Was habe ich getan?
Sicherheit gewährleisten.«
Sie hielt inne, weil sie nicht recht wusste, wie sie dieses schreckliche Ende eines ansonsten perfekten Tages zum Abschluss bringen konnte.
»Ganz ehrlich, es ist für mich zu spät, um mich damit zu befassen. Wir können morgen darüber reden, wenn wir beide frisch und ausgeschlafen sind.«
Kate ging auf die Tür zu.
»Gute Nacht, Liebes.«
Tanya murmelte eine Antwort. Das meiste davon war nicht zu verstehen, aber Kate konnte immerhin die Wörter Kuh und hau ab ausmachen.
»Pfannkuchen, Tanya?«
Tom stand am Herd und wedelte mit dem Pfannenwender in der Luft herum, womit er darauf hinwies, dass zumindest er guter Laune war. Das kleine Radio in der Ecke übertrug eine lautstark geführte Debatte. Die Stimmen waren kaum hörbar, dennoch erzeugten sie ein heimeliges Hintergrundgeräusch.
Tanya, die ein viel zu großes Sweatshirt trug, zuckte mit den knochigen Schultern und ließ sich die Haare ins Gesicht fallen, als sie zum Boden blickte. »Ich weiß nicht, ob ich Pfannkuchen essen darf. Es könnte sein, dass ich nur noch Haferschleim bekomme, falls Madam was dazu zu sagen hat. Oder schlimmer noch, gar kein Frühstück mehr, bevor ich rausgeschmissen werde.«
Sie meinte das nur halb im Scherz.
»Tanya, ich bin mir sicher, dass es nicht so schlimm ist. Kate geht zurzeit viel im Kopf herum, das ist alles. Sie wirft dich nicht raus, Süße, da bin ich mir sicher. Sie ist kein Mensch, der leicht rumzukriegen ist, aber sie wird dich nicht aufgeben. Das weiß ich.«
»Ich weiß nicht, ob mich das überhaupt noch interessiert, Tom. Ich hab mir überlegt, dass ich vielleicht besser dran bin, wenn ich wieder nach London fahre. Hier ist es so verdammt ruhig, dass man verrückt werden könnte. Außerdem habe ich einiges zu tun, sollte mich mit ein paar Leuten treffen. Ich hab mir überlegt, dass ich vielleicht gehe, mir einen Job beschaffe, ein paar Dinge in Ordnung bringe und für eine Weile bei einer Freundin wohne. Weißt du …«
Tom schmunzelte. Nein, er wusste es nicht, und er hatte genug von Tanya gesehen, ihrer zusammengesackten Haltung, dem nervösen Beiseiteschieben der Haare und dem Nagelkauen, um zu erkennen, dass sie es genauso wenig wusste.
»Tanya, du musst mit ihr reden. Es wird alles gut, du wirst schon sehen. Eines kann ich dir nämlich über Kate und Tash sagen: Sie wollen im Grunde nur dein Bestes. Ich sehe, dass sie besorgt sind und darüber diskutieren, wie jeder Bewohnerin am besten geholfen werden kann. Sie sind gute Menschen.«
Gleichgültig zuckte Tanya mit den Schultern und kräuselte die Oberlippe. Diese beiden schlichten Gesten zeugten von Aggressivität und Missfallen. In Wahrheit war das jedoch genau das Gegenteil ihrer wahren Gefühle. Sie wollte schluchzen, sich entschuldigen, sich eingewickelt in die hellrosa Lammwolldecke, den Kopf auf ein Kissen gelegt, vor dem Kamin ausstrecken. Sie wollte, dass man ihr sagte, sie könne für immer und ewig bleiben.
»Egal.«
Sie war sich nicht einmal sicher, wen das angeberische Benehmen beeindrucken sollte. Es war eine Angewohnheit, von der sie nicht wusste, wie sie sie ablegen konnte.
»Und heißt das jetzt, dass du Pfannkuchen haben willst oder nicht?«
Tanya lächelte, so sehr sie es sich auch zu verkneifen versuchte. Ihr knurrte der Magen, als sie den buttrigen Vanilleduft des Teigs einatmete, der der heißen Pfanne entströmte.
»Na ja, wenn du schon welche machst.«
Es war ein schöner, klarer Frühsommertag an der Küste Cornwalls, einer jener Tage, an denen sich das Wetter und die Menschen verschwören, um einen goldenen Tag der perfekten Erinnerungen zu schaffen. Die Sonne brannte heiß auf die nackte Haut. Der Himmel war bis auf ein paar Wolkenfetzen strahlend blau, die aussahen als wären sie mit dem Pinselstrich eines Künstlers gemalt worden. Die Luft war warm, und es ging ein lauer Wind, der die Blütenköpfe gerade so weit anhob, dass sie sich in ihrer ganzen Schönheit präsentierten. Kleinkinder dösten in Kinderwagen, Paare hielten Händchen, und Fremde lächelten einander an – jeder spielte seine Rolle.
Kate schlenderte am Hafen entlang, ließ sich mit ihren Besorgungen Zeit und genoss den Augenblick. Jedes Mal, wenn sie die Augen schloss, tauchte eines von Lydias Gemälden vor ihr auf. Sie fühlte sich ihr auf einmal irgendwie näher. Das Betrachten der Arbeiten ihrer Tochter war für sie, als hätte sie einen verstohlenen Blick in ein Tagebuch geworfen, das wunderbare Einblicke in die
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