Was geschah mit Mara Dyer?: Roman (German Edition)
mit allem Drum und Dran.«
»Weiß nicht«, sagte ich und dachte an den Anruf. An die Drohung. Und an Jamie. Ich war nicht sicher, ob ich in Partystimmung sein würde. »Vielleicht.«
»Was ist mit deinem Geburtstag? Habt ihr beide irgendwelche Pläne, du und Noah?«
»Ich hab es ihm noch gar nicht gesagt«, gestand ich leise, während ich durch das Fenster den vorbeifahrenden Fahrzeugen nachsah. Wir hatten die Arztpraxis fast erreicht. Mein Magen zog sich zusammen, als mir das klar wurde.
»Warum nicht?«
Ich seufzte. »Ich will keine große Sache daraus machen, Daniel.«
Kopfschüttelnd fuhr er auf den Parkplatz der Arztpraxis.
»Du solltest ihn in dein Leben lassen, Mara.«
»Ich verbuche das als guten Ratschlag.« Ich betrat die Praxis und Daniel folgte mir. Dort trug ich mich auf einem Klemmbrett ein und wartete, bis ich aufgerufen wurde. Es war besser als im Krankenhaus, doch der altbekannte Medizingeruch schnürte mir den Hals ab und ließ mich schneller atmen. Als die Assistentin mir den Blutdruck maß, pochte mein Puls gegen die Manschette, die sie mir um den Arm gelegt hatte. Ich keuchte und die Assistentin sah mich an, als hätte ich den Verstand verloren. Wenn sie wüsste.
Sie führte mich in ein Behandlungszimmer und deutete auf eine Plastikliege, die mit Abdeckpapier überzogen war. Ich setzte mich, auch wenn mir das Knistern und Rascheln auf die Nerven ging. Wenige Minuten später kam die Ärztin herein.
»Mara?«, fragte sie und schaute auf ihr Klemmbrett. Dann sah sie mich an und streckte die Hand aus. »Ich bin Dr. Everett. Wie geht es dem Arm?«
»Fühlt sich gut an«, sagte ich und streckte ihn ihr entgegen.
»Haben Sie den Verband alle zwei Tage gewechselt?« Nein. »Mhm.«
»Was machen die Schmerzen?«
»Eigentlich habe ich kaum welche gespürt«, sagte ich. Sie hob die Augenbrauen. »Ich war unheimlich beschäftigt mit Prüfungen und Schulkram«, sagte ich zur Erklärung.
»Ablenkung ist oft die beste Medizin. Also gut, Mara, dann wollen wir uns die Sache mal anschauen.« Sie wickelte die Mullbandage zuerst vom Ellbogen ab und arbeitete sich dann zum Unterarm vor. Sie runzelte die Stirn und schürzte die Lippen, während immer mehr Verband verschwand und blasse, intakte Haut zum Vorschein kam. Dann sah sie zu ihrem Klemmbrett hinüber. »Wann ist die Sache passiert?«
»Vor zwei Wochen.«
»Hmmm.Der Notarzt muss einen Fehler gemacht haben. Wahrscheinlich war er noch Assistent«, murmelte sie vor sich hin.
»Was ist?«, fragte ich mit wachsender Nervosität.
»Manchmal werden Verbrennungen ersten Grades als zu schwer eingeschätzt, vor allem an Armen und Füßen«, sagte sie, während sie meinen Arm von allen Seiten betrachtete. »Aber selbst dann hält die Rötung eine ganze Weile an. Tut das hier weh?«, fragte sie und streckte meine Finger aus.
Ich schüttelte den Kopf. »Ich verstehe das nicht …Was ist denn los?«
»Es ist gar nichts los, Mara«, sagte sie und starrte meinen Arm an. »Er ist komplett geheilt.«
40
K einenjuckenden, schweißtreibenden Verband mehr unter dem Ärmel zu haben, war der einzige Lichtblick in den nächsten beiden Tagen. Ohne Noah, und vor allem ohne Jamie, hatte ich sogar noch weniger Geduld für die Schule und das merkte man. Ich fauchte meine Geschichtslehrerin an, die ich wirklich gern mochte, und war ganz kurz davor, Anna ins Gesicht zu schlagen, als sie an mir vorbeiging und mir ihre Tasche gegen die Schulter rammte. Sie hatten dafür gesorgt, dass mein einziger Freund von der Schule geworfen worden war. Es wäre das Mindeste, was ich tun konnte.
Ich widerstand. Gerade so. Doch die schlechte Laune folgte mir bis nach Hause. Ich wollte einfach nur allein sein.
Sobald ich ins Haus kam, riss ich mein Skizzenbuch aus der Tasche und verzog mich ins Wohnzimmer, um zu zeichnen. Auf dem Fußboden ließen sich Skizzen besser anfertigen und mein mit Teppich ausgelegtes Zimmer war dafür nicht geeignet.
Etwa eine Stunde nachdem ich angefangen hatte, schaute Daniel um die Ecke. »Hey.«
Ich sah vom Boden auf und lächelte ihn gleichgültig an.
»Hast du dir die Sache mit Sophies Party noch mal durch den Kopf gehen lassen?«
Ichwandte mich wieder meiner Wischarbeit zu. Selbstporträts ohne Spiegel sind ein schwieriges Unterfangen.
»Gibt es irgendein Motto?«
»Nein«, sagte Daniel.
»Oh.«
»Heißt das, du kommst mit?«
»Nein«, sagte ich. »Ich habe mich bloß gewundert.«
»Du weißt, dass Mom und Dad heute Abend ausgehen, nicht?«,
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