Was geschah mit Mara Dyer?: Roman (German Edition)
fragte Daniel.
»Jep.«
»Und dass Joseph mir heute bei den Vorbereitungen hilft.«
»Jep«, sagte ich wieder, ohne aufzusehen.
»Und was hast du heute Abend vor?«, fragte Daniel.
»Ich werde hier sitzen. Und zeichnen.«
Daniel sah mich fragend an. »Ist wirklich alles in Ordnung mit dir?«
Ich seufzte. »Mir ist einfach mehr danach, mich heute in Selbstmitleid zu wälzen, Daniel. Mach dir keine Gedanken.«
»Wenn es an deinen Noten liegt, kann ich bei Mom ein gutes Wort für dich einlegen. Dann ist es vielleicht nicht so schlimm.«
»Was?« Bisher hatte ich nur mit halbem Ohr zugehört, aber jetzt hatte Daniel weiß Gott meine ganze Aufmerksamkeit.
»Hast du sie denn noch nicht gesehen?«
Mein Herz begann zu klopfen. »Die Noten sind drau- ßen?«
Daniel nickte. »Ich hatte keine Ahnung, dass du es nicht weißt.«
Ichsprang vom Boden auf, ließ mein Skizzenbuch liegen und sauste in mein Zimmer. Dort warf ich mich auf meinen Schreibtischstuhl und wirbelte zum Monitor herum. Angst jagte mir durch die Adern. Vor ein paar Tagen war ich noch recht zuversichtlich gewesen, aber jetzt …
Als meine Augen über den Bildschirm huschten, begann ich, mich zu entspannen.
Leistungskurs Englisch: A
Bio: B+
Geschichte: B
Kunst: A
Spanisch: F
Algebra II: B
Ich stutzte und überflog den Bildschirm noch einmal. F. Das befand sich auf der Tastatur zwischen D und G. F wie fulminant oder wie Fehlschlag. Ein fulminanter Fehlschlag.
Ich ließ den Kopf zwischen die Knie sinken. Ich hätte es wissen müssen. Himmel, war ich blöd. Allerdings war ich noch nie in einem Fach durchgefallen; solche Dinge kann man sich immer erst vorstellen, wenn sie tatsächlich eintreten. Wie sollte ich das meinen Eltern erklären?
Obwohl ich mich schrecklich schämte, hoffte ich, dass Daniel noch in der Nähe war. Mit brennendem Gesicht rannte ich in die Küche. Er hatte mir eine Nachricht am Kühlschrank hinterlassen.
Bin los, um aufzubauen.
Ruf mich an, dann komme ich zurück und hole dich.
Ichfluchte leise und lehnte mich gegen die Edelstahltür, als mir ein Gedanke kam.
Jamie.
Er hatte meine Prüfung aufgezeichnet. Er hatte den Beweis, dass ich sie eigentlich mit Bravour bestanden hatte. Ich zog mein Handy aus der Tasche und drückte auf das Bild, das Jamie selbst von sich eingespeichert hatte. Einen Widderkopf. Der Spinner. Ich sah zur Decke hinauf und betete, dass er abnehmen würde.
Der Anruf wurde direkt an die Sprachbox weitergeleitet.
»Hausarrest bedeutet höchstwahrscheinlich weder Telefon noch Computer«, hatte Jamie gesagt. »Aber wenn ich irgendwo einer Eule begegne, versuche ich, eine Nachricht nach draußen zu schmuggeln, okay?«
Tränen stiegen mir in die Augen und ich schmiss das Handy an die Wand, wo die Farbe abblätterte und das Telefon auseinanderbrach. Es kümmerte mich nicht. In meinem Zeugnis stand ein F. Ein F !
Dunkle Gedanken wirbelten mir durch den Kopf. Ich musste mit jemandem reden und mir überlegen, was ich tun sollte. Ich brauchte einen Freund. Ich brauchte meine beste Freundin, aber sie war nicht mehr da. Und Jamie war auch nicht mehr da. Aber ich hatte Noah. Ich ging zu meinem zerschmetterten Handy hinüber, sammelte die Einzelteile ein und versuchte, sie wieder zusammenzusetzen. Vergeblich. Dann nahm ich das Festnetztelefon von der Station und drückte auf die Taste für das Freizeichen, als mir einfiel, dass ich seine Nummer gar nicht auswendig wusste. Ich kannte ihn schließlich erst seit wenigen Wochen.
DieTränen auf meinem Gesicht trockneten und ließen ein Spannungsgefühl zurück. Ich malte meine Skizze nicht zu Ende. Ich tat überhaupt nichts. Ich war zu geschockt und sauer auf mich selbst, dass ich so dumm gewesen war, und noch wütender auf Morales. Und je mehr ich mich aufregte, desto wütender wurde ich.
Es war alles ihre Schuld. Ich hatte ihr nicht das Geringste getan, als ich an die Schule kam, und sie hatte sich alle Mühe gegeben, mir das Leben zur Hölle zu machen. Vielleicht konnte ich Jamies Adresse herausfinden und mir das Video von ihm besorgen, aber würde mir das wirklich weiterhelfen? Verstand Dr. Kahn überhaupt Spanisch? Wie Jamie gesagt hatte, war die Prüfung völlig subjektiv. Und obwohl ich genau wusste , dass ich bei der Antwort geglänzt hatte, war mir ebenso klar, dass Morales lügen würde.
Ich starrte durch das Küchenfenster hinaus in den schwarzen Himmel. Ich würde mich morgen darum kümmern.
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D ernächste Tag begann ungewöhnlich. Ich erwachte um
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