtete ich darauf, dem Regen auszuweichen, der von schräg oben unter den Durchgang peitschte. Ich war heilfroh, dass ich als Nächstes Kunst hatte. Ich musste mich abregen, auf meinen Stresspegel achten, wie Dr. Maillard gesagt hatte. Aber Noah zu ignorieren war einfach unmöglich. Vor meinem Unterrichtsraum sagte ich ihm, dass wir uns später wiedertreffen würden.
    Noah runzelte die Stirn, während die anderen Schüler an uns vorbeigingen. »Aber ich habe eine Freistunde.«
    »Dann mach deine Hausaufgaben.«
    »Aber ich will dir beim Zeichnen zusehen.«
    Ichantwortete, indem ich die Augen schloss und mir die Stirn rieb. Er war unmöglich.
    »Willst du mich nicht dabeihaben?«, fragte er. Ich machte die Augen wieder auf. Noah sah total geknickt aus. Zum Anbeißen.
    »Du lenkst mich ab«, sagte ich unumwunden.
    »Das werde ich nicht. Ehrenwort«, sagte Noah. »Ich hole mir ein bisschen Kreide und male in einer Ecke still vor mich hin.«
    Ich musste wider Willen lächeln und Noah sah seine Chance und schob sich einfach an mir vorbei in den Kunstraum. Ich ging zu einem Tisch am anderen Ende des Raums. Noahs Augen folgten mir, als ich mich auf einen Hocker setzte und meine Zeichenstifte herausholte.
    Ohne ihn weiter zu beachten zog ich mich in mich selbst zurück. Ich schlug mein Skizzenbuch auf und überblätterte hastig die Seiten, die mit Noah gefüllt waren, als sich die Vertretungslehrerin räuspernd zu Wort meldete.
    »Hallo, Leute! Ich bin Ms Adams. Mrs Gallo hatte heute einen familiären Notfall, daher übernehme ich ihre Vertretung.« Mit ihren kurzen Ponyfransen und der Brille sah sie aus wie zwölf. Und so hörte sie sich auch an.
    Als Ms Adams die Anwesenheitsliste durchging und den Namen eines fehlenden Schülers aufrief, fuhr Noahs Hand in die Höhe. Ich beobachtete ihn vorsichtig. Sobald sie mit der Anwesenheitskontrolle fertig war, stand Noah auf und ging nach vorn, ohne sich um die Blicke zu kümmern, die seinen Weg verfolgten.
    »Äh –« Ms Adams sah auf ihrem Klemmbrett nach.
    »Ibrahim Hassin?«
    Noahnickte. Und ich glaubte zu sterben.
    »Was haben Sie vor?«, fragte sie.
    Noah wirkte amüsiert. »Hat Mrs Gallo Ihnen das nicht gesagt?«, fragte er. »Wir sollen heute zum ersten Mal mit echten Modellen arbeiten.«
    O nein, ich litt Höllenqualen.
    »Oh, äh. Das wusste ich nicht –«
    »Das stimmt«, meldete sich ein Mädchen in Cheerleader-Uniform zu Wort. Brittany, glaube ich. »N-Ibrahim soll anfangen, hat Mrs Gallo gesagt.« Allgemeines Gemurmel und Köpfenicken unterstützten Brittanys Behauptung.
    Ms Adams wirkte verblüfft und ein wenig hilflos. »Hm, dann ist das wohl so. Wisst ihr, was ihr zu tun habt?«
    Noah lächelte sie strahlend an, während er einen Hocker mitten ins Zimmer zog. »Auf jeden Fall«, sagte er. Er setzte sich und ich starrte auf mein leeres Blatt. Die ganze Zeit über spürte ich seinen Blick auf mir.
    »Äh, warten Sie –«, sagte die Vertretungslehrerin mit einem Hauch von Verzweiflung in der Stimme.
    Ich hob den Kopf. Noah war dabei, sein Hemd aufzuknöpfen. Gütiger Himmel!
    »Es gefällt mir wirklich nicht, dass –«
    Er löste seinen Schlips. Meine Klassenkameradinnen kicherten.
    »Oh Gott!«
    »Ach du heilige Scheiße.«
    »Krass, echt krass.«
    Er hob den Saum seines T-Shirts. Ich verlor die Fassung. Falls Noah die Mädchen hörte, ließ er sich nichts anmerken. Er fing meinen Blick auf und lächelte mir verschmitzt zu.
    »M-Mr Hassin, ziehen Sie sich bitte wieder an«, stammelte Ms Adams.
    Noah hielt inne, ließ die anderen noch einen Moment die Aussicht bewundern, dann ließ er das T-Shirt wieder fallen, zog sein Hemd an, das er falsch zuknöpfte, und ließ die Hemdsärmel offen.
    Ms Adams atmete hörbar auf. »Also gut, Leute, an die Arbeit.«
    Ich schluckte

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