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Was geschah mit Mara Dyer?: Roman (German Edition)

Was geschah mit Mara Dyer?: Roman (German Edition)

Titel: Was geschah mit Mara Dyer?: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Hodkin
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höhnte sie. Sie sprach meinen Namen immer noch falsch und auf Englisch aus. Das nervte. »Sie sind die Nächste.« Sie zeigte auf mich und dann auf die Tafel am Kopfende des Klassenzimmers. Jamie warf mir einen mitfühlenden Blick zu, als ich an ihm vorüberging. Ich versuchte vergeblich, ruhiger zu atmen, während ich nach vorn trottete. Morales machte es nur noch schlimmer, indem sie in ihren Papieren kramte, in ihr Notenbuch schrieb und was weiß ich alles tat. Ich wappnete mich für den bevorstehenden Angriff und trat von einem Fuß auf den anderen.
    »Wer war Pedro Arias Dávila?«
    Ich hörte auf herumzuzappeln. Das gehörte nicht zu unseren Themen. Von Dávila hatten wir im Unterricht noch nie gesprochen. Sie war darauf aus, mich durchrasseln zu lassen. Ich sah Morales an, die allein in der ersten Reihe hockte und sich in einen Seminarstuhl gezwängt hatte. Sie war bereit, mich abzuschießen.
    »Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit, Mies Diär.« Sie klackerte mit ihren langen Fingernägeln auf der Tischplatte herum.
    Ein klitzekleines Triumphgefühl durchströmte mich. Ich hatte im letzten Jahr Weltgeschichte belegt und wie es der Zufall wollte, hatte ich mich in meiner Abschlussarbeit mit Panama im sechzehnten Jahrhundert beschäftigt. Was für ein Zufall. Ich nahm es ein Zeichen.
    »Pedro Arias Dávila leitete die erste bedeutende spanische Exkursion in die Neue Welt«, erwiderte ich in einwandfreiem Spanisch. Ich hatte keine Ahnung, wie ich das zustande brachte, mir war richtig schwindelig. Alle im Raum starrten mich an.
    Ichhielt kurz inne, um mich selbst zu bewundern, und fuhr dann fort. »Er war Soldat in Kriegen in Granada, Spanien und Nordafrika. König Ferdinand II. ernannte ihn zum Leiter der Expedition von 1514.« Mara Dyer auf der Gewinnerstraße.
    »Sie können sich setzen, Mies Diär«, sagte Morales in ruhigem, eisigem Ton.
    »Ich bin noch nicht fertig.« Ich konnte selbst kaum glauben, dass ich das sagte. Einen Moment lang wollten meine Beine zum nächsten Tisch rennen. Doch als Morales auf der Stelle die Fassung verlor, strömte es mir heiß durch die Adern. Ich konnte nicht widerstehen. »1519 gründete er Panama-Stadt. Er traf eine Vereinbarung mit Francisco Pizarro und Diego de Almagro, die zur Entdeckung von Peru führte.« Leck mich, Morales.
    »Setzen Sie sich, Mies Diär.« Morales fing an zu schnaufen und zu keuchen und entwickelte mehr und mehr Ähnlichkeit mit einer Comicfigur. In dreißig Sekunden würden ihre Ohren anfangen zu qualmen.
    »Ich bin noch nicht fertig«, sagte ich abermals, begeistert über meine eigene Kühnheit. »Im gleichen Jahr wurde Pedro de los Ríos Gouverneur von Panama. Dávila starb 1531 im Alter von einundneunzig Jahren.«
    »Sie sollen sich setzen!«, schrie sie.
    Aber ich war unbesiegbar. »Dávila war als grausamer Mann und als Lügner bekannt.« Ich betonte jedes einzelne Wort und sah Morales dabei direkt in die Augen, sah, dass die Venen auf ihrer Stirn zu explodieren drohten. Ihr faltiger Hals färbte sich purpurrot.
    »Verlassen Sie mein Klassenzimmer!« Ihre Stimme war leise und fuchsteufelswild. »Señor Coardes, Sie sind der Nächste.« Morales drehte sich in dem viel zu engen Stuhl um und nickte einem sommersprossigen Mitschüler zu, dem der Mund offen stand.
    »Ich bin noch nicht fertig«, hörte ich mich sagen. Ich hüpfte vor Energie fast auf der Stelle. Selbst das Zimmer wirkte wach und lebendig. Ich konnte die Ameisen hören, die zwischen einem Prachtexemplar von festgeklebtem Kaugummi und einem Bücherregal zu meiner Linken hin und her trippelten. Ich roch den Schweiß, der Morales seitlich übers Gesicht lief. Ich sah, wie Jamies Dreadlocks in Zeitlupe über sein Gesicht fielen, als er die Stirn auf die Tischplatte legte.
    »VERSCHWINDEN SIE AUS MEINEM KLASSEN-ZIMMER!«, brüllte Morales und ich fuhr vor Schreck zusammen, als sie aufstand und dabei ihren Stuhl umstieß.
    In diesem Moment war es aus mit mir. Ich setzte ein höhnisches Grinsen auf und spazierte aus dem Zimmer.
    Gefolgt von Applaus.

37
    I chwartete draußen auf Jamie und das Ende der Prüfungen. Als er herauskam, packte ich ihn an seinem Rucksack und zog ihn zu mir herüber.
    »Na, was sagst du jetzt, Amigo?« Ich grinste über das ganze Gesicht und stieß die Faust in die Luft.
    Jamie tat es mir gleich. »Das war … das war einfach …« Er sah mich ehrfürchtig an.
    »Ich weiß«, sagte ich siegesgewiss.
    »Megadumm«, fuhr er fort.
    »Was?« Ich war genial

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