Was geschah mit Mara Dyer?: Roman (German Edition)
Script der Schulaufführung in seinen Rucksack und seufzte. »Aiden hat behauptet, ich hätte ihn bedroht«, sagte er hastig.
»Was?«
»Mit einem Messer. Anna hat es bezeugt.« Jamie schob eine Handvoll Blätter in seinen Rucksack. »Einer von ihnen hat mir das Ding unbemerkt in den Rucksack geschmuggelt. Sie haben mich rausgeworfen.«
»Was?« Der Klang meiner Stimme hallte von den Metallwänden wider. »Das ist doch Schwachsinn! Wie können sie dich einfach rauswerfen?«
Jamie hielt inne und drehte sich mit geballten Fäusten zu mir um. »Selbst wenn es an der Schule keine Null-Toleranz-Regel gäbe, bin ich vorbelastet. Mit der Ebola-Geschichte vom letzten Jahr. Meine Eltern sind schon da, um mich abzuholen.«
»Einfach so?«, fragte ich schrill.
»Einfach so«, sagte er und schlug die Schließfachtür zu.
»Theoretisch bin ich vom Unterricht freigestellt, bis die Ermittlungen abgeschlossen sind, aber die Sache ist mehr oder weniger gelaufen. Ich war ohnehin nur noch auf Bewährung hier. Von jetzt an werde ich meine gesamte Arbeit per Korrespondenz erledigen.« Er ahmte die tiefe Stimme von Dr. Kahn nach. »Ich habe Noah vor dem Verwaltungstrakt rumhängen sehen und ihn gebeten, dich zu holen. Meine Eltern haben mir bereits angedroht, dass ich bis zum Schulabschluss Hausarrest habe. Das hier wird meine Collegebewerbungen nächstes Jahr komplett versauen.«
Mir drehte sich fast der Magen um. Ich konnte es nicht fassen. Es war so unsagbar ungerecht.
»Nanu, wenn das mal nicht der Schulrowdy ist.« Beim Klang von Aidens Stimme fuhr ich wütend herum. Anna stand mit triumphierendem Blick neben ihm.
So lief das also. Mit einem Schlag ruinierten sie Jamies Leben, und das nur, weil er für mich eingetreten war. Weil wir Freunde waren. Und ein einziger Blick in ihre widerlichen Visagen sagte mir ohne jeden Zweifel, dass dies nicht das letzte Mal gewesen sein würde.
Ich schäumte vor Wut. Ich hätte sie umbringen können. Ich wollte es wirklich.
Jamie funkelte Aiden an. »Pass auf, dass ich dich nicht wirklich ersteche, Davis.«
Aiden lachte. »Womit? Mit einem Cocktailstäbchen?« Ehe ich wusste, was ich tat, fuhr ich Aiden an. »Verschwinde. Auf der Stelle. Bevor ich mich vergesse.«
Aiden baute sich in Sekundenschnelle vor mir auf. Aus der Nähe wirkte er sogar noch größer als sonst. Die Muskeln in seinen Oberarmen zuckten. »Worauf wartest du noch?«
Schonhatte Noah Aiden an der Gurgel gepackt und drückte ihn gegen die Schließfächer. »Du verdammter Hurensohn«, sagte er zu ihm. »Jamie, schaff Mara hier weg.«
»Noah«, protestierte ich.
»Geh!«, fauchte er.
Jamie schnappte meine Hand und zog mich fort, an Anna vorbei. Hinter mir hörte ich Leiber gegen Metall krachen, ich wollte mich umdrehen, doch Jamie war überraschend stark.
»Noah kann auf sich selbst aufpassen, Mara.«
Ich versuchte, mich loszureißen. »Aiden ist riesig.«
Jamie setzte ein kleines, bitteres Lächeln auf, als er mich noch fester packte und mit sich zog. »Aber Noah kämpft mit schmutzigen Bandagen. Ihm passiert nichts. Das verspreche ich dir.«
Er ließ mich nicht los, bis wir neben der Sackgasse vor dem Wagen seiner Eltern standen.
»Hausarrest bedeutet höchstwahrscheinlich weder Telefon noch Computer«, sagte Jamie. »Aber wenn ich irgendwo einer Eule begegne, versuche ich, eine Nachricht nach draußen zu schmuggeln, okay?«
Ich nickte in dem Moment, als Jamies Dad das Fenster herunterließ.
»Mach’s gut, Süße«, sagte Jamie und gab mir einen Kuss auf die Wange. »Lass dich von dem Kerl nicht unterkriegen.«
Und mir nichts, dir nichts war er verschwunden.
39
I chstand völlig benommen da und starrte auf den leeren Campus. Der einzige Freund, den ich, außer Noah, in der kurzen Zeit gefunden hatte, war fort. Ich spürte eine Hand über meinen Rücken tippeln und drehte mich um.
Noahs wunderschönes Gesicht war total entstellt. Unter seinem linken Wangenknochen prangte ein knallroter Fleck und direkt darüber befand sich ein Gespinst von Kratzwunden, das sich von der Augenbraue bis zu seinem Ohr erstreckte.
»Oh Gott«, flüsterte ich.
Noah grinste verzerrt. Und zuckte dann zusammen.
»Komm. Wir müssen gehen.« Er führte mich zum Parkplatz und warf nur einen kurzen Blick über die Schulter, ehe wir in den Wagen stiegen. Als er den ersten Gang einlegte, bemerkte ich, dass seine Hand blutete.
»Sollen wir ins Krankenhaus fahren?«
Wieder lächelte er. Es sah aus, als würde es wehtun. »Du solltest
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